Anzeige

Wie gefährlich ist Babypuder?

Wie gefährlich ist Babypuder?
© silroby80/shutterstock
Viele Babypuder enthalten den Inhaltsstoff Talkum, der in Verdacht steht, krebserregend zu wirken. Jetzt hat die Tochter einer Verstorbenen in den USA den Hersteller Johnsson & Johnsson (Penaten) verklagt – mit Erfolg!

Der Fall Jackie Fox

2015 starb die US-Amerikanerin Jackie Fox an Eierstockkrebs. Über 35 Jahre lang verwendete die Frau aus Missouri täglich ein talkumhaltiges Babypuder von Johnson&Johnson. Die Pflegetochter der Verstorbenen schloss sich einer Sammelklage von insgesamt 50 Frauen an. Ein Gericht in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) verurteilte den Pharmagiganten jetzt zu 72 Millionen Dollar Schadensersatz, weil auf den Produkten, die den angeblich krebserregenden Inhaltsstoff Talkum enthalten, kein Warnhinweis zu finden ist.

In der nächsten Instanz wird dieses Urteil möglicherweise nicht halten. Doch die Vorwürfe gehen weiter: Die britische Zeitung "Telegraph" schreibt, dass 1.200 weitere Klagen anstehen.

Was ist Talkum?

Talkum wird beim Abbau von mineralischem Talkgestein gewonnen. Der Talk wird anschließend zerkleinert, getrocknet und zermahlen. Durch diese Verarbeitung wird ein Teil der Spurenelemente entfernt, erhalten bleiben winzige Fasern. Die werden zum Beispiel in der Kosmetik eingesetzt, bei Produkten auf Puderbasis. Also nicht nur in Babypuder, sondern auch in Rouge und Bronzer, in Kajalstiften und Liplinern. Da Talk feuchtigkeitsbeständig ist, wird er auch von der pharmazeutischen Industrie genutzt und ist zum Beispiel auch Bestandteil einiger Magensäure-Medikamente. Auch der Puder auf einigen Kaugummis enthält Talk. Der kann offenbar erst gefährlich werden, wenn er eingeatmet wird oder in der Genitalregion regelmäßig angewendet wird. Vor Verwendung von Babypuder in anderen Körperregionen, wie zum Beispiel als Fußpuder, warnen wissenschaftliche Studien nicht.

Warum steht es in Verdacht, Krebs auszulösen?

Die Sachlage ist umstritten. Eine Studie des amerikanischen Radiologen Dr. Michael Huncharek belegt, dass Frauen, die häufig (zwischen 1x pro Woche bis täglich) Talkumpuder im Genitalbereich anwenden, ein um 33 % höheres Risiko haben, an Eierstockkrebs zu erkranken. Talkpartikel sind nämlich in der Lage, sich durch das Fortpflanzungssystem zu bewegen und sich in der Schleimhaut der Eierstöcke einzulagern. Andere Studien widerlegen allerdings den Zusammenhang zwischen Talkum und Eierstockkrebs. Der ist allerdings auch extrem schwer zu beweisen, denn bei der Entstehung von Tumoren der Ovarien ist das Zusammentreffen mehrerer (teilweise noch unbekannter) Faktoren ausschlaggebend.

Gefährlich auch für Babys?

Talkum birgt definitiv ein gesundheitliches Risiko, wenn es eingeatmet wird. Alarmierend war schon vor Jahren der Unfall eines zweijährigen Mädchens, das mit einer Puderdose spielte. Als sie aufging, verteilte sich der Puder übers Gesicht – das Mädchen lag danach mehrere Tage auf der Intensivstation. Gelangt der Talkum-Staub in die Lungen, können Atembeeinträchtigungen und schwere Lungenschäden die Folge sein. Von 1979 bis 2008 registrierten die Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz 113 Unfälle mit Babypuder.

Bereits 2011 forderte das Bundesinstitut für Risikobewertung, Talkum in Babypuder zu verbieten. Oder zumindest kindersichere Verschlüsse an den Dosen anzubringen. Passiert ist allerdings bis heute nichts.

Babypuder ohne Talkum

Zwar besteht laut Kinderärzten überhaupt keine Notwendigkeit, Babypuder zu verwenden. Früher puderten Eltern ihre Kinder in der Windelgegend, um die Haut zu trocknen und Entzündungen vorzubeugen. Jetzt gibt es weitaus wirksamere Wundcremes, nur noch eine absolute Minderheit verwendet Babypuder. Wer nicht darauf verzichten möchte, kann sicherheitshalber auf Babypuder speziell ohne Talkum umsteigen. Zum Beispiel bietet der Naturkosmetikhersteller Töpfer Babypuder ohne Talkum an, für circa 3,80 Euro.

Text: Sabine Rodenbäck

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel