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Jetzt reicht's! Wie der Brustkrebs mir meinen Selbstwert zurückgegeben hat

Der Brustkrebs hat ihr ihren Selbstwert zurückgegeben
Bettina Greschner hat durch den Brustkrebs zu sich selbst gefunden
© privat
BRIGITTE.de-Leserin Bettina Greschner ist mit der Vorstellung aufgewachsen, "falsch" zu sein. Erst durch ihre Brustkrebs-Erkrankung hat sie gelernt, dass ihre vermeintlichen Schwächen ihre Stärken sind.

Da stand ich nun im Bad vorm Spiegel. Ein Morgen im Dezember 2011. Aufgedunsenes Gesicht von der Chemo, mit Glatze und einer großen Narbe auf der rechten Brust von der OP. Mir liefen die Tränen übers Gesicht, und ich fragte mich laut: "Was hast du dir nur angetan, Bettina?"

Ich habe mich immer angepasst

Jetzt reicht's! Über 40 Jahre habe ich mich meinem Umfeld angepasst, aus Angst, für meine auffallende Art und meine laute Stimme abgelehnt zu werden. Will ich weiterhin anderen gefallen oder endlich Ja zu mir sagen, mich selbst lieben und machen, was ich will? 

Bereits in meiner Kindheit war ich gerne laut. In mir war damals schon ein Vulkan, der ausbrechen wollte. Doch als co-abhängige Tochter eines alkoholkranken Vaters habe ich früh entschieden, dass es besser ist, leise zu sein. Aus Angst, wieder einen auf den Deckel zu kriegen. 

Lange dachte ich, ich bin nicht richtig, weil ich permanent mit imaginären "Post-it-Zetteln" beklebt wurde: Du redest zu viel, du bist zu laut, zu bunt. Immer wieder wurde mir gesagt, mit mir stimme etwas nicht, ich sei zu auffallend und störe.

"Du bist wie Gisela Schlüter!", sagte meine damalige Textillehrerin zu mir, als ich in der Schule "mal wieder" zu viel und zu laut redete. (Für alle, die sie nicht kennen: Die Schauspielerin und Kabarettistin war als "Lady Schnatterly" und "Quasselstrippe der Nation" verschrien.) Dabei habe ich es insgeheim geliebt, meine Mitschüler:innen mit meiner fröhlichen und motivierenden Persönlichkeit anzustecken.

Ich war kein Wunschkind

Hinzu kam noch mein schlechtes Gewissen: Ich war der festen Überzeugung, dass ich schuld daran bin, dass mein Vater trinkt. Warum? Meine Mutter war erst 17 und mein Vater 18, als ich zur Welt kam. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich alles andere als ein Wunschkind war.

So habe ich früh gelernt, mich anzupassen, um gemocht zu werden. Es war quasi meine Wiedergutmachung. Und genau dieses Verhalten hat sich über 40 Jahre durch mein Leben gezogen. Mit dem Ergebnis, dass ich mich selbst jahrelang abgelehnt habe.

Mein Entschluss stand fest: Ich mache nur noch Dinge, die ich liebe

Bis zu dem Tag im Dezember 2011 vor meinem Spiegel: So verletzlich und so zart stand ich da, und vor meinem inneren Auge lief mein Lebensfilm ab. Wie gemein ich immer wieder zu mir selbst gewesen war! Wie ich mich mit Worten selbst fertiggemacht habe. Was ich alles zugelassen habe! All die Dinge, die mir jahrelang gesagt wurden. All das habe ich irgendwann selbst geglaubt und mich damit selbst täglich verletzt. Nicht körperlich, aber mit Worten und Gedanken. Einer meiner Glaubenssätze war, dass ich nicht normal bin. Weil ich anders war als die meisten Menschen in meinem Umfeld. 

Dieser Tag hat mir meine Selbstachtung und meinen Selbstwert zurückgeschenkt. Ich habe den Brustkrebs überlebt. Mein Körper hat mich durch die schwerste Phase meines Lebens begleitet. Es ist meine Pflicht, mir und meinem Körper gutzutun. Meine klare Entscheidung vor dem Spiegel lautete: "Bettina, du bist toll und genau richtig, wie du bist. Mach nur noch Dinge, die dir Spaß machen und dein Herz zum Hüpfen bringen!"

Seit 2011 arbeite ich täglich an mir selbst, sage mir schöne Dinge, schenke mir selbst Wertschätzung für mich und mein Tun. Mir selbst zu verzeihen, war eines der wichtigsten Dinge, die zu meiner inneren Heilung beigetragen haben.

Die Reise zu mir selbst war eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich habe mir Unterstützung durch einen Coach geholt und mich erst so richtig kennengelernt. Und ich weiß jetzt:

Das, wofür ich am meisten abgelehnt wurde, sind meine größten Stärken. Heute liebe ich die bunten Post-its, denn sie machen mich aus. Meine Persönlichkeit, meine Authentizität.

Sie haben mich in meine Sichtbarkeit gebracht. Gisela Schlüter war genau so gerne sichtbar, wie ich es bin. Sie war eine "Rampensau", hat sich und die Bühne gefeiert und das getan, was sie am liebsten tat: reden und Menschen begeistern.

Ich liebe genau das: Menschen zu begeistern, zu inspirieren und zu berühren. Ihnen zu zeigen, dass sie richtig sind, wie sie sind. Mir fällt es so leicht, zu reden. Ich liebe es, Menschen mit meinen Worten glücklich zu machen, in meinem Podcast und in meinen Coachings. Jeden Tag darf ich nun meine Stärken ausleben, in jedem Bereich meines Lebens. Das, wofür ich lange abgelehnt wurde, ist meine größte Gabe.

Jede sollte sich fragen: Was will ich wirklich?

Was willst du wirklich? Weißt du, was dich wirklich glücklich und zufrieden macht? Vielleicht fällt dir jetzt spontan nichts ein. Aber ich verrate dir etwas: Dein Herz zeigt dir deinen Weg, es zeigt dir, was du wirklich willst, was dich erfüllt, was deine Stärken sind und dich glücklich macht. Damit das, was du täglich tust, dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, dir Kraft und Power gibt. Wenn du liebst, was du tust, wenn es dir so viel Freude bereitet, dass du sogar die Zeit darüber vergisst, dann kommt es aus deiner inneren Motivation heraus.

Also: Was tust du am allerliebsten? Wie würde sich dein Leben anfühlen und verändern, wenn du dir erlaubst, genau davon mehr zu machen? Verliebe dich in dich und sei du selbst. Du bist einzigartig und hast alles in dir!

Jetzt reicht's!: Wie der Brustkrebs mir meinen Selbstwert zurückgegeben hat
© BOD
Die Autorin: Bettina Greschner ist Expertin für positive Energie und intrinsische Motivation. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und der Dackeldiva Paula auf dem platten Land in der Nähe von Bremen. Sie zeigt Frauen, wie sie an sich und ihre Stärken und Talente glauben und sie auch l(i)eben. In ihrem Buch "Einmal oben ohne bitte" (BoD, 19,95 Euro) und in ihrem Podcast "MACHEN ist wie wollen, nur krasser" gibt Bettina Greschner Impulse für ein besseres Leben. Auf Instagram findet ihr sie unter @bettina_greschner_coaching
Brigitte

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