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Ich bin Mitte 30 und brauche keinen Mann!

Leserin Pipa ist seit zehn Jahren Single - weil ihr diese Lebensform am besten entspricht.
Pipa ist hauptberuflich im Marketing tätig, nebenbei Bloggerin und Autorin. Auf ihrem Blog frauenmut schreibt sie über alle Themen, die sie als Frau bewegen und setzt sich kritisch mit Schönheitsidealen, Diäten und Sexismus auseinander.
Pipa ist hauptberuflich im Marketing tätig, nebenbei Bloggerin und Autorin. Auf ihrem Blog frauenmut schreibt sie über alle Themen, die sie als Frau bewegen und setzt sich kritisch mit Schönheitsidealen, Diäten und Sexismus auseinander.
© Daniela Vallant I Fotografie / Brigitteonline

„Wo hast du denn deinen Freund gelassen?“

Diese Frage ist mittlerweile eine meiner „Lieblingsfragen“ geworden. Oft endet sie in einer Diskussion, weil manche Menschen mein Lebenskonzept einfach nicht nachvollziehen können: Ich bin Mitte 30, glückliche Singlefrau und sehne mich weder nach einem Partner noch nach Kindern. Ich will frei sein. Nicht, dass es innerhalb einer Familie nicht auch Freiheiten gebe, aber ich habe eben meine eigenen Vorstellungen davon.

Ich will frei sein!

Manche nennen Frauen wie mich, die sich gegen Kinder entschieden haben, egoistisch, weil sie keine Nachkommen für die Rentenkasse in die Welt setzen. Dabei leben wir in Zeiten, in denen es ungewiss ist, ob unsere Nachkommen tatsächlich unsere Rente zahlen werden. Ich bin nicht mehr oder weniger egoistisch als andere. Aber ich kenne meine Bedürfnisse und weiß, wie ich am glücklichsten bin und sehe nicht ein, meine Prinzipien „zum Wohle der Gesellschaft“ über Bord zu werfen.

Auch wird Frauen ohne Kinderwunsch oft unterstellt, dass sie keine Verantwortung für andere übernehmen wollen. Aber mal ehrlich: Ist jede Elternschaft uneigennützig und selbstlos? Viele Frauen und Männer wollen auf Biegen und Brechen eine Partnerschaft oder wünschen sich sehnlichst ein Kind. Doch ob diese Wünsche immer auf das Wohl der Mitmenschen ausgelegt sind, wage ich zu bezweifeln.

Single sein – kann das auf Dauer funktionieren?

Ich finde selten Bücher oder Blogs über glückliche Dauersingles, die mich überzeugen. Ich denke, dass dieses Lebenskonzept auch deshalb mit einem schlechten Ruf behaftet ist. Denn irgendwo schwingt immer die Sehnsucht nach einem Partner mit, manchmal auch ein bisschen Verzweiflung. „Ich bin zwar gerne Single, aber …“ ist die typische Wortwahl für dieses Überbrückungskonzept.

Ich bin davon überzeugt, dass sich nicht jeder Mensch für ein Leben als Dauersingle eignet. Ein totaler Familienmensch etwa wird damit nicht glücklich werden. Bei mir ist es einfach so, dass ich sehr viel Zeit für mich brauche und generell eher eine Einzelgängerin bin, obwohl ich auch gerne unter Menschen bin. Aber meine Akkus lade ich auf, wenn ich alleine bin. Introvertiert nennt man das wohl auch.

Ich weiß, dass sich viele Menschen am meisten darauf freuen, nach Hause zu kommen, wenn dort jemand auf sie wartet. Für mich hingegen ist es das Schönste, nach der Arbeit allein abschalten zu können. Mit Fernsehen und Schlafen verhält es sich ähnlich – am liebsten mache ich das alleine.

Wenn mich nun jetzt jemand fragt, ob ich für immer Single bleiben will, muss ich ehrlich antworten: „Ich weiß es nicht“. Was ist schon für die Ewigkeit? Es ist JETZT das Leben, das ich führen will und dieses Jetzt hält nun schon bald ein Jahrzehnt lang an.

Und wo bleibt dann die Liebe?

Viele Menschen sind so fixiert auf romantische Partnerschaften, weil sie glauben, dass sie nur in einer Beziehung Liebe finden. Ja, das kann man auch, aber nicht nur.

Ich habe eine liebevolle Familie und einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich fühle mich sehr inspiriert und aufgehoben durch meine Mitmenschen. Und ich genieße es, nicht nur mit einer bestimmen Person zusammen zu sein, sondern meine Themen und Gefühle mit mehreren Menschen zu teilen.

Viele sorgen sich darüber, im Alter allein zu sein. Ich finde, Kinder zu haben, ist keine Garantie, dass sich jemand kümmert. Ehen können scheitern, Partner/innen sterben. Unsere Gesellschaft altert, deshalb denke und hoffe ich, dass es im Laufe der Zeit mehr und bessere Angebote für ältere Menschen geben wird – wie betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften, Generationenwohnen. Ich wünsche mir überhaupt viel mehr Angebote und Konzepte für Menschen jeden Alters.

Deshalb habe ich auch diesen Text geschrieben. Die Botschaft ist nicht, dass das Singleleben Partnerschaft und Familie vorzuziehen ist. Es hat alles seine Vor- und Nachteile, und wir können uns gegenseitig austauschen, inspirieren und helfen. Deshalb wünsche ich mir mehr Toleranz und Unterstützung für ALLE Lebensformen - für Großfamilien, Kleinfamilien, Alleinerziehende oder Singles.

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