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No Buddy, oder: Warum Männer und Frauen niemals Freunde sein können

BRIGITTE.de-Leserin Katja Wilhelm weiß aus eigener leidvoller Erfahrung, dass man aufhorchen sollte, wenn der Mann eine "beste Freundin" hat.
Warum Frauen und Männer keine Freunde sein können
Katja Wilhelm, Jahrgang 1975, lebt und arbeitet mann- und kinderlos glücklich in Innsbruck.
© privat

Werdet misstrauisch, wenn Männer euch von ihrer besten Freundin erzählen!

Glaubt mir, es gibt sie nicht. Männer und Frauen im ungefähr gleichen Alter und von vergleichbarer Attraktivität können nur unter äußerst erschwerten Bedingungen Freunde sein und es vor allem bleiben. Harry hatte schon recht, als er zu Sally sagte: „Männer und Frauen können keine Freunde sein, weil ihnen immer der Sex dazwischen kommt.“

Die äußeren Gegebenheiten und sozialen Zwänge, denen wir unterliegen, halten uns zwar meist davon ab, es zum Äußersten kommen zu lassen. Aber eine Frau, für die ein Mann alles tun würde und die nicht die feste Freundin oder Ehefrau ist, sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

Mein Lehrgeld in Sachen „beste Freundin“ bezahlte ich in meiner Beziehung mit Amadeus. Er war mein „Jules Verne“. Nicht, weil ich mit ihm in 80 Tagen um die Welt gereist wäre, nein. Sondern weil er es schaffte, mein Selbstvertrauen 20.000 Meilen unter dem Meer versinken zu lassen.

Wie begeistert war ich, als wir an unserem ersten gemeinsamen Abend in seiner Wohnung ganz romantisch Fotos anschauten! Das mögen wir Frauen ja besonders gerne. Allerdings nicht, wenn auf den Fotos die sogenannte beste Freundin des neuen Freundes abgebildet ist, die aussieht wie eine Mischung aus Hexe, Motorradbraut und „leicht zu haben“. Die also dem geheimen personifizierten Männertraum schon sehr nahe kommt.

Für sie, so erklärte er mir bedeutungsschwanger, würde er sich jederzeit eine Hand abhacken lassen.

Ich fand das damals wirklich gut. Also nicht die Vorstellung, eines Tages eine abgehackte Hand in seiner Wohnung vorzufinden, sondern ich dachte mir: Wenn sich jemand als dermaßen guter Freund erweist, muss er ja ein noch viel tollerer fester Freund sein.

Die Realität sah dann allerdings leider ein wenig anders aus. Hexe Claudia war nämlich omnipräsent, ja man konnte sogar sagen, wir führten – ganz im Stil von Prinz Charles und Lady Di - eine Beziehung zu dritt, in der ich die Arbeit und die ganzen Scherereien hatte (inklusive grottenschlechtem Sex) und sie die ganzen Vorteile absahnte, die hauptsächlich darin bestanden, Amadeus zu jeder Tages- und Nachtzeit auf dem Handy anzurufen, weil es ihr „schlecht ging“, sie „Hilfe brauchte“, oder um jeden Wunsch erfüllt zu bekommen, noch bevor ihre knallpink geschminkten Lippen ihn ausgesprochen hatten.

Er überlegte, für Claudia unseren ersten Urlaub abzubrechen

Die Krönung in Sachen Claudia war, dass er ernsthaft überlegte, unseren ersten (und einzigen) gemeinsamen Urlaub abzubrechen, weil der Typ, den sie am Vorabend in einer Rockerkneipe aufgelesen hatte, nicht zum Frühstück geblieben war, nachdem er „das Huhn geschlachtet hatte“.

An den wenigen Wochenenden, die wir gemeinsam als Paar verbrachten, wollte er sie meistens mit einladen („Claudia ist einsam!“), oder er schleppte mich mit in ihre Wohnung, um so wichtige Dinge zu erledigen wie Steckdosen und Lichtschalter für ihre Hausratversicherung zu fotografieren.

Natürlich stellte ich ihn gelegentlich zur Rede. Diese Claudia-Fixiertheit war doch nicht normal. Aber er schaffte es immer wieder, mir glaubhaft zu versichern, dass sie nur „Freunde“ und Studienkollegen waren.

Das stimmte rückblickend betrachtet sogar. Claudia bevorzugte andere Männer. Eine andere Dimension von Männern, um es mal klar auszudrücken. Aber einen Freund für alle lästigen Kinkerlitzchen zu haben, der kuschte, wenn man rief, gefiel ihr natürlich auch sehr gut. Amadeus war für sie eine Mischung aus 24-Stunden-Notdienst, Pfadfinder und Freibier-Garantie (während er mir bis heute eine nicht geringe Summe Geldes schuldete, wurde Claudia immer eingeladen. Was war ich für eine dumme Nuss!).

Was ich aus der Geschichte gelernt habe

Was ich aus dieser Sache gelernt habe? Wie anpassungsfähig ich sein konnte, wenn es die Umstände oder das, was ich damals für Liebe hielt, erforderlich machten.

Nach drei unendlich zähen Jahren des Ringens um seine Zuneigung beendete ich die Beziehung schließlich. Claudia drückte mir in einer E-Mail ihre Anteilnahme aus. Kurz darauf schloss sie ihr Studium ab – was zum Großteil der tatkräftigen Unterstützung von Amadeus geschuldet war (ich war meistens entweder live dabei oder wurde dafür versetzt, ich musste es also wissen!). Im Anschluss wanderte sie nach Kanada aus, wo sie via Internet einen neuen besten Freund mit besseren Aussichten fand.

Amadeus meldete sich dann noch einige Male bei mir. Er war einsam!

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