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Glitzerverbot Welche Auswirkungen hat das auf die Beauty-Branche?

Glitzerverbot: Das ändert sich für unsere Beautyroutine
© Launchmetrics.com
Seit dem 15. Oktober ist es so weit: Die EU verbietet schrittweise schwer abbaubare Plastikartikel – auch unter dem Namen Mikroplastik bekannt. Was das genau bedeutet, welche Produkte betroffen sind und welche Auswirkungen Mikroplastik auf unsere Haut hat, erklärt ein Experte.

Am 25. September 2023 hat die Europäische Kommission eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie ihre Pläne zur Verhinderung von Umweltschutz durch das Verbot von Mikroplastik vorgestellt haben. Laut dieser handelt es sich bei Mikroplastik um "alle synthetischen Polymerpartikel unter 5 Millimeter, die organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind". Erste Schritte treten bereits ab dem 15. Oktober 2023 in Kraft, weitere folgen in den nächsten Jahren. Zahnpasta, Peelings, Glitzer-Lidschatten: Viele unserer beliebten Produkte enthalten genau diese "verbotenen" Partikel. Welche Auswirkungen haben demnach die neuen Gesetzesentwürfe für die Beauty-Branche? Wir haben bei Rolf Stehr, ausgebildeter Laborassistent, erfahrener Kosmetiker sowie Founder und Creative Director von Stehr Cosmetics, nachgefragt. 

Glitzerverbot ab Oktober: Was erwartet die Beauty-Welt?

Was verändert sich mit dem Verbot von schwer abbaubaren Plastikartikeln in der Kosmetik?

Rolf Stehr: "Das Verbot von schwer abbaubaren Plastikartikeln trifft insbesondere die Make-up-Industrie. Aufgrund der neuen gesetzlichen Bestimmungen wird es nun weniger Produkte mit Glitzer und Glitter-Effekt zu kaufen geben. Hersteller werden deshalb langfristig mehr und mehr auf Clean Beauty oder Biokosmetik setzen müssen. Dies bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Naturnahe Formulierungen wirken sich weniger schädlich auf die Umwelt aus. Gleichzeitig ist Biokosmetik aber auch weniger lange haltbar. Deshalb müssen entsprechende Produkte schneller verkauft und aufgebraucht werden."

Welche Auswirkungen hat das Gesetz auf die Beauty-Branche?

"In der Kosmetikbranche hat Mikroplastik keine große Zukunft. Hersteller müssen darum nach neuen Alternativen suchen, beispielsweise für sogenannte Wrinkle Filler. Derzeit ist Mikroplastik noch ein weit verbreiteter optischer Faltenfüller für die Haut. Leider versprechen natürliche Wirkstoffe hier bislang keine vergleichbaren Langzeiteffekte, denn unsere Zellen spalten diese im Gegensatz zum Plastik enzymatisch auf.“

Diese Produkte sind am meisten betroffen

Angaben wie Polymerpartikel unter 5 Millimeter können abstrakt und nicht greifbar erscheinen. Kein Wunder also, dass die Pressemitteilungen der Europäischen Kommission uns mit fast mehr Fragezeichen zurücklässt als zuvor. 

Sind jetzt alle Glitzerprodukte verboten? Gibt es Alternativen? 

Am häufigsten vom Verbot betroffen sind Bronzing Powder, Highlighter, Glanzlidschatten und Lipglosse mit Glitter-Effekt. 

Und wie sieht as mit Nagellacken aus? Wie Rolf Stehr in unserem Interview erklärt, wird es vor allem hochpigmentierte Glitzer-Produkte wie Highlighter, Lipgloss oder Glanzlidschatten betreffen, bei Nagellacken sind die Glitzerpartikel häufig größer und könnten somit oberhalb der Grenze liegen. Das ist aber nicht der einzige Bereich, der betroffen ist. Weiter berichtet er: "Auch pflegende Kosmetik fällt unter die Bestimmung, wenn sie sogenannte Acrylate enthält. Dazu zählen beispielsweise auch Peelings mit Mikroperlen. Grund dafür sind die feinen Körnchen aus Mikroplastik, die normalerweise für den gewünschten Peeling-Effekt sorgen."

Wie schädlich sind schwer abbaubare Plastikartikel?

"Über das Waschbecken gelangt das in der Kosmetik enthaltene Mikroplastik in den Wasserkreislauf. Spuren davon lassen sich laut Forschern mittlerweile fast überall in der Umwelt finden. Die langfristigen Auswirkungen lassen sich heute noch nicht in aller Gänze absehen."

Welche Folgen bringt Mikroplastik mit sich, wenn wir es regelmäßig durch Cremes und Co. auf unsere Haut bringen?

"Grundsätzlich verhält sich Mikroplastik neutral zu unserer Haut. Da es sich um einen künstlichen Stoff handelt, können unsere Zellen ihn nicht enzymatisch aufspalten. Somit bleibt das Mikroplastik lose auf der Epidermis liegen, bis wir es wieder herunterwaschen. Wer seine Haut allerdings nicht gründlich genug reinigt oder die falschen Produkte verwendet, behält Rückstände zurück und diese können langfristig zu Hautunreinheiten führen. Menschen, die ohnehin zu öliger Haut und Pickelchen neigen, sind besonders von den negativen Folgen betroffen. Aufliegendes Plastik beeinflusst ihren Hautstoffwechsel negativ und führt zu zusätzlichen Unreinheiten."

Erste Ersatzprodukte gefunden

Das Verbot bringt aber nicht nur schlechte Nachrichten mit sich, laut Rolf Stehr habe die Beauty-Industrie bereits erste Alternativen in der Kosmetik gefunden: "Als Alternative zum herkömmlichen Plastik-Glitzer bieten sich mineralische Pigmente an, beispielsweise aus Schiefererde. Allerdings ist die farbliche Auswahl dabei etwas eingeschränkter, als wir es gewohnt sind. Gut austauschen lassen sich hingegen die Peeling-Körnchen aus Plastik. Bereits jetzt verwenden viele Hersteller stattdessen gemahlene Aprikosenkerne, Walnussschalen oder auch Austernschalen."

ibo Brigitte

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