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"ToxFox": Gefährliche Inhaltsstoffe in Kosmetik

"ToxFox": Gefährliche Inhaltsstoffe in Kosmetik
© BUND e.V.
Seit rund einem Jahr kann man mit der ToxFox-App prüfen, ob in Kosmetik gefährliche Inhaltsstoffe enthalten sind. Ein kleiner Erfolg: Seit Einführung ist der Anteil hormonell belasteter Produkte ein wenig gesunken.

Wie funktioniert ToxFox?

2013 brachte der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) die App ToxFox heraus, mit der man Kosmetikprodukte auf ihre hormonelle Wirksamkeit überprüfen kann. Meist werden die kritisierten Inhaltsstoffe als Konservierungsmittel und UV-Filter eingesetzt - über die Haut können sie vom Körper aufgenommen werden und dort wie Hormone wirken.

ToxFox is eine kostenlose App, die einfach auf das Handy geladen wird. Mithilfe eines Barcodes kann man das zu überprüfende Produkt dann scannen oder man gibt den Namen ein. Ein rotes oder grünes Signal zeigt, ob das Produkt bedenklich ist oder nicht. Nach der Einführung wurde die App innerhalb kürzester Zeit von Tausenden iPhone-Nutzern heruntergeladen. Mittlerweile gibt es ToxFox auch für Handys mit Android-Betriebssystem.

Was hat sich seit Einführung von ToxFox getan?

Der anfängliche Run auf die App hat sich weiter forgesetzt: Bei ToxFox sind mittlerweile mehr als 80000 Körperpflegeprodukte gelistet. Seit der Einführung vor einem Jahr wurden mehr als zehn Millionen Produkt-Checks durchgeführt - rund 850000 Nutzer und Nutzerinnen machten auch von den Beschwerde-E-Mails Gebrauch, die man über die App direkt an die Hersteller schicken kann.

Der Protest zeigt bereits Wirkung: Der Anteil hormonell belasteter Produkte ist leicht gesunken: Waren es 2013 noch 30 Prozent, sind es derzeit noch 27 Prozent. "Bei den neu eingetragenen Kosmetikprodukten ist nur noch ein Fünftel mit hormonell wirksamen Stoffen belastet. Das ist weiterhin zu viel, aber der Trend geht nach unten", sagte Ulrike Kallee, Chemikalien-Expertin des BUND. "Viele Produkte kommen mittlerweile ohne hormonell wirksame Chemikalien aus. Das ist klar eine Folge des Verbraucherprotestes", so Kallee.

Wie wirken Chemikalien in Kosmetika im Körper?

Wissenschaftler weisen im menschlichen Blut regelmäßig eine ganze Reihe hormonell wirksamer Chemikalien nach, darunter auch Parabene und UV-Filter aus Kosmetik-Produkten. Dabei werden teilweise bereits Konzentrationen erreicht, die im Tierversuch zu Gesundheitsschäden geführt haben. Sie stehen zum Beispiel im Verdacht, das Risiko für Hoden- und Brustkrebs zu erhöhen, bei Männern die Fruchtbarkeit zu verringern, zu Missbildungen der Geschlechtsorgane zu führen, Fettleibigkeit zu fördern und zu verfrühter Pubertät beizutragen. Insgesamt wurden 15 verschiedene Stoffe in Kosmetika gefunden, die von der EU in ihrer Prioritätenliste für hormonell wirksame Stoffe mit der höchsten Priorität belegt wurden. Für alle diese Stoffe wurde die hormonelle Wirksamkeit in Tierversuchen dokumentiert. "Ein Duschgel macht noch nicht krank. Aber die meisten Menschen nutzen jeden Tag viele verschiedene Kosmetika, deren Inhaltsstoffe als Chemikaliencocktail im Körper wirken können. Hersteller sollten daher auf Parabene in ihren Produkten verzichten", fordert Kallee.

Kritik an der ToxFox-App

Praktisch auch für unterwegs: Die ToxFox-App
Praktisch auch für unterwegs: Die ToxFox-App
© BUND e.V.

