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Anti-Aging So trainierst du deine Haut

Model in Dunst gehüllt
© Sevim Aslan / Brigitte
Die Haut trainieren? Klingt anstrengend, ist aber extrem angenehm und hat sogar Anti-Aging-Effekte. Der Trick: die Durchblutung fördern – mit Massagen, Masken oder Trockenbürsten.
Produktion: Sarah Harms

Morgens und abends waschen und dann, zack, die Creme ins Gesicht und die Lotion auf den Body? Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden. Inzwischen aber wird die tägliche Beauty-Routine immer mehr zum Pflege-Ritual. Wenig verwunderlich also, dass etwa Jaderoller für den Teint mittlerweile zum Standardprogramm der Drogerien gehören und Online-Shops wie Niche Beauty neben klassischer Kosmetik jede Menge sogenannter Tools anbieten, mit denen sich die Hautpflege fast schon professionalisieren lässt. Selbst Omas Schönheitstipps wie Wechselduschen oder Trocken­bürsten werden von Beauty- Gurus wie Dr. Barbara Sturm auf Insta­gram gefeiert.

"Während meine Kunden früher vor allem erwartet haben, dass ich ihre Hautprobleme in den Griff bekomme, sind sie heute froh, wenn Sie zu Hause auch etwas für sich tun können. Denn Sie wissen, dass es auf Regelmäßigkeit ankommt", sagt Jana Dobric, Kosmetikerin und Inhaberin des "Reviderm Skinmedics"-Instituts in Hamburg. "Das bedeutet, nicht nur die richtigen Pflegeprodukte zu verwenden, sondern eben auch die Haut im Gesicht und am Körper zu aktivieren, zum Beispiel mit Massagen."

Einmal ordentlich Schwung holen

Ob Jaderoller, Trockenbürste oder ein Silikon-LED-Gerät: Alle drei machen so ziemlich denselben Job, denn sie regen die Durchblutung der Haut an und bringen ihren Kreislauf in Schwung. "Das ist wirklich für alle Hautfunktionen immens wichtig", erklärt Tanja Kubena, Kosmetikerin und Inhaberin des Hamburger "Delightful and Pure Medical Spa". "Nur so können Stoffwechselprodukte abtransportiert und gleichzeitig Nähr- und Botenstoffe sowie Sauerstoff zu den Zellen gebracht werden."

Für den Körper sind Wechselduschen oder die klassische Trockenbürste wunderbar, die nebenbei auch Hautschüppchen entfernt. "Zwei bis dreimal die Woche hilft das schon, um das Bindegewebe zu festigen und Cellulite vorzubeugen", sagt die Düsseldorfer Ärztin Dr. Barbara Sturm. "Peelings mit Kaffee, Kokosöl und Salz sind auch empfehlenswert, denn Koffein sorgt ebenfalls für gute Durchblutung. Für den Kopfbereich ist es super, täglich einen Kopfstand oder die Yoga-Übung 'Herabschauender Hund' zu machen."

Im Gesicht allerdings sollte man Bürsten mit Vorsicht genießen – die Haut ist hier deutlich empfindlicher als am Körper, und zu harte oder gar spitze Borsten können sie reizen und Mikroverletzungen auslösen. Sicherer sind die aus Asien stammenden Jaderoller. Damit auch das Lymphsystem in Schwung kommt, sollten Sie erst das Lymphsammelbecken am Schlüsselbein anregen und anschließend von den Ohren zum Hals streichen, wo sich ebenfalls Lymphknoten befinden. Im Gesicht arbeiten Sie von der Mitte nach außen, vom Kinn nach oben. Dabei brauchen Sie nicht viel Druck ausüben – ein leichtes Streichen reicht. Und wie bei allen anregenden Massagen gilt: als Erstes ist die rechte, herzfernere Seite dran, dann die linke.

Rosig statt gestresst

Dass Pflege-Rituale gerade so gehypt werden, ist natürlich kein Zufall. Erfüllen sie doch gleich zwei, eigentlich konträre Wünsche auf einmal: Effektivität plus Me-Time. Regelmäßige Pflege erzielt schlicht bessere Resultate und fährt uns gleichzeitig runter – womit wir wieder bei der Durchblutung wären. Die verbessert sich nämlich, wenn wir uns entspannen. Stress dagegen versetzt den Körper in den Fluchtmodus: Er pumpt alles Blut in die überlebenswichtigen Organe. Die Folge für die Haut: Sie wird unterversorgt. Der US-Promi-Derma­tologe Dr. Dennis Gross hat bei seiner neuen Anti-Stress-Hautpflege­serie also nicht umsonst durchblutungsfördernde Pilz­extrakte eingesetzt und verbindet das "De-Stress Facial" in seiner New Yorker Praxis mit Lymphdrainage-Massagen.

