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Amber Riedl

Gast-Kolumnistin & Gründerin von Makerist.de

Ein Vorstellungstext beginnt immer etwas steif und ist voll mit Fakten, Fakten, Fakten. Aber ich verspreche, es wird interessanter. Denn letztlich sind wir ja nicht nur unsere Herkunft, unser Alter oder unser Familienstand - wir sind die Summe unserer Entscheidungen. Welche Entscheidungen haben also dazu geführt, dass ich eine Gastkolumne für Brigitte.de schreiben darf?
Ich bin Amber Riedl, Kanadierin und Wahl-Berlinerin, 36, verheiratet mit zwei Kindern. Ich habe eine neugierige Art und bin gleichzeitig ruhelos und begeisterungsfähig. Ich habe mich für ein eher unkonventionelles und freies Leben entschieden: Während meine kanadischen Freunde alle längst im eigenen Haus mit Hypothek leben und als Anwälte und Versicherungsvertreter arbeiten, bin ich mit meiner Mietwohnung und meinem Fahrrad glücklich. Ich führe nicht das klassische Leben meiner Altersgenossinnen und kann auch nicht auf einen so klassischen Werdegang zurückblicken. Aber ich bin zufrieden!
Nach meinem Master-Studiengang in Politikwissenschaft in Vancouver zog es mich nach Berlin - der Liebe wegen. Hier lernte ich, dass das Leben eine große Folge aus Kompromissen ist. Wie findet man eine Arbeit, ohne überhaupt ein Wörtchen Deutsch zu sprechen? Die Antwort: viele Leute ansprechen und sich mit vielen Praktika zufrieden geben, um sich ganz langsam nach oben zu kämpfen. Das klappte. Ich bekam meinen ersten eigenen Job bei Transparency International, kämpfte dort einige Jahre lang per E-Mail gegen Korruption. Parallel machte ich meinen Hobby zum Beruf - und das nicht zum letzten Mal. Ich war damals so von Bikram Yoga begeistert, dass ich die Ausbildung zur Yoga-Lehrerin bei Bikram Choudhury in Los Angeles absolvierte, um später in Berlin unterrichten zu können. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern brachte auch wichtige Erkenntnisse fürs Leben. Unter anderem: Wenn man etwas mit Autorität sagt, machen die anderen mit.
Irgendwann frustrierte mich meine Rolle bei Transparency. Ich fühlte mich klein und unbedeutsam und sah wenig Effekt in meiner Arbeit. Parallel organisierte ich meine Hochzeit und war unglücklich mit den mangelhaften Online-Angeboten, die mir die Orga erleichtern sollten. Ich wusste: Das kann ich besser! So entstand die Idee für mein erstes Startup, 1001hochzeiten.de, einem Onlinemagazin für Brautpaare mit Planungstools und Branchenbuch für Dienstleister. Ich habe gekündigt und gegründet.
Dieses Startup führte ich fast 5 Jahre lang. Durch Höhen und Tiefen, durch zwei Schwangerschaften und Geburten. Es war eine gute Erfahrung, aber zweifellos keine stressfreie. Immer seltener fand ich die Zeit ins Yoga-Studio zu gehen, stattdessen verbrachte ich aber mehr und mehr davon mit zwei neuen Hobbys: Nähen und Stricken. Ich nähte und bastelte für mich, für meine Kinder, Freunde und Familie und beobachtete parallel, dass das DIY-Angebot bei der Hochzeitsplanung wahnsinnig gefragt war. Über meinen Mann lernte ich im Frühjahr 2013 Axel Heinz kennen und kam mit ihm ins Gespräch. Unser Thema: der Markt für Handarbeit in Deutschland.
Kennt ihr das, wenn ein einzelnes Gespräch den Verlauf Ihrer eigenen kleinen Geschichte in eine ganz neue Richtung lenkt? Das Gespräch mit Axel war genau so eines: Wir hatten zahllose Schnittstellen, beklagten die riesige Wirtschaftslücke im Do It Yourself-Sektor und wussten, dass wir gemeinsam gründen müssen. Mit unserem Startup Makerist.de machte ich mein zweites Hobby zum Beruf - und wollte der Handarbeit ein Zuhause gegeben.
Die Idee hinter Makerist (einer Mischung aus “maker” und “artist”) ist es, den ganzen Prozess des Handarbeitens von vorn bis hinten zu unterstützen: Anleitungen in Form von Ebooks, Video-Kurse zum Erlernen oder Verbessern neuer Techniken und natürlich alle Materialien, die man für sein Herzensprojekt benötigt, sollen unsere Nutzer ganz praktisch an einem Ort finden. Als leidenschaftliche Handarbeiterin ist das natürlich auch mein ganz persönliches Mekka. So sitze ich gerade an einigen unfertigen Projekten - und es werden garantiert nicht weniger! Zum Beispiel diese Kosmetiktasche mit Korkstoff, die ich einer Freundin zum Geburtstag versprochen habe oder eine Beanie aus der Cashmere Light-Wolle, um mein verloren gegangenes Exemplar zu ersetzen.
Wo die Reise mit Makerist hin geht und welche Highlights uns in der Handarbeitswelt erwarten, könnt ihr bei meinen folgenden Artikeln weiterlesen!