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LGBTQ+ Das haben gleichgeschlechtliche Paare anderen voraus

LGBTQ+: Pärchen umarmt sich
© Flashpop / Getty Images
Als "Sexpertin" und Paartherapeutin weiß Karina Kehlet Lins, dass es bei hetero Pärchen im Bett und in der Beziehung manchmal harkt. Besser flutscht es bei gleichgeschlechtlichen Paaren – und das hat drei gute Gründe.

Auf der Couch von Psychologin Karina Kehlet Lins sitzen mal gleichgeschlechtliche, mal heterosexuelle Paare. Dabei stellt sie immer wieder fest: Lesbische und schwule Pärchen haben andern in Sachen Beziehung und Sex einiges voraus. Von ihrem freieren Mindset können sich hetero Paare definitiv eine dicke Scheibe abschneiden, findet Lins und erklärt, welcher ihrer Glaubenssätze und Verhaltensweisen in der Beziehung eine echte Bereicherung ist. 

1. "Man stirbt nicht, wenn man über Sex redet"

Sex ist zwar lange kein Tabu-Thema mehr, aber dennoch fällt es hetero Pärchen meist schwerer, darüber zu reden. "Gleichgeschlechtliche Paare kennen es schon, über Sex zu sprechen. Bei vielen war es Teil ihres Coming-out-Prozesses", erklärt Karina Kehlet Lins. Und das ist ein großer Vorteil!

Let´s talk about sex, baby!
Sex zum Thema zu machen, schadet nicht. Im Gegenteil: Wenn Karina Kehlet Lins mit heterosexuellen Paaren in ihrer Praxis offen über Sex redet, kommt es zu richtigen "Aha"-Momenten. Erst dann begreifen zum Beispiel viele, unter welchem gesellschaftlichen Druck sie stehen, der einem suggeriert: Wenn man sich liebt, ist der Sex großartig. Doch:

"Nur, weil man sich liebt, heißt es nicht, dass es automatisch flutscht – im wahrsten Sinne. Liebe und Sex sind zwei unterschiedliche Dinge."

, erklärt Lins. Auch dass Sex immer spontan, voller Leidenschaft und am besten vier Mal die Woche stattfinden muss, ist gesellschaftlicher Bullshit!

Gleichgeschlechtliche Paare können sich besser von diesem sozialen Druck lösen – schließlich fallen sie sowieso schon aus dem heteronormativen Raster. Frei von Normen gehen sie individuell auf ihre Bedürfnisse ein. 

2. "Orgasmus für alle!"

Apropos Bedürfnisse: Was verursacht bei dir Oh´s und Ah´s? Karina Kehlet Lins hat die Erfahrung gemacht, dass schwule und lesbische Pärchen einen viel größeren Wortschatz haben, um zu beschreiben, was ihnen genau gefällt. 

Und: Zum Orgasmus kommen beide Partner:innen. Denn gleichgeschlechtlich bedeutet auch gleichberechtigt! Bei hetero Paaren sieht das leider oft anders aus: Männer dürfen kommen, bei Frauen ist das Ganze etwas komplizierter? Das nennt sich "Orgasm Gap" – und der ist bei hetero Paaren viel größer als bei gleichgeschlechtlichen. Wie es dazu kommt? Das Problem fängt schon bei der Aufklärung an:

"Frauen wird immer noch zu verstehen gegeben: Penetrations-Sex ist richtiger Sex. Nur ein vaginaler Orgasmus ist ein wahrer Orgasmus. Das wäre doch schlimm, wenn der Geburtskanal so sensibel ist, immerhin muss da ein Baby durch"

, erklärt Lins, "Frauen, die mit Frauen Sex haben, wissen besser, wie man die Klitoris stimuliert und dass das viel wichtiger ist als einfache Rein-Raus-Penetration." 

3. "Stellt das Modell infrage!"

"Zwischen Mann und Frau gibt es vorgelebte Skripte, bestimmte gesellschaftliche Abläufe.", beschreibt Karina Kehlet Lins, " Wer lädt zum Essen ein, wer kauft die Blumen, wer kocht?" All das ist bei vielen Hetero-Paaren schon gesellschaftlich vorbestimmt. Bei gleichgeschlechtlichen Pärchen herrscht eine ganz andere Demokratie und Offenheit, verrät die Psychologin. Da wird nichts vorausgesetzt, sondern gefragt: Was machst du denn gerne?

Unterm Strich:

Macht euch frei von Konventionen! Geht auf eure Bedürfnisse ein: Jeder Mensch ist anders, hat individuelle Vorlieben. Egal ob hetero oder queer! "Die berühmtesten drei Wörter in einer Beziehung und der Schlüssel zum Erfolg lauten nämlich nicht: Ich liebe dich! Sondern: Was magst du?", verrät Lins. 

Verwendete Quelle: Interview

Barbara

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