Anzeige

Feste Kosmetik 6 Dinge, die du schon immer wissen wolltest

Feste Kosmetik: Seifenturm
© SpelaG91 / Shutterstock
Bis vor Kurzem war Seife meist das einzige Pflege-Produkt, das man am Stück bekam. Das ändert sich gerade massiv, denn nun wird auch Cremes, Conditionern oder Parfüms Wasser entzogen, um sie in Fest-Form zu bringen. Und damit geht die Beauty-Branche einen weiteren großen Schritt in Sachen Nachhaltigkeit.

Welche Vorteile hat feste Kosmetik für mich?

Einige! So zahlt man nicht fürs Wasser im Produkt (in Duschgel immerhin bis zu 80, in Shampoo sogar bis zu 90 Prozent), sondern für die Inhaltsstoffe, die bei fester Kosmetik in deutlich konzen­trierterer Form enthalten sind. Deshalb sind diese Produkte effizienter – und halten meist länger. Ein Shampoo-Bar etwa, der je nach Haarlänge für 40 bis 70 Haarwäschen reicht, ist so ergiebig wie zwei Flaschen Flüssig­shampoo à 250 ml. Praktisch ist feste Kosmetik auch für unterwegs. Wem schon mal was in Tasche oder Koffer ausgelaufen ist, weiß, wie ärgerlich das ist. Für die (Reise-)Zeit nach Corona gilt: Feste Kosmetik gilt, klar, nicht als Flüssigkeit und darf im Handgepäck mitfliegen. Und da wasserfreie Kosmetik weitgehend auf starke Konservierungsstoffe wie die umstrittenen Parabene verzichten kann, ist sie auch perfekt für Frauen, die Unverträglichkeiten oder sogar Allergien gegen diese Zutaten haben. Parabene gelten zudem als hormonell wirksam – ihre chemische Struktur ähnelt der des körpereigenen Östrogens. Zu den Langzeitfolgen gibt es allerdings noch keine verlässlichen Daten. Andere Konservierungsstoffe wie das Salz Natriumbenzoat können laut Studien der Universität von Chicago jedoch sogar das Epigenom und damit die Genaktivität verändern. "Zudem können sie dazu führen, dass Keime auf Dauer gegen sie resistent werden", so Dr. Rolf Buschmann, Referent für technischen Umweltschutz beim BUND.

Und wie profitiert die Umwelt davon?

Gleich auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen die Reduzierung von Plastikmüll. Allein die Kosmetikindustrie produziert pro Jahr rund 142 Milliarden Tuben, Tiegel und Flaschen aus Plastik. Feste Kosmetik kommt meist mit einer Pappschachtel oder einer Papierbanderole aus und wird manchmal sogar "nackt", also ganz ohne Umverpackung verkauft. Auch das nicht abbaubare Mikroplastik, das über die Abwässer in die Umwelt, die Meere und ihre Bewohner gelangt, fehlt in festen Beauty-Produkten. Gut so, denn es wirkt zudem wie ein Magnet für Schadstoffe. Interessant ist eine Studie des Züricher Institute of Environmental Engineering, die zu dem Schluss kam, dass Flüssigseifen einen 25 Prozent größeren CO2-Fussabdruck haben. Das liegt unter anderem daran, dass ihre Herstellung rund siebenmal mehr Energie benötigt.

Welche Produkte gibt es schon in fester Form?

Im Grunde fast alles, was uns pflegt, schützt und verwöhnt (s. S. 68). Feste Gesichtscremes versorgen die Haut genauso intensiv wie nicht-flüssige Bodylotions, Hand- oder Fußcremes. Kompakte Deo-Steine schützen zuverlässig vor dem Müffeln in der Sommerhitze, Peeling-Stücke holen den Grauschleier von der Haut. Fürs Haar gibt es neben den schon länger bekannten Haarseifen und Shampoo-Bars inzwischen auch feste Conditioner. Selbst Zahnpasta muss heute nicht mehr in einer Tube verpackt sein – Putztabletten mit Minz- oder Salbeiextrakten sind inzwischen von einigen Anbietern zu haben. Dasselbe gilt für Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 30 – beim Pionier in Sachen fester Kosmetik, dem britischen Beauty-Konzern Lush, hört er auf den cleveren Namen "The Sunblock". Schattenseite: Am Strand bei 35 Grad im Schatten kann sich der griffige Body Guard durch den niedrigen Schmelzpunkt seiner enthaltenen Wachse ganz schnell verflüssigen. Deshalb sollte man sich damit am besten bereits zu Hause eincremen.

