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Ultraschall-Liposuktion: Ein Erfahrungsbericht

Frau in Crop-Top mit flachem Bauch
© loveforshutter / Shutterstock
Bettina K. unterzog sich einer Ultraschall-Liposuktion am Bauch. Doch der Traum von der Traumfigur mündete in einen langen Leidensweg.

Ins Schwimmbad traute sich Bettina K.* mit ihren 94 Kilo schon lange nicht mehr. So recherchierte die Sekretärin aus Köln im Internet und fand einen Gynäkologen in ihrer Nähe, der Ultraschall-Liposuktionen anbot. Das Beratungsgespräch verlief gut, sie fasste Vertrauen zu dem Arzt und stimmte einer ambulanten Fettabsaugung am Bauch zu. Kostenpunkt: 4000 Mark. Vereinbart wurde eine Kombination aus Tumeszenz- und Ultraschall-Liposuktion. Bei dieser "feuchten" Absaugmethode wird zunächst eine betäubende Kochsalzlösung in den abzusaugenden Bereich gepumpt (tumescere, lat. aufblasen), danach werden die aufgeschwemmten Fettzellen zusätzlich mittels Ultraschall zertrümmert. Eine durchaus übliche Methode. Dann war es endlich soweit ...

Krank statt schön

"Der Eingriff wurde vormittags ohne Narkose vorgenommen und dauerte rund vier Stunden. Ich lag auf dem Tisch im OP-Raum, und in Anwesenheit von zwei Arzthelferinnen wurde als erstes die Tumeszenz-Lösung eingespritzt. Nach dem vollständigen Einspritzen der Lösung war der Bauch irrsinnig geschwollen. Dann wurde mit Ultraschall behandelt und abgesaugt. Nur der Absaugungsvorgang war etwas schmerzhaft. Nach der OP brachte mich eine Arzthelferin nach Hause."

Warum auf viele schöne Jahre verzichten, wenn ein paar Stunden unter der Obhut eines erfahrenen OP-Teams Ihr Leben verändern können? (Zitat "Privatklinik Vitalitas")

*Der Name wurde geändert, ist aber der Redaktion bekannt

"Die Prozedur nach der OP ist sehr mühselig: Man muss ein enges Mieder mit Einlagen tragen, da nach der OP noch Lösung durch die Wunden ausläuft. Es ist sehr beschwerlich, sich in dem Mieder zu bewegen und jeder Toilettengang wurde zur Qual. Bereits 48 Stunden nach dem Eingriff begann es mir schlecht zu gehen; ich bekam Fieber und der Bauch war heiß und geschwollen. Ich kontaktierte den Arzt am Sonntag morgen. Auf mein Drängen kam er nachmittags zu einem Hausbesuch und gab mir ein Antibiotikum. Ich bekam aber wieder Fieber und der Arzt überwies mich am 6. Tag nach der OP ins Krankenhaus."

Bei Fettabsaugung im Bauchbereich entsteht sehr häufig in den nächsten Tagen ein muskelkaterartiges Gefühl bei Bewegung. Dieses ist jedoch nur unangenehm und schmerzt nicht. Grundsätzlich sind fast alle Sportarten nach einer Woche wieder möglich. (Zitat "Privatklinik Düsseldorf")

"Insgesamt lag ich fünf Wochen im Krankenhaus. Am Tag der Einlieferung wurde eine Spülung über die bereits vorhandenen Eingriffsöffnungen vorgenommen. Zwei Tage danach war der Bauch hart, rot und geschwollen. Daraufhin wurde erneut operiert, das Gewebe ausgeräumt und die Wunde gespült. Es wurden Bakterien (Pneumokokken und später auch Enderokokken) festgestellt. Mit einer speziellen Methode wurde die Wunde versiegelt und mit einer Saugdrainage versehen. Die Wunde wurde so offen gehalten. Insgesamt wurde vier Mal operiert, um das infizierte Gewebe zu entfernen. Während des ganzen Krankenhausaufenthaltes bekam ich intravenös Antibiotika und Schmerzmittel verabreicht."