Kritik an der BUND-App bleibt aber nicht aus: Gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte werden in den einzelnen Produkten wohl nicht überschritten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat das gesundheitliche Risiko von Parabenen bei der Verwendung in kosmetischen Mitteln in einer Konzentration von bis zu 0,4 Prozent als sicher für alle Bevölkerungsgruppen bewertet. ToxFox wertet die Konzentration der bedenklichen Inhaltsstoffe nicht genau aus, denn diese Information beinhalten die INCI-Listen der Hersteller nicht. Laut BUND liegt in dem Cocktail-Effekt die eigentliche Gefahr. Bereits im März 2013 sprach sich das Europäische Parlament für eine bessere Regulierung von hormonellen Chemikalien und von Cocktaileffekten aus - und gab die Empfehlung, die Belastung zu minimieren. Und die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnete hormonell wirksame Chemikalien im Frühjahr 2013 als "globale Bedrohung".

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Daten von ToxFox auf den Erhebungen der Internet-Plattform Codecheck beruhen, die aus INCI-Listen besteht, die von Usern hochgeladen wurden. Die Daten seien veraltet, teilte uns zum Beispiel die Kosmetikmarke CD mit. Ein Produkt aus dem CD-Sortiment wurde von ToxFox zum Beispiel als bedenklich eingestuft, enthält aber die kritisierten Inhaltsstoffe nicht mehr. Der BUND räumt solche Ausnahmefälle ein: "In einigen Fällen ist auch noch ein altes Packaging im Handel. Das haben wir anhand von Testkäufen selbst überprüft. Außerdem funktioniert Codecheck wie Wikipedia, die Hersteller können ihre INCI-Listen selbst aktualisieren, das wird von ToxFox zeitgleich übernommen", sagt Pressereferentin Almut Gaude. Die Listen, die via Codecheck an ToxFox transferiert werden, unterliegen allerdings keiner weiteren Kontrolle seitens des BUND.

Diskutiert: Verbrauchersicherheit und Studien

Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel e. V. - kurz IKW - kritisiert die App gezielt: "ToxFox beruht auf einer veralteten Datenbank. In diese Datenbank wurden solche Stoffe aufgenommen, die aufgrund erster, vorläufiger Informationen als Verdachtsstoffe eingestuft wurden. Die Einrichtung dieser Datenbank geschah mit der Absicht, diese Stoffe weiter zu untersuchen und zu bewerten. Für die betroffenen Kosmetik-Inhaltsstoffe wie Parabene und UV-Filter sind solche weiterführenden Untersuchungen umfassend erfolgt. Auf Basis fundierter Bewertungen gibt es aktuelle Stellungnahmen, z. B. die des europäischen Wissenschaftsausschusses für Verbrauchersicherheit (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS), die die Stoffe für die jeweiligen Anwendungen als sicher bewerten."

Der BUND wiederum wehrt sich und weist darauf hin, dass die Unbedenklichkeit der Stoffe nicht bewiesen ist: "Der IKW bezieht sich dabei insbesondere auf das wissenschaftliche Bewertungsgremium SCCS der EU-Kommission und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Zwar bewerten der SCCS und das BfR das Risiko von Parabenen weit weniger kritisch als der BUND, beide stellen jedoch gleichzeitig fest, dass die Sicherheit von Propyl- und Butylparaben nicht abschließend beurteilt werden kann. Deshalb sprechen sie sich dafür aus, dass der Grenzwert für diese Stoffe herabgesetzt werden soll."

Wie auch immer sich die Verbraucher entscheiden – Produkte mit oder ohne Parabene zu verwenden – eine endgültige Lösung des Problems steht vorerst nicht an. Mit der anstehenden Überarbeitung der Kosmetikverordnung 2015 könnten diese hormonell wirkenden Chemikalien in Kosmetika gesetzlich verboten werden. Wer grundsätzlich auf Nummer sicher gehen will, verwendet zertifizierte Naturkosmetik, denn alle Produkte haben "grünes Licht" bekommen.

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