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Alex Mariah Peter "Ich bin überhaupt kein Fan von dem Wort Vorbild"

Alex Mariah Peter 
Alex Mariah Peter
© instagram.com/alexmariahpeter
Body Positivity und Co. sind auf Social Media in aller Munde. Alex Mariah Peter spricht im Interview mit BRIGITTE über ihre Einstellung zu klassischen Schönheitsidealen und welchen Einfluss ihre Dusche auf ihr Selbstbewusstsein hat.

Spätestens seit ihrem Sieg von "Germany's next Topmodel" 2021 ist Alex Mariah Peter Vorbild für viele! Auf Instagram teilt das Model behind the Scenes von Jobs, Reisen, aber auch private Momente. Und gerade in diesen ist Alex Mariah gnadenlos ehrlich, wenn es um Themen wie mentale Gesundheit, Beauty-Eingriffe oder Veränderungen an ihren Körper geht. Gemeinsam mit Merz Aesthetics setzt sich die Influencerinnen dafür ein, dass alle Menschen selbstbewusst, selbstbestimmt und gut informiert über ihr Aussehen entscheiden können – frei von gesellschaftlichem Druck, Diskriminierung oder vorgegebenen Schönheitsidealen. Mit BRIGITTE sprach sie darüber, warum ihr das so viel bedeutet.

Alex Mariah Peter: Die Ex-GNTM-Gewinnerin im Interview über Schönheitsideale

BRIGITTE: Der Claim der neuen Merz-Aesthetics-Kampagne ist "Show your Confidence": Was macht dich selbstbewusst? 

Alex Mariah Peter: Selbstbestimmung. Wenn ich weiß, dass ich frei von gesellschaftlichem Druck oder vorgegebenen Schönheitsidealen einfach ich selbst sein kann. 

Und wann fühlst du dich am selbstbewussten?

Ich finde, man muss zwischen Selbstbewusstsein und Selbstwert unterscheiden. Für mich geht es auch viel mehr darum, dass ich meinen Selbstwert kenne und mit mir selbst im Reinen bin. Selbstbewusstsein ist eher was für einen Moment. 

Mehr als nur für den Moment war aber dein Sieg bei "Germany's next Topmodel". Du hast als erste trans Frau gewonnen. Was bedeutet dir der Sieg auch zwei Jahre später noch? 

Ich habe auch als erste asiatische Frau das Format gewonnen, das ist mir noch einmal wichtig zu sagen! Das macht mich beides stolz, aber eigentlich bin ich eher auf den Sieg generell stolz. Dass ich es durchgezogen habe und damit offenbar auch heute noch anderen Menschen den Mut machen kann. Allgemein hatte der Sieg für mich aber einen weniger großen Stellenwert, als ihn die Öffentlichkeit mir zugeordnet hat.

Siehst du dich als Vorbild?

Ich bin überhaupt kein Fan von dem Wort Vorbild, weil es indirekt bedeuten kann, dass Menschen versuchen, jemand anderes zu sein. Aber ich freue mich, wenn ich andere dazu inspiriere, ihr eigenes Leben zu leben und die beste Version ihrer selbst zu sein.

Zum Thema Öffentlichkeit: Du bist auf Instagram sehr aktiv und erfolgreich. Gibt es da auch mal Kritik? Und wie gehst du damit um?

Ganz ehrlich, eigentlich bekomme kaum Kritik für meinen Körper und wenn, dann ignoriere ich die einfach. Ich lese generell kaum Kommentare und lasse die und die Meinung mir fremder Menschen daher auch gar nicht zum Thema in meinem Alltag werden. 

Das heißt, du liest auch keine positiven Kommentare? 

Nein, ich lese auch nicht die Positiven. Klar sind positive Kommentare, Lob und Anerkennung schmeichelnd, aber eigentlich finde ich es falsch, besonders viel Beachtung darauf zu geben, was andere von mir denken. 