Wie wird feste Kosmetik eigentlich hergestellt?

Das kommt ein bisschen aufs Produkt an. Bei festen Shampoos beispielsweise werden die Tenside mit anderen flüssigen Bestandteilen wie Ölen oder Duftstoffen gemischt, dann kommen die trockenen Inhaltsstoffe hinzu. In Pressmaschinen werden sie unter hohem Druck in Formen komprimiert und müssen dann noch einige Zeit aushärten. Bei "nackten" Duschgelen sorgt Natriumstearat, ein Salz, dafür, dass sie fest werden. Diese waschaktive Substanz wird durch Verseifung von Pflanzenölen gewonnen und gilt als sehr hautverträglich. Bei kompakten Bodylotions, Gesichts- oder Handcremes bedient man sich eines simplen Tricks: Es werden zum Großteil Öle beziehungsweise Pflanzenbutter wie Shea- und Kakaobutter oder Bienenwachs verwendet. Sie sind bei Zimmertemperatur noch fest und schmelzen bei rund 32 bis 36 Grad – dadurch werden sie erst in Kontakt mit dem warmen Körper weich und gleiten dann über die Haut.

Wie wendet man sie an?

Für Shampoos gilt: Die Haare müssen richtig nass sein, damit es gut schäumt. In kreisenden Bewegungen mit dem Bar übers Haar fahren, notfalls kurz ausspülen und wiederholen, dann fühlt sich die Sache richtig gut an. Nach der Wäsche das Stück in einer Seifenschale mit Löchern trocknen lassen und möglichst nicht auf den Boden fallen lassen, da es recht porös ist und leicht zerbricht. Mit festen Pflegeprodukten für Körper, Gesicht, Hände oder Füße fährt man einfach über die Haut. Es bleibt ein feiner Öl-Film, den man noch leicht einmassieren kann. Kompakte Deos werden über die trockenen Achseln gestrichen. Und Zahnputztabletten zerkaut man, nimmt einen Schluck Wasser in den Mund und schrubbt mit dieser – zugegeben – geringen Schaum-Menge wie gewohnt.

Wie schneidet feste Kosmetik in Sachen Hygiene ab?

Ist ein Stück Seife am Waschbeckenrand nicht eine echte Keimschleuder? Sogar die "New York Times" widmete sich in einer Gesundheitskolumne im vergangenen Jahr dieser Frage und kam zum Schluss: No! Feste Seifen sind sogar deutlich weniger keimbelastet als ihre flüssigen Kolleginnen. Wasser nämlich ist das Medium, das Mikroorganismen überhaupt erst zum Wachsen bringt. Zudem ist die Oberfläche von festen Shampoos, Seifen und Duschgelen alkalisch. "Das ist eine Umgebung, die Keime nicht mögen – sie vermehren sich besonders gern in einem sauren Milieu", erklärt Dr. Stefan Duve, Dermatologe aus München. Und selbst wenn sich doch einmal Bakterien auf einem Stück Seife tummeln sollten, übertragen sie sich nicht auf andere Benutzer. Zu diesem Schluss kamen zumindest einige Studien. Wichtig ist allerdings, dass die Seife nach der Benutzung nicht feucht gelagert wird, sondern in einer Seifenschale mit Löchern, aus der das Wasser gut ablaufen kann.

Holt euch die BRIGITTE als Abo - mit vielen Vorteilen. Hier könnt ihr sie direkt bestellen.

BRIGITTE 17/2020

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel