Anzeige

Kosmetik-Inhaltsstoffe: Alle Siegel und was sie bedeuten

Auf Verpackungen sieht man so einiges, ein Siegel etwa und die Zutatenliste ... - weil man aber nicht unbedingt alles auch versteht, kommt hier eine kleine Entschlüsselungshilfe

Wenn du wissen möchtest, ob im angepriesenen neuen Serum wirklich hoch dosiertes Aloe Vera steckt oder nur ein Spritzer mit viel Wasser und sogenannten Hilfsstoffen (etwa zur Konservierung), dann solltest du am besten auf die INCI-Liste gucken. INCI steht für "International Nomenclature of Cosmetic Ingredients", besser bekannt als das Klitzekleingedruckte auf der Verpackung oder dem Beipackzettel. Hier werden (fast) alle Inhaltsstoffe genannt - nach ihrem Gewichtsanteil in abnehmender Reihenfolge.

Es muss nicht alles aufgelistet werden

Auf Platz eins findet sich also, was den größten Teil des Produktes ausmacht, zuletzt, was den geringsten. Wenn das Serum also wie ausgelobt hauptsächlich den Saft der Aloe Vera enthält, dann müsste dieser Stoff ("Aloe barbadensis leaf juice") an erster Stelle der Liste stehen. Ach ja, vollständig ist sie übrigens nicht: Bei weniger als einem Prozent des Gesamtinhalts muss eine Zutat gar nicht ausgewiesen werden.

Meist wird aber "Aqua" ganz oben angeführt: Wasser. Das ist nämlich der Hauptbestandteil vieler Pflegeprodukte. Zusammen mit Fetten, zum Beispiel Jojobaöl ("Buxus Chinensis"), Sheabutter ("Butyrospermum Parkii") oder Mineralölen ("Paraf num Liquidum"), bilden sie die Basis. Oft finden sich hier auch schon glättende Silikone (meist "Dimethicone").

Straffendes Vitamin A ("Retinol"), der Radikalfänger Vitamin C ("Ascorbic Acid") oder das pflegende Vitamin E ("Tocopherol") und andere Wirkstoffe, die den aus gelobten Effekt erzielen sollen, kommen danach. Ganz unten finden sich meist Konservierungsstoffe (etwa "Benzyl Alcohol") und mögliche Farbstoffe, die Sie an ihrer CI-Nummer (Colour Index) erkennen.

Apps können uns beim Verstehen helfen

Allergikerinnen sollten auf der INCI-Liste den Punkt "Parfum" beachten: Der steht für Duftstoffe, und je weiter oben die auftauchen, desto höher ist ihre Konzentration – und desto häufiger können sie Irritationen auslösen. Verzichten sollten Sie bei trockener, sensibler Haut, wenn die Kürzel "PEG" oder "PPG" auftauchen: Dabei handelt es sich um Emulgatoren, und die machen die Haut durchlässiger, sodass Schadstoffe eindringen können.

Dass viele Zutatennamen auf Englisch sind, soll die INCI-Liste über Sprachgrenzen hinweg verständlich machen. Wobei "verständlich" so eine Sache ist: Wer weiß denn bitte schon, dass "Xanthan Gum" bei der Fermentation von Zucker entsteht und Cremes geschmeidiger macht? Eine gute INCI-Entschlüsselungshilfe finden Sie übrigens auf www.haut.de, Infos zu konkreten Produkten liefern kostenlose Apps wie "Cosmile", mit denen sich der Barcode auf der Verpackung scannen lässt.

Sieben Siegel

"Natur" oder "Bio" klingt zwar schön, anders als bei Lebens mitteln sind diese Begriffe bei Kosmetik aber nicht geschützt. Siegel haben da mehr Aussagekraft - die bekommt nur, wer die verlangten Standards erfüllt

1. Ecocert

Die französische Umwelt-Kontrollorganisation vergibt "Natural", wenn mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs sind und mindestens 50 Prozent aus Bio-Anbau stammen. "Organic" erhöht den Bio-Anteil auf 95 Prozent.

2. BDIH

Der Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel verbietet organisch-synthetische Farbstoffe, Silikone, Erdölprodukte und Tierversuche. Die Inhaltsstoffe müssen natürlichen Ursprungs, möglichst aus biologischem Anbau sein.

3. COSMOS

Dieses Siegel mit Sitz in Belgien entstand, um weltweit gültige Standards für Natur- und Biokosmetik zu etablieren. Auch der BDIH oder Ecocert sind beteiligt. Deshalb wird ihr Symbol mit dem COSMOS-Logo kombiniert. Unterschieden wird in "OSMOS organic" (ein Teil der Inhaltsstoffe muss bio sein) und "COSMOS natural". Einige Voraussetzungen: Verzicht auf gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe, keine Tierversuche und die Minimierung von Abfallstoffen bei der Produktion.

4. NaTrue

Die International Naturaland Organic Cosmetic Association vergibt drei Zertifizierungsgrade:

1. "Naturkosmetik" (erlaubt sind nur Rohstoffe natürlichen Ursprungs - mit Ausnahme weniger naturidentischer Stoffe); 2. "Naturkosmetik mit Bioanteil" (der mindestens 70 Prozent beträgt); 3. "Biokosmetik" (95 Prozent stammen aus Bio-Anbau). Aufschluss zur Kategorie gibt ein QR-Code auf dem Produkt.

5. Demeter

Der deutsche Öko-Anbauverband zeichnet Kosmetik aus, die mindestens 90 Prozent pflanzliche Demeter-Rohstoffe enthält. Verboten sind Mineralöle, die Hilfsstoffe Butylen- oder Propylenglycol, tierische Rohstoffe, Einsatz von Gentechnik und Nanopartikeln, radioaktive Bestrahlung oder Begasung.

6. Veganblume

Die Vegan Society wurde 1944 vom Briten Donald Watson gegründet, der den Begriff "vegan" prägte. Produkte ohne tierische Inhaltsstoffe bekommen bei tierversuchsfreier Herstellung das Siegel.

7. Leaping Bunny

Tierversuche für Kosmetik sind in Deutschland gesetzlich verboten. Doch es gibt Schlupflöcher, etwa für Stoffe, die unter das Chemikaliengesetz fallen, weil sie auch für Medikamente eingesetzt werden. Der Leaping Bunny, der springende Hase, steht weltweit für tier versuchsfreie Kosmetik.

BRIGITTE 12/2019

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel