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Muskeldystrophie "Der Rollstuhl war immer mein Horror gewesen"

Stephanie Rose mit ihrem Minishetlandpony Cappuccino
Stephanie Rose mit ihrem Minishetlandpony Cappuccino
© Cara Krenzer Fotografie
Stephanie Rose, 27, hat Muskeldystrophie – und findet Glück bei ihrem Minishetlandpony Cappuccino. Ihr vierbeiniger Begleiter hilft ihr, an sich zu glauben.

Als ich mit sechs Jahren die Diagnose "Muskeldystrophie LGMD 2a" bekam, war weder mir noch meiner Familie klar, dass ich mit 27 Jahren im Rollstuhl sitzen würde. Eine Muskeldystrophie ist eine Erbkrankheit, die ich als einzige in meiner Familie bekommen habe. Sie führt dazu, dass die Muskulatur vor allem im rumpfnahen Bereich und im Schultergürtel abbaut.

Die Liebe zu meinen Tieren hilft mir in schweren Zeiten

Da mir das Laufen immer schwerer gefallen war, bin ich seit 2018 auf einen Rollstuhl angewiesen. Das zu akzeptieren, war ein langer und schwieriger Prozess für mich, denn das Thema Rollstuhl war für mich immer ein Horror gewesen. In den schweren Zeiten half mir die Liebe zu meinem Hund und meiner Katze, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. 

Mit zwei gesunden Schwestern aufzuwachsen, war nicht immer leicht für mich gewesen. Wir teilten die Leidenschaft fürs Reiten, doch irgendwann konnte ich nicht mehr aufs Pferd. Nachdem sie ausgezogen waren, fühlte ich mich im Alltag und im Homeoffice oft einsam. Ich suchte mir eine neue Aufgabe – und richtete auf Instagram den Account @halb.stark_ ein, wo ich über den Alltag mit meiner Erkrankung und die täglichen Hürden berichte.

Cappuccino ist mein Lehrmeister

Irgendwann unternahm ich mit meiner Mama eine Shetty-Wanderung. Danach ließ mich der Gedanke nicht mehr los: Ich wollte mir den Traum erfüllen und mir ein Minishetlandpony kaufen! Ich fing an, Ausschau zu halten und kontaktierte eine Züchterin, die ein Fohlen zum Verkauf anbot. Nachdem ich ihr meine Situation geschildert hatte, sagte sie, dass sie ein weiteres Fohlen aus demselben Jahrgang habe, das sie zwar eigentlich nicht verkaufen wolle, charakterlich aber besser zu mir passen würde.

Wir fuhren im Juli 2021 zu ihr und ich schaute mir beide Fohlen an. Sofort war mir klar, dass ich Cappuccino kaufen möchte. Allein durch seine Farbe war er für mich etwas Besonderes, und ich wollte es mir zur Aufgabe machen, ihn zum Rollstuhl-Begleitpony auszubilden. Im Dezember 2021 war es dann soweit und Cappuccino zog zu uns.

Seitdem ist viel passiert. Cappuccino hat mein Leben ziemlich auf den Kopf gestellt, wir hatten viele Höhen und Tiefen. Es ist harte Arbeit, ein Jungpferd zu erziehen und auszubilden.

Cappuccino ist mein Lehrmeister: Er zwingt mich dazu, selbstbewusst zu sein und an mich zu glauben. Keiner hat es uns zugetraut, doch wir sind dabei, ein richtig gutes Team zu werden. Ich bin unheimlich dankbar für ihn – und stolz darauf, dass ich mich durchgesetzt und auf mich selbst gehört habe, denn Cappuccino bereichert mein Leben ungemein. 

Die Autorin: Stephanie Rose lebt bei ihrer Mutter in Thüringen. Sie arbeitet als Kauffrau für Büromanagment im Homeoffice. Sie bastelt, gestaltet und fotografiert gerne und engagiert sich beim Verein „Strong for Cured Muscles“ (SFCM), der von Betroffenen ins Leben gerufen wurde. Mit Spendengeldern soll die Forschung zur Heilung der Erkrankung unterstützt werden. Spenden geht hier: sfcm.info/spenden

Brigitte

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