Komplikationen sind extrem selten und bis auf das Gefühl eines 'Muskelkaters' gibt es praktisch keine Schmerzen. (Zitat "Partnach-Klinik")

Danach war Frau K. monatelang krank geschrieben, weil sie Probleme mit dem Sitzen hatte. Knapp ein halbes Jahr nach der OP ging ihr es schon wieder ganz gut, aber es gab immer noch Tage, an denen sie "sterben wollte". Durch die massive Einnahme von Antibiotika war ihr Immunsystem stark angegriffen. Regelmäßig bekam sie Massagen, die helfen sollen, die Verhärtungen in ihrem Bauch zu mildern. Noch ist unklar, ob die Schwellungen überhaupt wieder verschwinden werden. Die 30 Zentimeter lange Narbe wird sie behalten.

Die Zahl der Frauen, die sich einer Fettabsaugung unterziehen, steigt rapide an. Nicht nur ist die "Problemzonenchirurgie" für viele erschwinglich geworden, die allgegenwärtigen Diskurse funktionieren gewohnt reibungslos: Die propagierten Schönheitsideale, das Heilsversprechen, dass eine Annäherung an diese Ideale der Garant für Glück und Liebe ist, die Verherrlichung von Jugendlichkeit, die es einer Frau mit Cellulite und Fettpolstern kaum mehr erlaubt, sich schön zu finden.

Doch der scheinbar kleine, problemlose Eingriff wird von vielen unterschätzt - von Patientinnen und Ärzten gleichermaßen. Der Erfolg einer Liposuktion hängt maßgeblich davon ab, wie gut der Arzt ausgebildet ist und wie viel Erfahrung er bereits gesammelt hat. Doch die Suche nach einem seriösen Chirurgen gestaltet sich noch schwierig.

Risiken und Nebenwirkungen

Viele Ärzte und Patienten machen es sich zu leicht und verschließen gern die Augen vor der Tatsache, dass es sich bei einer Fettabsaugung um eine Operation mit allen Risiken handelt. Da man nur mit dünnen Kanülen in die abzusaugenden Bereiche eindringt, entstehen oberflächlich gesehen nur winzige Wunden. Der Eindruck täuscht. Innerlich entstehen "enorm große Wundflächen, die nicht zu unterschätzen sind", so Dr. Gerhard Sattler von der Rosenparkklinik in Darmstadt. Hinzu kommt die bei jeder OP anstehende Thrombosegefahr sowie das Risiko ästhetischer Verformungen - nicht wenige Patienten werden mit Dellen nach Hause geschickt, die sie ihr Leben lang behalten. Vergessen wird auch gerne, dass jede Wunde bis zu eineinhalb Jahre heilen muss. Der Fall Bettina K. zeigt, dass immer auch ein Infektionsrisiko gegeben ist.

Ultraschall: Pros und Cons

Über die Methode der Ultraschall-assistierten Liposuktion gehen die Meinungen der Experten auseinander, sie wird aber durchaus erfolgreich angewandt. Eine Gefahr besteht in der großen Hitzeentwicklung, die das Gewebe verbrennen kann. Während Prof. G. Spilker, Direktor der Klinik für plastische Chirurgie in Köln, längst von dieser "gefährlichen Methode" abgekommen ist, die auch oftmals "Berg- und Wellentäler" hinterlasse, hält Dr. Oliver Meyer-Walters aus Hamburg die Methode für gut und sinnvoll - zumal sich die Haut nach einer Ultraschall-Liposuktion sehr gut straffe. Für Dr. Sattler ist das problematische an der Methode, dass Ultraschall einen Kahlschlag vornehme, ohne zwischen Fett- und Bindegewebe, Lymphen und Nerven zu unterscheiden - "wie bei einem Waldbrand". Andererseits wird dem Ultraschall ein gewisser "Klebeeffekt" zugesprochen - die Wunden sollen schneller heilen.

Wie findet man einen seriösen Arzt?

