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Diagnose Lungenkrebs: "Die Zeit, die mir noch bleibt, möchte ich positiv erleben"

Lungenkrebs behandeln: Röntgenbild einer Lunge
© kryzhov / Shutterstock
Lungenkrebs mit 46, die Ärzte geben Gabriele Heinrich nur noch wenige Wochen. Dann erfährt sie, dass gerade eine neue Therapie zugelassen worden ist.

Begonnen hatte es wie eine Erkältung

Dass es mir noch einmal so gut geht - damit hat keiner gerechnet. Ich bin im Jahr fünf nach der Diagnose. Und das verdanke ich nicht nur der Immuntherapie.

Begonnen hat es wie eine leichte Erkältung. Ich war 46 Jahre alt, seit vier Wochen zum zweiten Mal verheiratet, und plötzlich bekam ich immer schlechter Luft. Der Lungenarzt schickte mich mit der Diagnose "chronische Lungenerkrankung" und Asthmaspray nach Hause, aber gewirkt hat das natürlich nicht.

Es sah richtig schlecht aus

Beim zweiten Termin fiel dann das erste Mal das Wort Krebs. Es gab eine Untersuchung nach der anderen, ich habe einen Stent bekommen, damit ich wieder Luft bekomme, Chemotherapie und Bestrahlung begannen.

Erst nach ein paar Tagen habe ich langsam realisiert, was das jetzt wirklich bedeutet. Es sah richtig schlecht aus. Mein Zustand verschlechterte sich stetig. Ich bekam einen Lungenpilz, dann einen Krankenhauskeim, schließlich eine Blutvergiftung. Die Ärzte sprachen von Wochen oder Monaten.

Mein Mann und ich machten unser Testament. Ich muss das doch alles noch regeln, dachte ich. Ein bisschen Hoffnung kam auf, als der Tumor zunächst zurückging, aber dann hatte ich die erste Metastase in der Schulter. Vier Wochen später die nächste, dann noch eine.

Mein Glück: Die Immuntherapie war gerade frisch zugelassen

Mein Glück war, dass die Immuntherapie gerade frisch zugelassen war. Ein halbes Jahr früher - und ich wäre heute nicht mehr. Denn die Behandlung schlug an. Seitdem ist der Krebs zum Stillstand gekommen. Wie lange, weiß keiner. Es ist ja ein neues Medikament und Langzeitstudien gibt es noch nicht.

Demnächst machen wir eine Woche Urlaub, aber ein Jahr im Voraus würde ich so etwas nicht buchen. Ich weiß ja nicht, was kommt. Vor der Diagnose war Zeit für mich selbstverständlich, heute schätze ich die, die mir noch bleibt, und nutze sie bewusster.

Die innere Einstellung plus die richtige Behandlung - dieses Paket hat mir geholfen

Ich finde es nachvollziehbar, wenn Krebspatienten sich hängen lassen. Zu Anfang war ich selbst oft so weit, dass ich gedacht habe: besser, wenn es vorbei wäre. Mir ging es schlecht, finanziell wurde es eng, weil meine Erwerbsunfähigkeit erst nach zehn Monaten anerkannt wurde, und mein Mann hat bis zu 16 Stunden am Tag gearbeitet, um meinen Einkommensausfall auszugleichen.

Ich habe gesehen, welche Belastung ich für meine Familie bin und dass es ohne mich besser wäre.

Meiner Meinung nach ist das der Punkt, an dem die meisten den Kampf verlieren. Ich habe ihn überwunden, auch dank meiner tollen Zimmerkollegin. Sie hat mir immer wieder einen Schubs gegeben, wir haben trotz allem - sie hatte auch Krebs - gelacht. Irgendwann habe ich gewusst: Die Zeit, die mir noch bleibt, möchte ich nicht heulend, sondern positiv erleben.

Tatsächlich ging es ab dem Moment bergauf, als ich anders gedacht habe. Ich weiß nicht, ob die Medikamente sonst so angeschlagen hätten. Meine Rettung war ein Paket: die innere Einstellung plus die richtige Behandlung.

Moderne Krebstherapien: Operation, Chemo- und Strahlentherapie zählen zu den klassischen Behandlungen. Dazu kommen seit einigen Jahren zielgerichtete molekularbiologische Therapien, vor allem die Immuntherapie. Sie macht die Krebszellen für das Immunsystem sichtbar, sodass dieses sie selbst bekämpfen kann. Um die passende Behandlung zu finden, wird die genaue Untersuchung des Tumorgewebes immer wichtiger.

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BRIGITTE 08/2019

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