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Echthaarbänder: Die Alternative zur Perücke

Echthaarbänder: Die Alternative zur Perücke
© Annemone Taake, Arne Hoffmann, Viktoria Stutz , Julia Sieckmann / PR
Julia Sieckmann weiß, wie es sich anfühlt, seine Haare zu verlieren. Sie war selbst an Brustkrebs erkrankt. In dieser Zeit hat sie Echthaarbänder entworfen, die sie mittlerweile auch für andere Krebspatientinnen anbietet.

Mit 26 Jahren ertastet Julia Sieckmann abends im Bett eine Verhärtung in der linken Brust. Der Golfball-große Knoten entpuppt sich als Mammakarzinom. Diagnose: Brustkrebs. Es folgen Operationen, Chemotherapien und Haarverlust. Mit einer Perücke fühlt sie sich verkleidet und so beginnt sie sich ihren eigenen Haarersatz zu basteln. Diese Echthaarbänder helfen nicht nur ihr durch die schwere Zeit, sondern stoßen auch bei anderen Patientinnen auf großes Interesse. Und so startete Julia ihr eigenes Unternehmen "Weil Du schön bist". Wir haben sie zum Interview getroffen und mit ihr über ihre Erkrankung und ihre Echthaarbänder gesprochen.

Wie fühlt es sich an, die eigenen Haare zu verlieren? Zwei Wochen nach der ersten Chemotherapie ging es los. Ich bin abends nach Hause gekommen, bin mir mit den Fingern über die Kopfhaut gefahren und hatte ein Büschel Haare in den Händen. Da war mir klar, dass es jetzt wirklich losgeht. Vorher habe ich versucht es zu verdrängen, wie wohl alle Frauen, die damit konfrontiert werden.

Wie ging es dann weiter? Ich hatte mir meine Haare ohnehin schon kurz geschnitten - ein Pixie-Cut wie Emma Watson. Das hätte ich mich ohne die Diagnose nie getraut. Als die ersten Haare dann ausfielen, habe ich abends mit meinem Freund zusammen meine Haare abrasiert. Ich wollte nicht morgens neben meinen Haaren aufwachen. Der Moment an sich war sehr traurig, gleichzeitig aber auch befreiend.

Wie ist die Idee zu den Echthaarbändern entstanden? Ich bin bei den ersten Untersuchungen von einer Freundin begleitet worden. Da ich Make-up-Artist bin, meinte sie, ich könne die Haare, die ich für Shootings benutze, für mich selbst nehmen. Ich hatte tatsächlich früher mal eine Mütze, an die Kunsthaar genäht war. Also habe ich angefangen mit Echthaar und Mützen rumzuprobieren. Das war mir aber zu unflexibel. Wer will denn ständig nur eine einzige Mütze tragen? Und dann ist mir die Idee mit dem Band gekommen.

War eine Perücke für Dich nie eine Option? Ich habe direkt zu Beginn der Chemotherapie ein Rezept für eine Perücke bekommen. Im Laden habe ich mich als Krebspatientin aber nicht wirklich gut beraten gefühlt. Ich habe einige Modelle ausprobiert. Mit den meisten sah ich aus wie eine Oma. Ich habe dann ein Modell mit nach Hause genommen - mich mit dem Kunsthaar aber überhaupt nicht wohl gefühlt. Also hab ich sie zurückgebracht. Zu diesem Zeitpunkt fand ich meine Bänder mit Echthaar auch schon viel schöner. Sie kamen meinem Aussehen vor dem Haarausfall viel näher als eine Perücke.

Wie hat Dein Umfeld auf Dich mit Echthaarband reagiert? Die Reaktionen waren sehr positiv. Selbst mein Freundeskreis war überrascht, dass ich mit den Bändern fast genauso ausgesehen habe wie früher. Ich habe mich mit dem Echthaar aber auch immer sehr wohl und vor allem nie verkleidet gefühlt. Bei der zweiten Chemotherapie hat mich meine Ärztin dann sogar gefragt, ob mir meine Haare noch nicht ausgegangen seien.

Wann hast Du Dich entschieden, die Bänder nicht nur für Dich, sondern auch für andere anzufertigen? Ich war sehr überrascht, dass es das Produkt so noch gar nicht zu kaufen gab. Ich habe tagelang im Internet gesucht, konnte aber nichts Vergleichbares finden. Nur Bänder, die elastisch waren oder welche mit Kunsthaar. Echthaar wirkt aber viel natürlicher. Und meine Bänder sind aus Baumwolle - das ist einfach viel bequemer am Kopf. Mir war dann recht schnell klar, dass ich die Echthaarbänder auch anderen Patientinnen zugänglich machen möchte. Mir haben die Bänder in einer schwierigen Zeit sehr geholfen. Da ist es doch toll, auch anderen Menschen in der gleichen Lage helfen zu können. Während der Chemo habe ich bereits für zwei andere Patientinnen Bänder angefertigt. Ihr Feedback und meine eigenen Erfahrungen haben mir geholfen, die Bänder weiterzuentwickeln.