Beim Beauty-Konzern Shiseido träumt man sogar davon, die für die Versorgung der Hautzellen zuständigen Kapillargefäße langfristig gesund halten zu können – mithilfe von Kosmetik. "Unsere Wissenschaftler beschäftigen sich seit 20 Jahren mit dem Thema Durchblutung. Inzwischen wissen wir, dass sich die Zahl der für die Versorgung zuständigen Hautkapillaren mit dem Altern verringert. Außerdem arbeiten sie nicht mehr so effektiv, beginnen zu lecken. Wir konnten nachweisen, dass das wiederum einen Einfluss darauf hat, wie die Haut altert", sagt Nathalie Broussard, Wissenschaft­liche Kommunikationsdirektorin bei Shiseido. "Die gute Nachricht: Es gibt bestimmte Rezeptoren, die für die Dicke der Kapillaren zuständig sind, und Proteine, die sehr wichtig für ihre Gesundheit sind. Unser Ziel ist nun, neue Wirkstoffe zu finden, um auf diese Faktoren einzuwirken."

Behutsam sein

Wenn eine gute Durchblutung derart wichtig für die Haut ist, überrascht es doch, dass das Thema erst jetzt wieder so im Fokus steht. "Meine Kunden hatten oft die Sorge, dass ihr Gesicht nach der Behandlung gerötet sein könnte, weshalb ich lieber davon spreche, die Mikrozirkulation des Teints anzuregen, statt seine Durchblutung zu fördern. Das ist irgendwie ein liebevollerer Begriff", sagt Tanja Kubena. "Wir Kosmetikerinnen haben früher aber auch anders gearbeitet, da wurde viel gedampft, und diese Hitze überfordert manche Haut. Geht man behutsam vor, tut ein angeregter Stoffwechsel aber fast jedem Teint gut."

Gut zu wissen: Solche Behandlungen sollten bei Venen- oder anderen Gefäß­erkrankungen und Entzündungen mit Ärztin oder Arzt besprochen werden – auch wenn man heute weiß, dass sie selbst Hautleiden verbessern, bei denen davon lange abgeraten wurde. "Indem die Kapillargefäße der Haut angeregt werden, stärkt man sie und macht sie widerstandsfähiger. Das kann sogar eine Rosazea im nicht entzündlichen Stadium lindern. Zudem werden Stauungen aufgelöst", sagt Jana Dobric. "Doch es ist wichtig, das kon­trolliert zu tun." Die Kosmetikerin beginnt deshalb fast jede Behandlung mit einer durchblutungsfördernden Maske – bei gefäßlabilen Hautbildern ohne ätherische Öle. "Entscheidend ist, das Produkt lange genug auf dem Gesicht zu lassen, weil so die Durchblutung nicht nur sanft angeregt, sondern auch langsam wieder nach unten gefahren wird. Danach nimmt die Haut die Pflege viel besser auf."

Von extremen Reizen riet übrigens schon Sebastian Kneipp ab. Der Vater der kalten Güsse propagierte nur "wohldosierte" Temperaturwechsel, nach denen die Haut weder knallrot noch blau ist – sondern einfach nur rosig.

Mit Wasser oder Bürste: So aktivieren Sie Ihren Hautstoffwechsel

Sich müde duschen

Für alle, die’s unter der Brause nicht unbedingt eisig mögen, ist der Kneippsche Knieguss eine gute Sache, der auch das Einschlafen fördert. Los geht’s immer mit einer warmen Runde, dann kommt die kalte. Den Wasserstrahl vom rechten kleinen Zeh außen am Fuß und Unterschenkel entlang bis zur Kniekehle führen, dort fünf Sekunden kreisen, dann über die Wade bis zur Ferse. Beim linken Bein wiederholen. Dann vom rechten kleinen Zeh über die Außenseite bis zur Kniescheibe, dort kreisen lassen, dann über die Innenseite des Beins zum Fuß zurück. Nun ist links dran. Bei der letzten kalten Runde die Fußsohlen kalt abduschen. Danach dicke Socken anziehen oder gleich im Bett aufwärmen.

Sich wach schrubben

Da das Trockenbürsten eher anregend wirkt, am besten damit in den Tag starten. Auch hier beginnen Sie am rechten Fuß und arbeiten sich in kreisenden Bewegungen, den Druck in Richtung Herz verstärkend nach oben vor. Erst außen, dann innen. Nach den Füßen kommen Unter- und Oberschenkel dran, ebenfalls erst außen dann innen. Danach Hüfte und Po. Weiter geht es von den Händen die Arme entlang, der Oberkörper bildet den Abschluss. Richtig haben Sie es gemacht, wenn die Haut hinterher nur leicht gerötet ist. Empfindliche und gereizte Körperstellen wie Brustwarzen oder auch Krampfadern und Besenreiser sollten Sie auslassen.

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BRIGITTE 26/2020

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