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Club der Kurzhaarfrisuren Warum schneiden sich alle Frauen die Haare ab?

Club der Kurzhaarfrisuren: Warum schneiden sich alle Frauen die Haare ab?
© Getty Images
Eine peppige Kurzhaarfrisur scheint die Eintrittskarte für den Club für Frauen ab 40 zu sein. Ist eine lange Mähne etwa ein Privileg, das Frauen unter 40 vorbehalten ist? Oder machen kurze Haare jünger? Wir haben uns zu diesem Thema mal Gedanken gemacht – und einen Friseurmeister gefragt.
von Theresa König

Als meine Freundin Claudia neulich vom Friseur kam, war sie stolz. Sie hatte eine neue Frisur. Mir gefiel sie sehr. "Warum hast du denn so kurze Haare?", fragte mein Mann hingegen entsetzt. Dann drehte er sich zu mir und fügte nicht weniger entsetzt in meine Richtung: "Warum schneiden sich alle Frauen ab 40 eigentlich die Haare ab?"

"Weil es gut aussieht. Weil es praktisch ist. Weil sie es wollen", sagte ich laut. "Weil wir 40plus sind", dachte ich still. Am Abend sprachen wir noch einmal darüber. "Ich finde es schöner, wenn Frauen lange Haare haben", sagte er zu mir. "Tatsächlich sieht Claudia gut aus mit der neuen Frisur, aber mit langen Haaren sah sie besser aus". Ich war empört darüber, wie altmodisch das klang. "Das ist ja total chauvinistisch", schnaubte ich nur. Allerdings musste ich mir innerlich eingestehen, dass Claudia mit ihrem Undercut cool aussah, ich dagegen ganz bestimmt nicht der Pixie-Typ bin. Aber um mich ging es ja nicht.

Meine Omas hatten beide kurze Dauerwellen. Meine Mutter ist 70 und hat genau deswegen einen Bob. "Länger fänd ich es allerdings zu lang für mein Alter", erklärte sie mir neulich. Aber was soll denn das genau heißen? Gibt es eine adäquate Haarlänge für eine bestimmte Dekade im Leben? Natürlich gelten wallende Mähnen als Symbol für Weiblichkeit und Jugend, das taten sie schon im alten Ägypten, aber trotzdem muss doch nicht jeder, der die 30 überschritten hat, einen praktischen Kurzhaarschnitt (schlimmstenfalls noch im Mutti-Schick) tragen, oder?

Machen kurze Haare jünger oder älter?

Trotzdem beobachte ich diesen Trend öfter. Er hängt sicher damit zusammen, dass man mit zunehmendem Alter grundsätzlich weniger Zeit und Lust hat, sich wie mit 15 stundenlang die Haare zu föhnen, glätten oder flechten. Aber das allein kann es doch nicht sein? Oder bilde ich mir das Ganze vielleicht nur ein? 

"Ab 40 tragen viele Frauen ihre Haare kürzer, weil für sie in neuer Lebensabschnitt beginnt. Sie sind sozusagen runter vom Markt und wollen nicht mehr aufreizend wirken. Meistens sind sie verheiratet, haben Kinder und wünschen sich jetzt etwas Praktisches", sagt Friseurmeister Philipp Zilse von Marlies Möller. Gewagte These.

Bleibt die Frage, ob das Ganze nur praktisch ist oder vielleicht auch jünger macht? Schön wäre das ja.

Es gibt keine goldene Regel

"Grundsätzlich können kurze Haare jünger und älter machen. Es kommt darauf an, wie man die Frisur trägt und welcher Typ man ist. Lange Haare ohne jeglichen Schnitt machen sicher nicht jünger. Ein schlechter praktischer Kurzhaarschnitt ohne Styling genauso wenig. Allerdings kommt es immer auf die Frau an – wie sie sich kleidet oder stylt" erklärt Profi Philipp Zilse. 

Es gibt also keine goldene Regel, außer dass ein guter Haarschnitt niemals schadet. Wer sich mit Haaren beschäftigt, trifft allerdings auf unendlich viele Klischees. Blonde, lange Mähnen etwa senden erotische Signale, weisen aber auch auf keine sehr große Intelligenz hin. Frauen mit Zopf wirken kompetenter als solche mit einer chaotischen Frisur, rothaarige Frauen sind wild. Das lernt man beim Googeln. All das lässt einen den Kopf schütteln, zeigt aber auch, wie wichtig diese toten Hornfäden auf unserem Kopf anscheinend für den ersten Eindruck sind.

Bei all diesen Stereotypen werden in Studien Frauen mit kurzen Haaren übrigens als besonders intelligent und selbstbewusst eingestuft. Das gefällt mir. Vielleicht schneiden sich meine Freundinnen gar nicht die Haare ab, weil sie älter werden oder weil sie es praktisch finden. Vielleicht tun sie es einfach, weil sie immer nur noch intelligenter und selbstbewusster werden. 

Barbara

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