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Wenn die beste Freundin stirbt ... ist sie trotzdem nie ganz weg

Wenn die beste Freundin stirbt ... ist sie trotzdem nie ganz weg
© Antonio Guillem / Shutterstock
BRIGITTE.de-Leserin Sandra (42) hat ihre beste Freundin verloren. Hier erzählt sie, wie sie gemeinsam mit "ihren Mädels" Kraft und Lebensfreude wiedergefunden hat.

Die Lücke, die entsteht, wenn die beste Freundin gehen muss, ist RIESIG.

Wenn dann sieben Frauen die beste Freundin gehen lassen müssen, stehen alle vor einem riesigen Berg und keine weiß, wie man ihn bewältigen soll. Klar ist, wir schaffen das gemeinsam. Wir, fast schon Schwestern, nicht nur Freundinnen.

Sieben Frauen, seit Kindertagen eng befreundet, stehen nebeneinander in der Kirche und versuchen zu realisieren, dass wir gerade wirklich unsere Freundin beerdigen. Eine unwirkliche Situation. Wir alle fühlen uns hilflos und fragen uns: Warum? Warum gerade sie?

Mit 42?

Wir meistern irgendwie die nächsten Stunden, den Abend. Jede Menge Telefonate, regelmäßiger Austausch, das war jetzt wichtig für uns. 

Das erste Treffen nach der Beerdigung war anders

Wir treffen uns eigentlich immer am ersten Freitag im Monat. Das erste Treffen nach der Beerdigung war anders. Schon im Vorfeld hatte ich Angst, wie es wohl sein wird. In der gewohnten, vertrauten Runde mit meinen Mädels - und ein Platz bleibt leer. Alle von uns waren sehr emotional und wir versuchten, alles Revue passieren zu lassen. 

In den letzten fünf Jahren, in denen unsere Freundin gekämpft hatte, waren unsere Mädelsabende natürlich häufig mit dem Thema Krankheit gefüllt gewesen. Es war schwierig gewesen, banale Themen anzusprechen: Beziehungsprobleme, die Kinder, Stress im Job, halt das Übliche, worüber man sich so austauscht bei einem Glas Rotwein. Das alles schien so unwichtig. 

Ich war sehr unsicher und hatte immer mehr das Gefühl, dass wir uns alle ein wenig vernachlässigten. Da war diese Angst im Raum: Was macht das mit uns? Können wir überhaupt noch lachen oder rumalbern? Uns aufregen, wenn die Kids nerven? Ich wollte nicht pietätlos sein oder die Gefühle meiner Mädels verletzen. 

Unsere Freundin wollte Spuren hinterlassen

In den Tagen nach dem Tod fiel es allen schwer, wieder in den gewohnten Alltag zurückzufinden. Tränen auf dem Weg ins Büro, beim Mittagessen mit den Kindern oder abends vorm Fernseher war für viele von uns trauriger Alltag. 

Unsere Freundin hat mal gesagt, sie möchte Spuren hinterlassen, und sie ist immer noch Teil unseres Lebens: Wenn ich durch unser Haus gehe, sehe ich sie überall. Sie war ein kreativer Mensch, Kunst und Design gehörten für sie zum Leben dazu. In unserem Badezimmer eine Schwarz-Weiß-Aufnahme der Gehry-Bauten, im Wohnzimmer eine Aktmalerei, am Tannenbaum ihre selbstgemachten Engel, in der Küche das tolle Porträt von ihr. Ja, sie hinterlässt Spuren, überall.

Ein gemeinsames Wochenende hat uns wieder zusammengebracht

Im Januar verbrachten wir Freundinnen ein Wochenende in Belgien. Mit Meditation, Energiearbeit und einem Abend in einer Schwitzhütte. Wir hatten viel Zeit, um über alles zu reden, uns auszutauschen und miteinander zu weinen. Alle konnten erzählen und sich mitteilen. Was hat der Tod unserer Freundin mit uns gemacht? Wie geht es weiter? Wie halten wir sie in Erinnerung? Das tat so gut. Viele Dinge konnten wir erst jetzt so richtig ansprechen und aussprechen.

Zwar waren wir alle müde und kaputt nach diesem Wochenende, aber es hat uns als Freundinnen wieder ein Stück nähergebracht und mir gezeigt, dass meine Mädels wirklich Freundinnen fürs Leben sind.

„Eine Fahrt im Frühjahr, das wäre doch schön.“ Das war die letzte Nachricht unserer Freundin in unserem WhatsApp-Verlauf. Und genau das planen wir gerade. Ein Hoch auf uns! Wir haben noch viel vor. Ich freue mich auf alles, was kommt.

Zur Autorin: Sandra (42) hat zwei Kinder und seit 19 Jahren einen tollen Mann an ihrer Seite. Die gelernte Fotolaborantin verbringt gern Zeit mit Fotografie, Zumba, Aikido und mit ihrer Familie. 

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