Die Suche nach einem seriösen Arzt gestaltet sich deshalb schwierig, weil "Schönheitschirurg" kein geschützter Begriff ist und jeder approbierte Arzt ästhetische Operationen vornehmen darf. Das Fachwissen wird meist in Workshops vermittelt, wobei Spezialisten Live-OPs an Idealpatienten durchführen. Diese Vorgehensweise führt laut Dr. Bolatzky dazu, dass jeder Zuschauer denkt, "das kann ich doch auch". Daher hält der Leiter der gleichnamigen Fachklinik in Gelsenkirchen dieses "System der Butterfahrten" für äußerst gefährlich. Nicht wenige Ärzte belegen ein paar Wochenendkurse, stellen sich ein Absauggerät in die Praxis, und halten sich befähigt, ästhetische Chirurgie anzubieten. Eine gefährliche Selbstüberschätzung - und eine verantwortungslose Methode, am Geschäft mit der Schönheit teil zu haben. "Alle denken, das ist doch kein Problem, einen Schlauch reinzustecken und abzusaugen", bestätigt Dr. Meyer-Walters, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie in Hamburg.

Vielerorts wird deshalb der Ruf nach einem Gütesiegel oder Zertifizierungssystem laut. Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie etwa fordert einheitliche Qualitätsstandards: Mit strengen Regeln und Pflichten zur Weiterbildung sollen verschiedene Fachrichtungen der Ästhetischen Chirurgie geschaffen werden. Auch Dr. Bolatzky plädiert für ein einheitliches Punktesystem: "Der Arzt sollte eine Ausbildung als Facharzt für Chirurgie haben und eine mindestens einjährige Weiterbildung an einer Privatklinik für Chirurgie absolviert haben. Die Anzahl der ständig ausgeführten Operationen sollte ebenfalls in die Bewertung einfließen, denn jedes Fach lebt von Erfahrung," erklärt Bolatzky sein Anliegen.

Generell ist es ratsam, sich an einen Dermatologen oder ästhetisch/plastischen Chirurgen zu wenden, wobei auch das keine Garantie für eine erfolgreiche Liposuktion ist. Ein plastischer Chirurg, der in seinem Klinikalltag damit beschäftigt ist, Hände anzunähen, hat nicht automatisch ausreichende Erfahrungen mit der Fettabsaugung gesammelt. Dasselbe gilt für die Frage, ob man solch einen Eingriff stationär oder ambulant durchführen lassen sollte: Während Klinikärzte vor ambulanten Fettabsaugungen warnen, vertreten niedergelassene Ärzte die Meinung, dass ambulante Eingriffe kein erhöhtes Risiko darstellen. Wer das Risiko postoperativer Komplikationen verringern will, ist allerdings nicht schlecht beraten, den Eingriff in einer Klinik vornehmen zu lassen. Eine Garantie ist das allerdings auch nicht.

Tipps für's Beratungsgespräch

Letztendlich sind es Ausbildung und kontinuierliche Erfahrung mit der Fettabsaugung, die bei der Wahl des Arztes den Ausschlag geben sollten - nicht bunte Broschüren, große Versprechungen und auch nicht der Preis: Die Kosten einer Liposuktion sagen nichts über die Qualität des Chirurgen aus. Bis es ein Zertifizierungssystem gibt, wird potenziellen Patienten deshalb empfohlen, mindestens drei Ärzte zu einem Beratungsgespräch aufzusuchen und immer zu fragen, wo und wie lange sie ihr Handwerk gelernt haben. Der Arzt Ihrer Wahl sollte laufend und routinemäßig Fettabsaugungen durchführen. Als Richtwert gelten hier mindestens vier Operationen pro Woche, so Dr. Bolatzky. Fragen nach Vorher-Nachher-Fotos und nach Kontaktadressen von bereits operierten Patienten darf ein seriöser Arzt nicht scheuen. Ratsuchende können sich zunächst auch an die Ärztekammer oder den eigenen Hausarzt wenden, im Bekanntenkreis nach Erfahrungen fragen oder sich in unserem Schönheits-OP-Forum umhören.

Text: Susanne Arndt

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