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"Ich habe eine Schwäche für Spielerfrauen"

"Ich habe eine Schwäche für Spielerfrauen"
© Ulrike Schacht
Bei der Fußball-EM schaut Meike Werkmeister nicht nur auf den Rasen. Das wahre Drama, weiß sie, spielt sich auf den Rängen ab – bei den Spielerfrauen.

Habt ihr schon mal eine Spielerfrau mit Bürstenhaarschnitt gesehen?

Ich gebe es zu: Ich bin fasziniert von Spielerfrauen. Dabei bin ich eigentlich ein ernst zu nehmender Fußball-Fan. Ich werde auch bei dieser Europameisterschaft wieder jede einzelne Begegnung verfolgen, bin gefürchtete Konkurrenz in jeder Tipprunde und gehe nicht zum Public Viewing, weil ich sehr ungemütlich werden kann, wenn Vuvuzelas oder angetrunkene Teenager den Kommentator übertönen.

Ich will mich eigentlich wirklich aufs Turnier konzentrieren. Aber wenn die Kamera auf die Ränge zoomt, bin ich nicht mehr zu halten. All die beachblonden Extensions, die schmal gezupften Augenbrauen, die golden gebräunte Haut. Okay, das klingt nach ganz schön viel Klischee, aber habt ihr schon mal eine Spielerfrau gesehen, die einen Borstenschnitt zu sackartigen Klamotten trägt und mit echten Wimpern ins Stadion geht?

Eben! Sogar die Damen, die sich eigentlich eher nicht im Rampenlicht sonnen, wie Frau Podolski oder Frau Müller, sehen aus wie Models oder sind es sogar.

Wer wohl demnächst bei "Let's Dance" mitmacht?

Voller Vorfreude überlege ich bei der Kamerafahrt über magere Schultern in engen Tanktops, welche der Damen ich demnächst in diskreditierenden Kostümen bei „Let’s Dance“ bewundern darf. Wer wohl als nächste eine eigene Schmuck- oder Babyklamotten-Kollektion in der einschlägigen Presse vorstellen wird.

Und was sind das für schöne Momente, wenn Ex-Schönheitsköniginnen sich nach dem Abpfiff ihren verschwitzten Helden in die Arme werfen! Die Familien bei uns nebenan auf dem Bolzplatz sehen, mit Verlaub, deutlich weniger spektakulär aus.

Noch immer schaue ich mir mit großem Vergnügen die Fotos von unserer Mannschaft nach dem siegreichen WM-Finale 2014 an. Meine Lieblingsmotive, nicht schwer zu erahnen, sind aber nicht die, auf denen die Jungs den Pokal herzen, sondern Lena, Mandy und Sherin. Man kann das Drama quasi riechen, wenn ehemalige Castingshow-Kandidatinnen auf steinreiche Sportler treffen. Die meisten Paarungen aus Rio bestehen natürlich längst nicht mehr oder sprechen nur noch über Anwälte oder das Jugendamt miteinander.

Ich finde sogar Sabia klasse

Wer mich besonders fasziniert, obwohl sie eine Ex-Spielerfrau ist: Sabia Boulahrouz. Ich weiß, viele finden sie schrecklich, werfen ihr Unehrlichkeit in geradezu grausamem Ausmaß vor, aber ich finde sie ganz wunderbar. Habt ihr euch mal ihren Instagram-Account angeschaut? Weit und breit keine Bilder von halbnackten Hintern beim Schlammbad (wie bei Götzes Ann Kathrin), nirgends farblich abgestimmte Gelnägel zu Mega-Higheels, wie Cathy Hummels sie gern trägt. Stattdessen eine Schönheit in den besten Jahren, stilvoll gekleidet, mit einer leichten Selfie-Manie, das schon.

Was wurde auf die arme Frau eingeschlagen! Sicher, mit dem Mann der besten Freundin öffentlich auf große Liebe machen, ist nicht die feine englische Art. Nicht mal dann, wenn es sich um Sylvie Meis handelt.

Aber wer von uns war dabei? Und wer weiß schon genau, wer wen zuerst wann betrogen, für Publicity benutzt und finanziell ausgebeutet hat? Und seien wir mal ehrlich: Wir fühlten uns alle bestens unterhalten. Fast so gut wie von 90 Minuten Deutschland gegen Polen oder Nordirland. Mal sehen, wer beim nächsten Spiel auf der Tribüne sitzt.

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Meike Werkmeisters Roman "Nachspielzeit in Sachen Liebe" (dotbooks) gibt es als E-Book bei Amazon.de (2,49 Euro).

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