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Gefährliche Selbstliebe: "Warum nicht jeder Körper gefeiert werden sollte"

BRIGITTE.de-Leserin Lena hält es für falsch, Übergewicht gutzuheißen: Die „Body Positivity“-Bewegung mache die Menschen vor allem eines: krank.
Lena (20) studiert Wirtschaftspsychologie in Darmstadt. Ernährung ist schon immer ein wichtiges Thema in ihrem Leben. Seit ihrem achten Lebensjahr lebt sie vegetarisch.
Lena (20) studiert Wirtschaftspsychologie in Darmstadt. Ernährung ist schon immer ein wichtiges Thema in ihrem Leben. Seit ihrem achten Lebensjahr lebt sie vegetarisch.
© privat

Immer wieder lesen wir flammende Plädoyers für mehr Toleranz gegenüber den unterschiedlichsten Körperformen. Videos von übergewichtigen Menschen, die gegen Fatshaming aufstehen und verkünden, dass „sie sich lieben, wie sie sind“, rühren uns. Und sogar Fernsehsendungen wie der „Lebensmittel-Check“ mit Tim Mälzer, die sich mit Abnehmprodukten beschäftigen, kommen zu dem Fazit, dass der eigentliche Fehler in der Annahme läge, dass man überhaupt abnehmen müsse, und dass es in unserer Gesellschaft ein falsches Körperbild gebe. Doch ist das wirklich die „gesündere“ Sichtweise?

Toleranz sollte dort enden, wo es um die Gesundheit von Millionen geht

Ich finde nicht. Denn auch wenn Toleranz ein zentraler Wert in unserer Gesellschaft sein sollte, sollte sie dort enden, wo es um die Gesundheit von Millionen von Menschen geht.

Natürlich ist es ein wichtiges Anliegen, dass insbesondere Jugendliche nicht unter Selbstzweifeln und Mobbing leiden müssen. Doch dies zu verhindern, indem man ihnen sagt, dass Übergewicht in Ordnung sei, ist fatal. Fettleibigkeit kann schon in jungen Jahren zu Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes führen und leistet zahlreichen Spätfolgen im Erwachsenenalter Vorschub.

Die Verharmlosung von Übergewicht darf nicht zur Norm werden

Dieses Problem, das aktuell wohl eines der größten in den Industrieländern darstellt, zu verharmlosen, darf nicht zur Norm werden. Kurzzeitig mag man damit zwar ein gutes Gefühl vermitteln und das schlechte Gewissen lindern, doch letztendlich führt eine Verharmlosung von Übergewicht nur dazu, einen weiteren Schritt in Richtung Diabetes, Bluthochdruck oder Herzinfarkt zu gehen.

Es ist keine Lösung, fettleibige Menschen dafür zu beglückwünschen, dass sie zu sich stehen. Stattdessen sollte man ihnen helfen, sich über die Gefahren ihres aktuellen Zustandes klar zu werden und etwas dagegen zu unternehmen.

Das Problem ist oft Unwissenheit

Oft ist das Problem schlicht Unwissenheit: Viele Menschen ernähren sich falsch, weil sie das von ihren Eltern so übernommen haben oder nie über eine gesunde Ernährung aufgeklärt wurden.

Wieso bestärken wir Leute darin, ihrem Körper mit Fastfood, tierischen Fetten und Süßigkeiten zu schaden, solange sie ihre Ernährung als „Soulfood“ und „gut für die Psyche“ rechtfertigen? Einem Alkoholiker, der sich aus einem ähnlichen Bedürfnis heraus einen Drink genehmigt, bringen wir ein solches Verständnis nicht entgegen, weil wir begreifen, dass er sich damit schadet.

Gerade Kindern und Jugendlichen, die extrem beeinflussbar sind, darf man nicht beibringen, dass sie mit ungesundem Essen ihre „Seele füttern“. Viel mehr sollte man daran arbeiten, ihnen ein Leben voller Arztbesuche und Medikamente, die mit gesunder Ernährung und Bewegung vermeidbar wären, zu ersparen.

Helfen wir ihnen dabei, dies zu erkennen und sich in einem gesunden Körper besser zu fühlen, anstatt sie in einem gefährlichen Lebensstil zu bestärken, dessen sie sich oft nicht einmal bewusst sind.

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