Beim Spiel gegen den SV Bergisch Gladbach Ende Januar platzte Heiko Vogel, Trainer der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach, der Kragen. Der Coach des Regionalliga-Teams wurde von Schiedsrichter Marcel Benhoff auf die Tribüne geschickt, weil er sich den Assistentinnen Vanessa Arlt und Nadine Westerhoff gegenüber "unsportlich" verhalten habe.
So heißt es zumindest in der Urteilsbegründung des Westfälischen Fußballverbandes, der Vogel für zwei Spiele sperrte. Das Spiel gegen Bergisch Gladbach gewann seine Mannschaft nach 0:1-Rückstand zwar noch mit 2:1, für den Trainer wird die Partie dennoch teuer: Er muss 1500 Euro Strafe zahlen. Weiterhin wurde Vogel dazu verdonnert, sechs Trainingseinheiten einer Frauen- oder Mädchenmannschaft zu leiten, berichtet das Portal "Reviersport".
Strafe gegen Heiko Vogel verärgert Fans
Diese ungewöhnliche Maßnahme des Verbands sorgt für Ärger. Offenbar verfolgt der Verband den Ansatz, dass ein Trainer, der sich gegenüber Schiedsrichterassistentinnen unangemessenen verhält, bei einer Frauenmannschaft den Respekt vor Frauen im Fußball lernt. Doch darf so eine Strafe aussehen?
Vor allem weibliche Fußballfans können die Entscheidung nicht nachvollziehen. "Hoffe, ihr habt euch beim Westdeutschen Fußballverband beschwert", schrieb Dunya Hayali, Moderatorin des "Aktuellen Sportstudios" im ZDF, via Twitter an Borussia Mönchengladbach, "oder was soll der Quatsch? Wieso soll das Pfeifen/Trainieren einer Mädchen- bzw. Frauenmannschaft eine Strafe sein?"
Die Journalistin und Autorin Mara Pfeiffer, Gründungsmitglied des Podcasts "Frauen reden über Fußball", fragte: "Macht sich da irgendwer Gedanken, was es für die trainierten Mädchen und Frauen bedeutet, für sowas herhalten zu müssen?" Andere Fans nannten die Maßnahme eine "Strafe" für die betreffende Frauenmannschaft.
Demirbay beleidigte Schiedsrichterin Steinhaus – ein ähnlicher Fall
Heiko Vogel, der unter anderem bereits die Profimannschaft des FC Basel und die U23 des FC Bayern trainiert hat, muss die Trainingsstunden bis zum 30. Juni absolvieren. Die Strafe des Verbandes erinnert an den Fall Kerem Demirbay: In einem Spiel für Fortuna Düsseldorf hatte der heutige Bundesliga-Kicker von Bayer Leverkusen 2015 Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus beleidigt und musste danach ein Spiel zweier Mädchen-Mannschaften leiten.
"Er tat seine Meinung kund, dass Frauen auf dem Fußballfeld in seiner Wahrnehmung nichts verloren haben. Da war für mich eine Grenze überschritten. Das war einer der wenigen Momente in meinen 26 Jahren Schiedsrichter, wo ich auch wirklich Position bezogen habe und gesagt habe: Und das höre ich mir nicht an!", sagte Steinhaus kürzlich in einer Sky-Doku über die Szene.
Quellen: "Reviersport" / Dunja Hayali / Mara Pfeiffer / "Her Story" auf Sky
Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.