Du hast im vergangenen Jahr erst 40 Kilo zu und dann auch wieder einiges abgenommen und den gesamten Prozess mit deiner Community geteilt. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Es war ja ohnehin sehr offensichtlich, dass sich mein Körper verändert hat und ich nicht mehr wie bei GNTM in eine Kleidergröße 34 passe. Dass zu verheimlichen oder nicht zu thematisieren hätte also nichts gebracht. Es ist einfach eine Tatsache und natürlich spiegelt sich die auch in meinem Alltag wider. Ich werde mehr für Beautyshoots gebucht, weil ich in die Sample Sizes von Modeproduktionen einfach nicht mehr reinpasse. Das heißt auch mein Job hat sich verändert und damit das, was ich auf Social Media und Co. teile.

Wenn es um den eigenen Körper geht, ist der Begriff "Body Positivity" schnell im Raum – was bedeutet er für dich?

Ich halte davon gar nichts, finde es sogar ganz schrecklich. Er diskriminiert meiner Meinung nach nämlich auch schlanke Frauen und impliziert, dass Körper, die der Norm entsprechen, eine nicht gleich wertvolle positive Verbindung zu ihrem Körper empfinden können. Ich weiß, viele erwarten von mir, dass ich da viel von halte, das tue ich aber einfach nicht. Zwanghaft positiv über den Körper zu denken, hat auch schnell etwas Ungutes. Und man muss auch nicht nur positiv von sich denken, um sich zu mögen.

In welchem Moment fühlst du dich am wohlsten in deinem Körper? 

Das ist ehrlich gesagt ganz situationsabhängig, schwankt auch häufig über den Tag hinweg. Ich fühle mich selten den ganzen Tag rundum super. Wenn ich jetzt allerdings eine Situation rauspicken müsste, in der ich mich kürzlich gut gefühlt habe, wäre es wohl heute Morgen unter der Dusche. Ich habe dunkle Glaswände, in denen man sich spiegelt. Da habe ich mich beim Tanzen unter der Dusche beobachtet, laut gesungen und mich einfach gut und selbstbewusst gefühlt.

Du gehst auch mit Beauty-OPs sehr offen um. Gibt es dafür einen Grund?

Man trägt, als Teil der öffentlichen Gesellschaft auch die Verantwortung über Eingriffe aufzuklären, die dem klassischen Schönheitsideal entsprechen. Dabei geht es dann auch gar nicht um meine Transition. Wenn ich jedoch vorher ganz flach bin und dann ein D-Körbchen trage, fällt das auf. Das muss und möchte ich gar nicht verheimlichen. Ich fühle mich wohl mit meiner Entscheidung, wieso sollte ich dann nicht auch darüber sprechen?

Welche Gedanken machst du dir, bevor du dich entscheidest: Das lasse ich jetzt machen?

Ich denke definitiv länger über diese Dinge nach, mindestens ein Jahr. Erst wenn es in der Zeit keinen einzigen Tag gab, an dem ich die Entscheidung angezweifelt oder hinterfragt habe, mache ich es auch. Ich kenne mich nämlich und neige dazu, mich schnell von Dingen verleiten zu lassen. Spontane Eingriffe zwischen Kaffee und Kuchen sind eher nichts für mich. Um mich vor mir selbst zu schützen, muss ich schon gut darüber nachdenken.

Redest du auch mit Freunden oder Familie darüber? Bindest sie in den Entscheidungsprozess mit ein? 

Gar nicht. Die Idee und die Entscheidungen müssen schon vollkommen von mir ausgehen. Es geht ja auch niemanden etwas an, ob und auf welche Eingriffe ich auf zurückgreife. Manchmal erzähle ich davon, möchte dann aber auch kein Feedback haben. Ich muss das wollen und wenn ich das gut finde, ist das die Hauptsache. 

Gibt es etwas, was du noch an dir beziehungsweise deinen Körper verändern möchtest?

Gerade bin ich zufrieden mit mir, also nein. 

jho Brigitte

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