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Vize-Miss-Germany Lena Jensen "Und, wann bekommt ihr endlich Kinder?" - warum diese Frage nervt

Und, wann bekommt ihr endlich Kinder?"
Vize-Miss-Germany Lena Jensen, 29, hadert mit dem Druck, Kinder zu bekommen
© Lukas Fahr
Vize-Miss-Germany Lena Jensen, 29, wird von aller Welt gefragt, wann sie endlich Mama wird. Hier erzählt sie, wie sie ihren Umgang mit dem Kinderwunsch der anderen gefunden hat.

Nächstes Jahr werde ich 30, im Sommer heirate ich, und diesen Satz bekomme ich ständig zu hören: „Und, wann kommen die Kinder?“

Eine Frage, die mehr auslösen kann, als viele denken. Denn was wäre, wenn ich keine Kinder bekommen könnte und jeden Tag damit zu kämpfen hätte? Was, wenn wir es schon versuchten und es einfach nicht klappt? Was wäre, wenn ich gerade ein Kind verloren hätte? Und was, wenn ich einfach keine will? Diese kleine „nett gemeinte“ Frage kann viel Schmerz auslösen, wenn man sie so ganz nebenbei beim Kaffeetrinken stellt. 

So war es auch vor einiger Zeit bei mir: Ich saß mit Menschen, die mir nahestehen, am Tisch und die Frage kam: „Wie sieht es denn mal mit einem Partner aus, willst du denn keine Kinder?

Dieser Satz hallte noch lange nach. Auf einmal hörte ich meine biologische Uhr ticken, und der Gedanke engte mich extrem ein: Zum Leben gehören ein Partner, Kinder, ein Haus ...

Mein Magen schnürte sich zusammen. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht über Kinder nachgedacht, hatte mir selbst nie Druck gemacht. Meine Haltung war gewesen: Wenn es kommt, dann kommt es, und wenn nicht, dann nicht. 

Der Druck der Gesellschaft, nur eine „vollwertige“ Frau zu sein, wenn man Kinder hat, ist auch heute noch erschreckend hoch. Manche entscheiden sich so vielleicht aus falschen Motiven für Kinder, weil sie Angst vor Ablehnung haben. 

Ich habe mich von dem Druck befreit

"Wenn du keine Kinder möchtest, ist das vollkommen in Ordnung!" Das Paradoxe ist: Erst seit ich mir selbst erlaubt habe, diesen Satz zu sagen, spüre ich meinen eigenen Kinderwunsch. Nicht, weil es andere erwarten. Nicht, weil alle um mich herum das auch tun. Nicht, weil ich ein Kind brauche, um glücklich zu sein. 

Es war ein Prozess. Ich musste erst mal den Druck rausnehmen, mit allem fertig zu sein, bevor man ein Kind bekommt. Auch der Gedanke, dass man sich als Frau zwischen Karriere und Kindern entscheiden müsse, hatte mich gehemmt. Ich wollte mich nicht entscheiden, warum auch? Erst mit der Zeit begriff ich:

Das Einzige, was ich entscheiden muss, ist, wie ich mein Leben verbringen will. 

Doch jetzt hatte ich plötzlich Angst, keine gute Mutter zu sein und einem Kind nicht gerecht werden zu können. Ich hatte Angst vor der Geburt und den Schmerzen. Ich schaute nach links und rechts und hörte Mütter stöhnen, dass man mit Kindern nie wieder frei ist. 

Wo die Angst ist, ist der Weg

Doch mein Lebensmotto war immer: Da wo die Angst ist, ist der Weg! Und jedes Mal, wenn ich meine Angst besiegt habe, wurde mein Leben schöner. Ich habe viel mehr erreicht, als andere für möglich gehalten hätten. So habe ich angefangen, immer weniger wert auf die Meinung anderer zu legen und mehr in mich hineingehorcht. Mit der Zeit formte sich ein immer deutlicheres Bild davon, wie ich mein Leben leben möchte. Und auf diesem Bild voller Möglichkeiten war irgendwann auch ein Kind zu sehen. Und es fühlte sich einfach richtig an!

Die Autorin: Lena Jensen wurde 2022 zur Vize-Miss-Germany gewählt und lebt mit ihrem Verlobten in Hamburg. Sie ist selbstständige Unternehmerin im Bereich Finanzen und setzt sich für Frauen am Finanzmarkt ein. Bei Instagram und Facebook ist sie als @lenajensn unterwegs.

Brigitte

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