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Macht Lippenbalsam eigentlich süchtig?

Greift ihr gern und oft zum Pflegestift? Wir erklären euch, woran das liegt und worauf ihr bei der Lippenpflege achten müsst.

Nicht ohne meinen Lippenbalsam...

Ohne Lippenbalsam das Haus zu verlassen, macht viele Frauen nervös. Der Lippenpflegestift gehört zu den beliebtesten Beautyprodukten überhaupt. So wie für Taschentücher Tempo war Labello lange Zeit das Synonym für den Lippenbalm. Vor mehr als hundert Jahren wurde der kleine Stift aus dem Hause Beiersdorf entwickelt, aktuell stellt die Firma rund 160 Millionen Pflegestifte pro Jahr her. Kein Wunder, denn mehr als neun Millionen Menschen benutzen täglich eine Lippenpflege. Mittlerweile gibt es von jeder Firma einen Lippenbalm: Sei es Blistex, der berühmte "Karité Lippenbalm" von L'Occitane, Carmex, die Lippenpflege "Everon" von Weleda, Korres, Burt's Bees oder Lavera. Die Liste der Lip Balms ist also lang. Grund genug, mal nachzuhaken: Macht Lippenbalsam eigentlich süchtig? Was cremen wir uns da überhaupt so fleißig auf unsere Lippen? Und kann Lippenbalm auch unseren Lippen schaden?

Warum wollen wir ständig cremen?

Unsere Lippenhaut hat nur wenige Talgdrüsen, weshalb sie sich häufig trocken und spröde anfühlt. Besonders merken wir das bei Kälte oder unter starker Sonneneinstrahlung.

Wer zu häufig mit einem Lippenbalsam nachfettet, verliert schnell das Gefühl für die natürliche Trockenheit der Lippen. Kontraproduktiver Nebeneffekt: Viele Balm-Produkte enthalten Mineralöl, das sich wie ein Film auf die Haut legt, die dadurch aufquillt und noch mehr austrocknet. So hat man ständig das Gefühl, noch mehr cremen zu müssen.

Warum stecken diese Stoffe überhaupt in Lippenpflegeprodukten? Paraffinöle und -wachse (die aus Mineralöl bestehen) bilden einen wasserundurchlässigen Film, der die in Pflegeprodukten enthaltene Feuchtigkeit in der Haut einschließt und sie so glatt und prall wirken lässt.

Kann ich so viel Lippenpflege benutzen, wie ich will?

Grundsätzlich besteht keine große Gefahr, häufig einen Lippenpflegestift zu verwenden. Es kommt aber auch hier darauf an, welchen. Vor Lippenpflegestiften, die aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOAH) enthalten, raten Verbraucherschützer ab. Diese MOAH-Fraktion könnte laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ein "karzinogenes Risiko" darstellen, also krebserregend sein.

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitlichen Risiken für Verbraucher. Allerdings gebe es noch Datenlücken bei der Langzeitanwendung - und unter anderem "hinsichtlich einer möglichen oralen Aufnahme ...aus mineralölhaltigen Lippenstiften", so das BfR.

Fazit: Bei Produkten, die von den Lippen direkt in den Mund wandern, sollte also Vorsicht geboten sein. Vaseline zum Beispiel besteht zu einem Großteil aus Mineralölen.

So könnt ihr erkennen, ob Mineralöle in eurem Lippenpflegestift stecken: Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis werden meist mit Begriffen wie "Paraffin" (Paraffinum Liquidum), "Mineral Oil" oder "Petrolatum" gekennzeichnet. In zertifizierter Naturkosmetik ist Mineralöl nicht erlaubt, sie sind also immer eine sichere Alternative. Produkte mit Kakaobutter, Sheabutter, Kokosöl oder Jojobaöl machen sich auf unseren Lippen einfach besser als Erdölderivate. Auf der unabhängigen Plattform Codecheck könnt ihr die Inhaltsstoffe einzelner Produkte schnell und einfach prüfen. 

Was ist dran an dem Skandal um den "eos"-Lippenbalsam?