Echthaarbänder: Die Alternative zur Perücke
© Annemone Taake, Arne Hoffmann, Viktoria Stutz , Julia Sieckmann / PR

Wie funktioniert die Bestellung eines Echthaarbands? Entweder kommt man zu mir in den Laden oder geht auf meine Webseite. Dort kann man die Anknüpfvariante, die Haarlänge und das Volumen auswählen. Dann benötige ich noch den Kopfumfang und schon ist die Bestellung fertig. Am besten ist es aber immer, mir vorab ein Foto zuzuschicken. Dann kann ich die Kundinnen individuell beraten.

Wie sieht so eine Beratung aus? Ich schaue mir die Bilder an und spreche dann mit den Kundinnen über ihre Wünsche. Ich habe immer zwölf Haarfarben vorrätig, es gibt aber auch Sonderhaarfarben. Manchmal wird das Ergebnis beispielsweise am schönsten, wenn man drei Töne zusammenmischt. Und ich erkläre auch die unterschiedlichen Anknüpfvarianten. Es gibt Bänder, die ich für eine Kurzhaarfrisur oder einen Bob empfehle, andere eignen sich besser für langes Haar.

Wie lange dauert es, bis das Echthaarband fertig ist? Wenn ich die gewünschten Haare auf Lager habe, kann ich sie direkt meiner Schneiderin geben und das Band innerhalb weniger Tage verschicken. Wenn ich die Haare erst bestellen muss, kann es sein, dass es auch mal bis zu drei Wochen dauern kann. Da sich die meisten Patientinnen aber ja direkt um eine Perücke oder ein Haarband kümmern, wenn sie die Diagnose bekommen und die Haare ja nicht direkt am ersten Tag der Chemo ausfallen, sollte das Haarband auch bei längerer Lieferzeit immer noch rechtzeitig vor Ort sein.

Wie sieht die Pflege eines Echthaarbands aus? Das Band besteht aus echtem Haar - man kann daher alles damit machen, was man zuvor auch mit seinen eigenen Haaren getan hat. Man kann es ganz normal waschen und dann über Nacht trocknen lassen oder aber auch föhnen. Am besten verwendet man immer eine Spülung, damit man nicht so an den Haaren reißen muss. Und wer möchte, kann die Haare natürlich auch glätten oder wellen.

Echthaarbänder: Die Alternative zur Perücke
© Annemone Taake, Arne Hoffmann, Viktoria Stutz , Julia Sieckmann / PR

Wie teuer ist ein Echthaarband? Die günstigste Variante gibt es ab 240 Euro. Die gängigsten Echthaarbänder liegen im Schnitt bei 340 bis 440 Euro. Je mehr Haar man möchte, desto teurer wird es. 50 Zentimeter, in dicker Ausführung und mit drei Farbtönen können dann schon mal 600 Euro kosten.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten? Viele Krankenkassen haben bisher die Kosten getragen - meistens kommt es auf den Berater an, ob er die Zahlung bewilligt. Ich kann nicht direkt selbst mit den Kassen abrechnen. Die Kundinnen müssen ihre Rechnung selbst einreichen.

Was passiert, wenn das Echthaarband nicht gefällt? Die Bänder sind vom Umtausch ausgeschlossen. Man kann sein Band aber bei mir auf der Webseite zum Kauf anbieten. Das machen auch einige Kundinnen, die ihres nach der Krankheit nicht mehr benötigen. Bislang ist es aber sehr selten vorgekommen, dass eine Kundin nicht mit dem Echthaarband zurechtgekommen ist oder sich damit nicht wohl gefühlt hat.

Wie viele Bänder hast Du bislang verkauft? Ich mache das jetzt seit Anfang Februar 2012 und es spricht sich immer mehr rum. Insgesamt habe ich schon über 100 Frauen glücklich machen können.

Alle Informationen zu den Echthaarbändern von Julia Sieckmann findet man auf Ihrer Homepage "Weil Du schön bist".

Fotos: <a class="link--external" href="www.annemone-taake.com" target="_blank" rel="noopener">Annemone Taake</a>, <a class="link--external" href="http://www.arnehoffmann.de/" target="_blank" rel="noopener">Arne Hoffmann</a>, <a class="link--external" href="http://www.viktoriastutz.com/" target="_blank" rel="noopener">Viktoria Stutz </a>, Julia Sieckmann

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