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„Hört endlich auf, unsere Kinder mit Süßigkeiten zu ködern!“

BRIGITTE.de-Leserin Julia Rüll ist genervt: Warum werden Kinder beim Einkaufen eigentlich überall mit Süßigkeiten zugeschüttet!?

Es könnte so schön sein

Es ist Samstagvormittag. Ich bin mit meinem Sohn unterwegs, Erledigungen machen. Eine ganz normale Runde, wie viele sie drehen: Apotheke, Bäcker, Friseur, dann in den Supermarkt.

Im Grunde könnte man das, wenn man ein wenig Zeit und Muse hat, genießen: Das Wetter ist okay und das Kind gut gelaunt. Kein Zeitdruck.

Es ist wie Halloween, Ostern und Nikolaus - an einem Tag

Was die Laune aber an so ziemlich jeder Anlaufstation drastisch senkt – jedenfalls bei mir als Mutter –, ist die Tatsache, dass sämtliche Gewerbetreibenden offenbar der Meinung sind, ihren künftigen Kunden, nämlich meinen Sohn, mit Süßigkeiten ködern zu müssen.

Es ist zum wahnsinnig werden: Kaum sind wir beim Friseur fertig, bekommt er an der Kasse ein kleines Päckchen Gummibären in die Hand gedrückt. Beim Bäcker läuft es ähnlich: Hier ist es der Keks, der in seine Hand wandert, wenn ich nicht interveniere. Die Apotheke macht den üblichen Traubenzucker locker, und vor dem Supermarkt steht die Feuerwehr, um auf sich aufmerksam machen. Hier darf mein Sohn am Glücksrad drehen und sich aus einem Süßigkeitenbehälter etwas aussuchen.
Man könnte meinen, es sei Halloween, Ostern und Nikolaus an einem Tag.

Ich will nicht zur Spaßbremse verdammt sein!

Am Ende unseres Besorgungstrips habe ich das Gefühl, einen Spießrutenlauf absolviert zu haben. Ich bin sauer. Was eben noch Entspannung und gute Laune war, hat sich in Missmut und inneres Grummeln gewandelt. Natürlich, es meint niemand böse. Aber wenn ich meinen Sohn all das essen lasse, was er zugesteckt bekommt, wird er vermutlich Diabetiker. Zumindest ist er bis zum Mittagessen so satt, dass ich mir das Kochen sparen kann.

Das Ganze regt mich auch deswegen auf, weil ich bei jedem dieser kleinen Geschenke neu abwägen muss, ob ich einschreite oder nicht. Es bringt mich jedes Mal von Neuem in einen Gewissenskonflikt: Der Gesundheit meines Sohnes schaden, oder lieber als Spaßbremse auftreten? Ein innerer Kampf, den ich nicht alle paar Minuten führen möchte! Nein, ich möchte einfach nur meine Erledigungen machen und den Samstagvormittag mit meinem Sohn genießen!

Ich wehre mich - vergeblich

Keine Ahnung, was sich die Leute in den Geschäften dabei denken. Vermutlich einfach gar nichts.

Inzwischen bin ich in die Offensive gegangen: Schon mehrfach habe ich darauf hingewiesen, dass man einem Kind statt Süßkram auch einen Luftballon mitgeben kann. Oder einen kleinen Flieger. Oder ein kleines Büchlein meinetwegen. Oder eine Wasserpistole. Es gibt so viele kleine Dinge, mit denen man Kindern im Alltag eine Freude machen kann. Muss es denn immer gleich im Zuckerschock enden?

Geändert hat sich bislang leider nichts. Und ich verstehe es nicht: Es ist ja nicht so, dass die Kinder in Deutschland einen Mangel an Süßigkeiten hätten. Im Gegenteil – sie werden mehrfach im Jahr regelrecht damit überschüttet. Kindergeburtstage strotzen vor Zucker (und hier finde ich das sogar mal okay). Es gibt das eine oder andere Stück Schokolade zu Hause, und auch der Kindergarten hat sie am letzten Nikolaustag regelrecht mit Schoko-Nikoläusen überhäuft. Aber irgendwann, liebe Leute, ist es mal genug.

Liebe Mütter, macht ihr mit?

Ich habe das Thema kürzlich mit einer anderen Mutter besprochen; sie sieht das ähnlich. Vermutlich bin ich nicht die einzige, die über die vielen Süßigkeiten angesäuert ist.

Meine Bitte an die anderen Mütter lautet daher: Wehrt euch! Macht eure Macht als Konsumenten spürbar! Man kann ja ruhig und sachlich bleiben. Und auf Alternativen hinweisen. Damit wir irgendwann alle wieder in Ruhe unsere Besorgungen machen können.

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