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Body Positivity am Arsch Warum ich Shopping mittlerweile nur noch frustrierend finde

Body Positivity am Arsch: Warum ich Shopping mittlerweile nur noch frustrierend finde
© Joos Mind / Getty Images
Ich liebe Shopping über alles! Ich bin sogar eigentlich die, die samstags voller Vorfreude in die komplett überfüllte Innenstadt fährt, sich durch Sale-Berge wühlt und stundenlang vor den Umkleidekabinen ansteht. Aber wenn ich gerade ans Shoppen denke, könnte ich kotzen.

Früher habe ich wochenlang mein Taschengeld gespart, um mir einen Shoppingtag mit Freundinnen oder meiner Mama zu gönnen. Die Ausbeute war meistens mäßig. Mann kennt's: Wenn man wirklich was sucht, findet man genau dieses Teil nirgends. Trotzdem nahm meine Shopping-Begeisterung nicht ab. Sie stieg sogar eher an, als ich es schaffte, 25 Kilo abzunehmen und endlich in noch mehr Sachen aus den aktuellen Kollektionen reinpasste. Genau das sehe ich aber jetzt als Problem an.

In die Stadt kriegen mich keine zehn Pferde mehr

Die Innenstadt erfüllte mir früher alles, von dem ich an einem Wochenende träumen konnte. Um zehn Uhr öffnen die Geschäfte, bis 20 Uhr haben wir Zeit – auf in den Kampf! Eine kleine Pizzapause zwischendurch (Kaffee interessierte mich damals noch nicht), und dann wurde weiter nach Schnäppchen und neuen Trendteilen gejagt. Zusammen mit Hunderten anderen. Diese Euphorie verflog spätestens in der Umkleidekabine. Ganz ehrlich: Was soll bitte dieses grausige Licht? Klar, es soll die Kunden dazu bringen, Sachen schnell anzuprobieren und sofort mitzunehmen. Bei mir bewirken Umkleiden das komplette Gegenteil. Wenn ich jede kleine Delle an meinem Körper sehe und meine reguläre Größe dann nicht mal über die Oberschenkel bekomme, sitze ich irgendwann nur noch frustriert da und kaufe am Ende extra nichts, weil ich einfach keinen Bock mehr habe. Und von meiner Laune für die restlichen Geschäfte will ich gar nicht erst anfangen. Dabei bin ich mit meinem Körper eigentlich ziemlich im Reinen. Shopping-Tag also gescheitert, vielleicht gebe ich dem kostenlosen Versand doch noch mal 'ne Chance? 

Versuch Nummer 2

Online-Shopping fand ich bisher immer unfassbar nervig. Erst suche ich Teile aus, dann vergesse ich sie doch wieder so lange, bis der Warenkorb leer ist. Und wenn eine Bestellung endlich abgeschickt ist, heißt es warten. Dabei hätte ich die neuen Klamotten am liebsten sofort und würde sie heute Abend direkt ausführen. Egal, zumindest kann ich dann alles entspannt vor meinem eigenen Spiegel anprobieren, und das Licht ist auch schmeichelhafter. Also: Bestellung ist raus, Vorfreude steigt. Dann folgt die Ernüchterung. Erst vor einigen Wochen bekam ich ein so großes Paket, dass der Lieferant nur mit Mühe und Not in den dritten Stock manövrieren konnte. Durch meine Wohnungstür passte es gerade so. Da saß ich nun. Auf einem riesigen Paket, aus dem mir ganze zwei Teile passen und gefallen, weil ich natürlich alles in drei verschiedenen Größen bestellen musste. Und wie kriege ich das Paket wieder runter und weg? Versteht ihr, was ich meine? Anstrengend und nervig.

Wer zur Hölle soll da reinpassen?

Bodypositivity oder zumindest Body-Akzeptanz ist mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Immer mehr Modelabels setzen auf verschiedene Körpertypen, Hautfarben und Diversität. Und ich finde das toll! Leider sieht es bei vielen Retailern in der Fußgängerzone und in Online-Shops immer noch anders aus. Und ich weiß gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei den Größen. Ich habe eine ziemlich gerade Figur. Nicht besonders schlank, nicht plus-Size. Ich bin die klassische undefinierte Mitte, die in keine Kategorie passt. Üblicherweise greife ich zu Größe 38 oder 40. Und bisher kam ich da auch immer rein. Entweder sind die Jeans und Shirts jetzt alle geschrumpft oder ich bin einfach aufgegangen. Ich pass' jedenfalls noch in kaum eine Größe 38, und auch eine 40 geht gerade noch so zu. Und so fühlen sich viele Frauen in meinem Umfeld. Größen werden von heute auf morgen verändert, obwohl sich unsere Körper nicht verändern. Eine 40 wird gefühlt immer kleiner und Trends können nur diejenigen tragen, deren Körperform gerade angesagt ist. Vor einigen Jahren waren es noch Skinny-Jeans, die vor allem kurvigeren Frauen schmeichelten, jetzt ist oversized der heiße Scheiß, passt aber auch nicht zu jedem. Und wenn mir noch einmal wer erzählt, das Heroine-chic wieder im Kommen ist, spring ich aus dem Fenster. Ich will Trends, die zu uns allen passen. Umkleidekabinen mit schönem Licht, in dem man sich gerne anschaut und neue, passende Teile zelebrieren kann. Mehr Diversität, die nicht nur gut für's Image ist, sondern den Kund:innen ein tolles Körpergefühl gibt. Danke! Und bis dahin trage ich lieber Teile, die ich schon habe, anstatt mein Frustrationspotential zu triggern.

Barbara

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