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Das schönste Model aller Zeiten

Das schönste Model aller Zeiten
© Stevens/Corbis
Das jedenfalls sagt James Scully, einflussreichster Model-Agent der Welt, über Christy Turlington. Wie geht das Model heute mit ihrer Schönheit um? Wir fragten die angebliche Nummer - beim Exklusiv-Interview in New York.

Wenn man ihr direkt gegenüber sitzt, sieht man sie, diese feinen Falten, die ihre grüngrauen Augen und ihren perfekt geschnittenen Mund umranden, sich sachte über ihre Stirn ziehen. Und es ist eine Freude, dieses filigrane Netz aus Lebenslinien zu sehen. Eine Erleichterungs-Freude, weil man einfach zu viele Menschen aus dem Schönheits- und Filmbusiness sieht, die sich glattbügeln lassen - und so grimassig und eingefroren wirken, dass man friert. Christy Turlington ist der lebende Beweis dafür, dass Echtsein unglaublich schön aussehen kann. Ihr Anblick wärmt, ihr Händedruck auch. Klar, als überzeugte Yoga-Anhängerin verbreitet sie gutes Karma. "Haben Sie die vielen Menschen unten vorm Hotel gesehen?", fragt sie nach einem herzlichen "Hi, ich bin Christy". - "Ja, die sind sicher Ihretwegen hier." Sie lacht, macht eine abwehrende Bewegung: "Nein, es sind echte Stars im Hotel. Charlize Theron und Sean Penn haben heute eingecheckt. Die sitzen vermutlich gerade in der Suite nebenan."

"Das schönste Model aller Zeiten" sieht sich nicht als Star. Schönsein ist eben ihr Job, sie hatte einfach Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. 1983 war Turlington gerade 14 geworden, ein Teenie, Tochter eines amerikanischen Piloten und einer Stewardess aus El Salvador, als ihre scheinbar ewig währende Model-Karriere begann.

BRIGITTE: Frau Turlington, wie wächst man im Model-Business auf?

Christiy Turlington: Ich wohnte ja zu der Zeit noch zu Hause und habe erst mal brav die Schule beendet. Gemodelt habe ich nur sporadisch, überwiegend in den Ferien. Ich habe es sehr genossen, in dem Alter schon nach Paris und New York fliegen zu dürfen. Als ich das erste Mal von meinem Heimatort Coral Gables, einem Kaff in Florida, nach New York kam, wusste ich: Hier will ich sein, hier will ich mein Leben verbringen. Ich liebe diese Stadt heute wie damals.

Litten Sie nie unter diesen teenietypischen Selbstzweifeln?

Dafür blieb mir keine Zeit. Ich wurde mit 14 in eine Karriere geworfen, bei der ich viel Anerkennung für mein Aussehen bekam, das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Ich war ehrlich gesagt gar nicht alt genug, um das zu reflektieren. Es war eine andere Art, großzuwerden, sicher nicht der Normalfall, schätze ich.

Sie haben mal gesagt: "Modeln war meine Rettung." Wovor denn?

Das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber die Model-Karriere holte mich aus der Kleinstadt raus, gab mir die Möglichkeit, die Welt kennen zu lernen. Und vor allem die finanzielle Unabhängigkeit, zu tun, was ich will.

Sie meinen, zum Beispiel auf dem Zenit Ihrer Karriere einfach zu studieren?

Genau. Ich wollte studieren, seit ich zur Schule ging. Dann konnte ich es gar nicht erwarten, nach der Schule nach New York zu gehen und zu arbeiten. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich die Schule vermisse, vor allem meine Freunde und Schwestern dort. Mit 24 konnte ich es mir dank meiner Verträge mit Calvin Klein und Maybelline leisten, nicht mehr täglich zu arbeiten, sondern zu studieren. Philosophie und Religion. Ich studierte vier Jahre lang hauptsächlich, bevor ich wieder mehr modelte.

Linda Evangelista, Naomi Campbell und Sie wurden in den 90ern als "The Trinity", die Dreieinigkeit der Supermodels, bezeichnet. Haben Sie noch Kontakt?

Wir sind immer noch eng miteinander, aber sehen uns nicht sehr oft. Neulich auf einer Fashion-Gala in New York habe ich Naomi getroffen, wir freuen uns dann immer total. Schließlich kennen wir uns schon, seit wir 15 waren.

Sie werden von vielen Insidern als die Schönste des berühmten SupermodelClubs der 90er bezeichnet. (Neben Christy Turlington, Naomi Campbell und Linda Evangelista gehörten auch Claudia Schiffer und Cindy Crawford dazu.)

Das ist doch absolute Geschmackssache. Ich freue mich einfach, dass ich positiv wahrgenommen werde.

Sie wirken generell unglaublich ausgeglichen und entspannt. Was ist Ihre Energiequelle?

Ich habe die meiste Zeit meines Lebens Yoga praktiziert, das ist eine Haltung zum Leben: Man hat die Wahl, die Dinge positiv oder negativ zu sehen, und ich glaube fest daran, dass sie genauso zu einem zurückkommen. Meine Wahl ist eine positive Weltsicht.

Kürzlich standen Sie zum 25. Geburtstag des "Eternity"-Parfüms wieder für eine Kampagne vor der Kamera, diesmal sogar gemeinsam mit Ihrem Mann Ed. Wie hat sich das Revival angefühlt?

Sehr echt. Mit Ed ist einfach alles authentisch. Wir sind jetzt seit elf Jahren verheiratet und haben zwei Kinder.

Ihr persönlicher Rekord.

Ich hatte fünf Ehemänner in 25 Jahren. (Sie lacht sich kaputt über ihren eigenen Witz.) Ich habe wirklich oft geheiratet - und wurde oft geschieden.

Ein Artikel aus der BRIGITTE 22/2014

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