Anmeldung bereits vor der Geburt Katastrophe: Im kommenden Jahr werden 384.000 Kita-Plätze fehlen

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Noch mit dem Kind im Bauch laufen viele Eltern bereits zu Besichtigungen von Kitas – warum? Es fehlen etwa 384.000 Kita-Plätze, die Wartelisten sind ewig lang, und es mangelt an ausgebildeten Erzieher:innen.

Einer Bertelsmann-Studie zu Folge stehen im kommenden Jahr 2023 deutlich weniger Kita-Plätze zur Verfügung, als benötigt werden. Aus neuen Berechnungen für den bundesweiten Ländermonitor Frühkindliche Bildung geht hervor, dass 2023 bundesweit voraussichtlich knapp 384.000 Plätze fehlen.

In Westdeutschland fehlen deutlich mehr Kita-Plätze als im Osten

Besonders im Westen Deutschlands gibt es eine große Versorgungslücke. Es fehlen 362.400 zusätzliche Betreuungsplätze – im Osten sind es mit 21.200 deutlich weniger. Es mangelt allerdings nicht nur an Plätzen, sondern ebenfalls an ausgebildeten Fachkräften. Im Westen müssten 93.700 Erzieher:innen und im Osten 4.900 eingestellt werden, um eine Betreuung zu sichern, so die Stiftung. Das ergibt zusätzliche Personalkosten von insgesamt 4,3 Milliarden Euro pro Jahr.

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Grundlage der Berechnung waren die Daten aus dem vergangenen Jahr 2021. Die Nachfrage der Eltern nach Kita-Plätzen lag deutlich über dem Angebot. Der größte Mangel besteht im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 101.600 fehlenden Kita-Plätzen. In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sei hingegen kein Ausbau der Plätze nötig.

Geschwisterkinder können teilweise nicht mehr bevorzugt behandelt werden

Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Familien ein Absageschreiben im Briefkasten vorfinden. Häufig werden Geschwisterkinder in Kitas bevorzugt behandelt. So auch die Annahme einer Familie aus Nordrhein-Westfalen, die beim "RedaktionsNetzwerk Deutschland" von ihrer Misere berichtet. Eigentlich war klar, dass die Zwillinge in dieselbe Kita kommen sollten wie ihre Geschwister vor ihnen. Dann aber kam die Absage, andere Familien hätten auf der Warteliste weiter oben gestanden.

Das Problem: Die allermeisten Familien sind auf die Betreuungsplätze angewiesen. Sind diese nicht zu bekommen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder muss die Verwandtschaft mit eingebunden werden oder die Eltern müssen im Job kürzertreten. Und das sind in den meisten Fällen dann wieder die Mütter.

Kinder werden teilweise schon vor der Geburt in den Kitas angemeldet

Die Angst davor, keinen Kita-Platz zu bekommen, wenn der Rückgang in den Berufsalltag wieder ansteht, führt dazu, dass viele Eltern ihre Kinder früher anmelden müssen, als sie es eigentlich wollen. Schon vor der Geburt werden dann Kitas besucht, ohne überhaupt zu wissen, was das eigene Kind einmal brauchen wird und ob ein Kita-Besuch zu dem bestimmten Zeitpunkt schon möglich ist. Es nimmt der Familie auch eine gewisse Flexibilität, die Elternzeit beispielsweise doch zu verlängern, weil es sich vielleicht noch nicht richtig anfühlt.

Keinen Kita-Platz zu bekommen, lässt viele Familien dann aber den Kompromiss eingehen, lieber einen frühen freien Platz zu nutzen, als gar keinen zu bekommen. Denn während des angebrochenen Kita-Jahres ist es noch viel schwerer, einen Platz zu finden – in der Regel bleiben die Kinder dann ein weiteres Jahr zu Hause.

Verwendete Quellen: rnd.de, bertelsmann-stiftung.de

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei ELTERN.

slr

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