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Maria Sarafidou "Auch der Gebärmutterkrebs konnte mich nicht besiegen"

Maria hatte Gebärmutterkrebs
© privat
BRIGITTE.de-Leserin Maria Sarafidou (48) war schon als Baby eine Kämpferin - was ihr Jahre später bei ihrer Krebserkrankung zugute kam.

Ich war schon als Baby stark

Es war Sommer 1971 in einem Krankenhaus in Thessaloniki. Schon von Weitem war das Wimmern eines Babys zu hören. In dem stickigen Krankenzimmer lag ein kleines Mädchen, fast unbekleidet, in einem sperrigen Kinderbett. Das winzige Bündel weinte und wimmerte herzzerreißend. Die dicken, pechschwarzen Haare bildeten einen starken Kontrast zu dem hochroten Köpfchen des Babys. Das kleine Mädchen war dehydriert und hatte Fieber, anscheinend hatten es die Krankenschwestern in der Hektik übersehen. Trotzig reckte es die kleinen Fäuste nach oben. Es war unübersehbar: Die Kleine war eine Kämpferin, ausgestattet mit einem eisernen Willen.
Diese Geschichte hat mir mein Vater immer wieder erzählt. Wie recht er damit hatte, meine Stärke zu betonen, sollte sich viele Jahre später bewahrheiten.

Gebärmutterkrebs! Die Diagnose war ein Fausthieb in die Magengrube

Das Unglück traf mich völlig unvorbereitet und hatte auf mich in etwa die Wirkung eines Tsunamis. Im April 2015 begab ich mich in ein Kölner Krankenhaus, um eine gynäkologische Routine-OP durchführen zu lassen - eine Ausschabung, die oft gemacht wird bei Frauen, die unter starken Menstruationsblutungen leiden. Dabei wurde auch eine Biopsie gemacht. Der Eingriff verlief komplikationslos und so konnte ich das Krankenhaus nach einem Tag wieder verlassen.
Ich erholte mich rasch und freute mich, wieder meinen Alltag aufzunehmen. Zwei Tage später erhielt ich jedoch einen Anruf, der mein komplettes 44-jähriges Leben auf dem Kopf stellen sollte: "Frau Sarafidou, die Ergebnisse der Biopsie sind da. Es tut mir leid, aber es sieht nicht gut aus, bitte kommen Sie morgen früh um 8 Uhr ins Krankenhaus."
Die Stimme des Arztes klang sehr ernst. Ein einziger Satz wie ein Fausthieb in die Magengrube mit sofortigem KO. Ich wusste, ich hatte Gebärmutterkrebs und begriff, dass meine Lage sehr ernst war.

Irgendwann wusste ich: Ich werde kämpfen!

Drei Tage lang heulte ich ununterbrochen. Mein erster Gedanke war, meinem Leben ein Ende zu bereiten. Ich wollte nicht dahinsiechen.
Wie durch einen Schleier erlebte ich die nachfolgenden Untersuchungen. Doch nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte, wusste ich: ICH WERDE KÄMPFEN!
Die OP überstand ich erstaunlich gut. Auch die kräftezehrende Chemotherapie und die anschließenden Bestrahlungen konnten meinen Überlebenswillen nicht brechen.
Ich hatte zwar meine Haare verloren, nicht aber meinen Humor und meine Würde.
Glücklicherweise fand ich eine schicke Perücke, die meinem Aussehen einen flotten Touch gab. Ich lernte auch, mich dezent zu schminken und einigermaßen gesund auszusehen. Eine große Hilfe!
In dieser sehr belastenden Zeit waren meine Familie und meine Freunde eine große Unterstützung. Ich begriff, dass ich mein bisheriges Leben so nicht weiterführen konnte und wollte und wandte mich an den Psycho-Onkologen des Krankenhauses. Mit seiner Hilfe erkannte ich, dass ich die letzten Jahre sehr unglücklich war und fremdbestimmt gelebt hatte, ohne auf meine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Die Erkenntnis, dass mein Job mich nie erfüllt hat, war sehr schmerzhaft.

Ich begann, meine unterdrückte Kreativität auszuleben

Ich begann, meine unterdrückte Kreativität zu entdecken. Als Erstes fing ich mit dem Malen an. Da ich immer schon gerne Texte verfasst habe, sah ich mich nach einer Schreibwerkstatt um, da ich mein Talent ausbauen wollte. Ich hatte Glück und fand ein Angebot ganz in der Nähe. Ich traf interessante Menschen und viele Gleichgesinnte.
Da ich auch schon immer großes Interesse an politischen Themen hatte und klare Kante gegen rechtsextreme Tendenzen zeigen wollte, trat ich in die CDU ein. Als Frau mit Migrationshintergrund liegen mir Themen wie Integration, Frauen und Kultur sehr am Herzen. Ich engagiere mich seitdem in diversen Ausschüssen und habe mir als Ziel gesetzt, nächstes Jahr als Stadtverordnete im Rathaus zu sitzen. Kürzlich bin ich in meiner Stadt zur Vorsitzenden der Frauenunion gewählt worden.
Meinen ungeliebten Job habe ich an den Nagel gehängt. Durch meine Erwerbsminderungsrente komme ich finanziell einigermaßen über die Runden.

Heute freue ich mich über jeden Tag

Eine neue Liebe habe ich bisher nicht gefunden. Dafür habe ich gelernt, mich selbst zu lieben und in meiner Mitte zu ruhen. Jeden Tag erfreue ich mich an Kleinigkeiten, genieße die Sonne, eine gute Tasse Kaffee, das Lächeln eines Kindes und bin einfach glücklich. Ich bin so dankbar, dass ich lebe und freue mich auf das, was in meinem Leben noch kommen wird.
Der Krebs ist bisher nicht mehr wiedergekommen, aber ob ich vollständig geheilt bin, weiß ich erst in zwei Jahren. Das kleine Bündel von damals ist heute eine starke Frau!
Die Autorin: Die Deutsch-Griechin Maria Sarafidou (48) ist ledig und kinderlos. Nach der mittleren Reife hat sie eine kaufmännische Ausbildung bei einer Sparkasse absolviert und einen Abschluss in Wirtschaftsenglisch und BWL. Ihre Hobbys sind Politik, Reisen, Yoga, Salsa, Malen, Literatur und Schreiben.

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