Vor einiger Zeit geisterten Bilder von trockenen, rissigen Lippen durchs Netz, die angeblich Nebenwirkungen des Lippenbalsam der amerikanischen Marke "eos" seien. Die knallbunten und kugelrunden Lippenbalms, die es in all möglichen Duftrichtungen wie "Strawberry Sorbet", "Summer Fruit", "Blueberry Acai" und "Sweet Mint" gibt, sind eigentlich für ihre "100% natürlichen" Inhaltsstoffe bekannt, die die Lippen weich, zart und geschmeidig machen sollen. Nun hat der Hersteller eine Sammelklage wegen ausgelösten Hautirritationen am Hals. Darin heißt es, dass nur wenige Stunden nach dem Auftragen die Lippen sich wie Schmirgelpapier angefühlt hätten, in den nächsten Tagen seien Bläschen, blutige Risse und ein Ausschlag an der Mundregion aufgetreten.

Das Unternehmen hält die Klage für haltlos und seine Produkte für sicher: "Unsere Produkte werden aus hochwertigen Inhaltsstoffen hergestellt und erfüllen alle Sicherheits- und Qualitätsstandards unserer Branche", heißt es in einer offiziellen Erklärung, die das amerikanische Unternehmen auch via Twitter veröffentlicht hat. Um dies zu gewährleisten, führe ein unabhängiges Labor mit allen "eos"-Produkten strikte Tests durch. "Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kunden hat für uns oberste Priorität", betont "eos".

Aber was ist denn nun dran an dem Skandal? Sind die "eos"-Lippenbalsame wirklich gefährlich? Dass ein Produkt wie der Lippenbalsam von "eos" nicht von allen vertragen wird, wundert den Allergologen, Biologen und Sanitätsrat Dr. Wolfgang Klee aus Mainz nicht: "Nicht alles, was natürlich ist, ist auch immer gut verträglich. Auch natürliche Inhaltsstoffe wie Limone, Bienenwachs, Kokosnussöl oder sogar Kamille können allergische Reaktionen hervorrufen." Je mehr Inhaltsstoffe ein Kosmetikprodukt habe (bei "eos" sind es offiziell zwölf), desto größer sei auch die Wahrscheinlichkeit, dass man einen dieser Stoffe nicht vertrage.

Und je mehr Menschen ein Produkt nutzen, desto größer sei eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass einige von ihnen darauf allergisch reagieren. "Selbst wenn auf einem Produkt "dermatologisch getestet" steht, heißt das noch lange nicht, dass es jeder verträgt", so Klee. Insbesondere Duft- und Aromastoffe lösen häufig Allergien aus.
Weil die Haut gerade an den Lippen so dünn und empfindlich ist, rät der Experte: "Als verantwortungsbewusster Nutzer sollte man bei neuen Kosmetikprodukten vorsichtig sein und zum Beispiel einen Lippenbalsam zunächst zwei Tage in der Ellenbeuge ausprobieren, um zu sehen, ob man ihn verträgt." Allerdings sollte auch ein Kosmetikhersteller stets auf die Risiken seiner Produkte hinweisen.

Ihr wollt einen Pflege-Entzug? 3 Wochen Null-Diät!

Damit man erst gar nicht allergisch auf Lippenbalsame reagiert, sollte man hin und wieder auf Pflege-Diät gehen. In der Regel hat man sich nach drei Wochen Abstinenz wieder an den Normalzustand der Lippenhaut gewöhnt. Als Ritual für Hardcore-Lippenpflegejunkies empfehlen wir, über Nacht etwas Bio-Honig aufzutragen und tagsüber viel Wasser zu trinken. So bleiben die Lippen ebenfalls zart und gepflegt.

Wenn die Lippen aufgesprungen und gereizt sind, sollten auch parfümierte, farbstoffhaltige Lippenpflegestifte gemieden werden.

Nicht dauernd die Lippen lecken

Das Anfeuchten mit der Zunge lindert zwar kurzzeitig das Spannungsgefühl, langfristig gesehen verschlechtert es jedoch den Hautzustand: Wenn der Speichel verdunstet, wird zusätzlich Feuchtigkeit entzogen und die Haut wird noch trockener als zuvor. Im Winter können die Lippen so leicht aufspringen. 

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