Anzeige

Last-Minute-Mängelexemplar für einsame Herzen

Katja Wilhelm wird das Gefühl nicht los, dass sich ein neuer Typus Mann breit macht. Doch genau den will sie nicht. Sie plädiert für ein glückliches Single-Leben.
Katja Wilhelm hat genug von dem Last-Minute-Mann.
Katja Wilhelm hat genug von dem Last-Minute-Mann.
© Katja Wilhelm

Liebe Frauen! Ein neuer Sheriff ist in der Stadt! Es gibt einen neuen Stern am Single-Himmel: den Last-Minute-Mann! Das Designerteil im Schlussverkauf, Prada für einsame Herzen, allerdings mit ähnlichen Tücken: Die Größe, die man eigentlich braucht, ist schon weg. Die, die noch da ist, ist entweder zu groß oder zu klein. Sie zwickt oder lässt Raum, wo keiner sein sollte. Frau greift trotzdem beherzt zu. In "zu klein" wird man schon reinpassen, notfalls sich reinhungern. Und "zu groß" ist ja gar nicht so schlecht, da bleibt Luft zum Atmen. Wieso sollte es perfekt passen, wenn nur der Preis stimmt?

So oder so ähnlich verhält es sich mit den Männern, die Frau ab Mitte/Ende 30 haben zu müssen glaubt. Jetzt ist der Markt leider abgegrast und höchst überschaubar. Noch im Angebot: Mamis Liebling oder der notorische Junggeselle und Schürzenjäger. Bei diesen Modellen scheint der Ärger vorprogrammiert zu sein. Ein Mängelexemplar, bei dem lediglich ein paar Seiten fehlen, scheint da eine brauchbare Alternative. Wenn der Wunsch nach einer Beziehung übergroß wird, schrumpfen die Ansprüche schon mal auf Erbsengröße.

Der hobbylose Mann mit viel Freizeit

Der Last-Minute Mann ist meist in den 40ern, hat mindestens eine lange Beziehung hinter sich und mit dem Leben trotzdem noch nicht abgeschlossen. Er sucht in Kontaktanzeigen nach der "großen Liebe", auch die Worte "Enttäuschung" und "ehrlich" liest man dort. Er ist leicht angegraut an den Schläfen, aber das finden wir ja sexy, und auch der Bauchansatz stört uns nicht. Im Idealfall verfügt er über einen Job, diese Option ist jedoch verhandelbar, schließlich gönnt man der verhassten Ex keinen Cent Unterhalt. Dass er wenig Hobbies oder sonstige Interessen hat, garantiert immerhin jede Menge Zeit für uns - und wir wähnen uns schon im siebten Himmel. Doch leider sind die Dinge auch hier meist so, wie sie scheinen: "What you get is what you see".

Wenn wir uns eine lethargische Couch-Potato in unsere gänzlich abbezahlte Eigentumswohnung holen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die "Gala" keine Homestory daraus macht. Hier kommt dann die hauseigene Änderungsschneiderei ins Spiel: Wir flicken und trennen auf und greifen notfalls sogar zur Heißklebepistole. Doch wenn man den optimierten Mann dann bei gemeinsamen Spaziergängen, beim Pärchenabend oder dem Wochenendeinkauf betrachtet, kann er einem fast ein bisschen leidtun, so armselig schaut er drein. Ähnliche Blicke erntet man sonst nur, wenn man ihn auffordert, über seine Gefühle zu sprechen oder das Klo zu putzen. Betrachtet man ihn hingegen in seinem natürlichen Umfeld, auf dem Fußballplatz, mit seinen Kumpels oder eben auf der Couch vor dem Fernseher, so kann man noch Reste des ursprünglichen Glanzes in seinen Augen entdecken.

Männer und Frauen, passt ihr überhaupt?

Ich mache mir ernsthaft Gedanken darüber, ob Frauen und Männer überhaupt zum Zusammensein bestimmt sind. Mars und Venus - der Zusammenstoß zweier Planeten kann nur das Ende des Universums bedeuten. Und: Wer sagt denn, dass sich Adam statt Eva längst wieder seine Rippe zurückwünscht? Zeugt nicht die Statistik mehr denn je davon, dass Männer und Frauen langfristig einfach nicht zusammenpassen?

Vielleicht sollten wir einfach aufhören mit der leidigen Schnäppchenjagd und eine Investition fürs Leben tätigen, alles auf eine Karte setzen und bei Familienstand "erfolgreich ledig" ankreuzen. Das Kästchen "trauriger Kompromiss" existiert schließlich nicht.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel