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Liebeskiller Rechtschreibung: Wenn er die nicht drauf hat, ist er raus!

Liebeskiller Rechtschreibung
© Maria Savenko (Symbolfoto) / Shutterstock
BRIGITTE.de-Leserin Eva findet nichts abtörnender als einen Mann, der keine Rechtschreibung kann.

Moderne Prinzen kommen in vielerlei Gewändern

Viele Frauen stehen auf Uniformen, Feuerwehrmänner und Polizisten liegen dabei als moderne Ritter besonders hoch im Kurs. Anderen stockt der Atem beim Anblick eines weißen Kittels mit Stethoskop – sie hoffen auf Wiederbelebung per Mund-zu-Mund-Beatmung. Manchen werden die Knie beim Anblick von Rocksängern weich: für sie die perfekte Kombination aus Leidenschaft und Unangepasstheit.

Ich stehe auf korrekte Zeichensetzung und Grammatik. Ungelogen.

Wenn ein Mann es schafft, mir eine fehlerfreie Nachricht zu schicken, nicht zu lang, nicht zu kurz, freundlich und auf den Punkt, gehen bei mir die Lichtchen an.

Einziger Knackpunkt: Im Vergleich zu Uniformträgern, Ärzten und Sängern gibt es von dieser Kategorie Männer erschreckend wenige.

Sympathie versus Grammatik: Manchmal ist die (Kokos-)Nuss einfach zu hart

Erst kürzlich hatte ich wieder den Fall: Beim Ausgehen einen sympathischen Mann kennengelernt, er fragt nach meiner Nummer und meldet sich am nächsten Tag sogar. Mit einer Nachricht. „Hey Eva, hat mich gefreut dich gestern kennenzulernen. Ich hoffe das du auch einen schönen Abend hattest. Was hälst du davon, wenn wir uns demnächst auf einen Kaffee treffen?“ Autsch. Thema durch. Der Mann sieht mich nie wieder.

Oder ein Ex-Freund: Er bestand darauf, die Begriffe Pistazie und Kokosnuss falsch zu schreiben. Weil das für ihn richtiger aussah. Da er sich ansonsten weitestgehend an die gängige Rechtschreibung hielt, sollte man meinen, ich hätte seine leicht eigentümlich anmutende Insistenz als harmlos beiseiteschieben können. Konnte ich nicht. Nicht zuletzt, weil Kokosmilch und Pistazien zu seinen Grundnahrungsmitteln gehörten. Mindestens einmal pro Woche poppten daher seine falsch geschriebenen Worte in meinen Nachrichten auf. Und mit jedem Mal fand ich ihn ein bisschen weniger attraktiv. Bis zum völligen Exitus. Ich habe seit unserer Trennung auch keine Pistazien mehr gegessen.

Sprachfetischisten wie ich haben es heute schwer

Ich meine, Rechtschreibung heißt ja nicht umsonst so. Rechtschreibung heißt Rechtschreibung, weil es die rechte Schreibung ist. Und im Regelfall gibt es dazu auch keine Alternative. Ein Mann, der nicht weiß, wann es „das“ und wann „dass“ heißt, der nicht zwischen „sie“ und „Sie“ unterscheiden kann, der einen „Ausweiß“ bei sich führt und seinen vergangenen Urlaub im „Jungel“ verbracht hat, kann der großartigste Mensch der Welt sein – er wird bei mir nicht landen können.

Leider befinde ich mich mit meiner Leidenschaft für sprachliche Korrektheit in einem gegenläufigen Trend. In Zeiten der Smileys und Emojis, der „4U“ und „CU soon“ haben Sprachfetischisten wie ich es schwer. Zumal man im Zweifelsfall alles auf die Autokorrektur schieben kann.

Frage nicht danach, was er sagt, sondern wie

Allerdings kam mir kürzlich ein Gedanke: Was, wenn ich die Online-Dating-Agenturen zu meinem Vorteil nutzte? Kennenlernen nur noch per Nachricht vorab. Keine erwartungsvollen Gespräche mehr in Bars mit bösem Erwachen. Männersuche per 200 Zeichen. Wie effizient – und was für eine Zeitersparnis!

Meine wirkliche Hoffnung jedoch gehört dem Leben 1.0. Wie schön wäre es, ganz zufällig einem Mann zu begegnen, der so etwas Unauffälliges sagt wie „Den Zucker finden Sie DORT, wo das große rote Sparpreisschild hängt.“ Oder „Nein, von hier den Bus ins Zentrum zu nehmen ERGIBT wirklich keinen Sinn.“ Dann wüsste ich: Der ist es.

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