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Hirntumor mit 18 "Ich wusste, das kann noch nicht alles gewesen sein!"

Hirntumor mit 18: "Ich wusste, das kann noch nicht alles gewesen sein!"
© Privat
BRIGITTE-Leserin Marlene Bierwirth (22) hatte einen bösartigen Hirntumor. Heute sagt sie: "Ich fühle mich so frei wie nie zuvor und bin überglücklich!"

Das Leben sollte losgehen – doch dann blieb die Zeit stehen

„Ich will einfach nur mein Abitur machen.“ Das war das Erste, was ich mich sagen hörte. Und auf einmal war ich ganz weit weg, nicht mehr in diesem Raum mit der Untersuchungsliege, weit weg von dieser bizarren Situation.

Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass mir so etwas passiert: Diagnose Hirntumor. Um genau zu sein: Medulloblastom, ein bösartiger embryonaler Tumor des Kleinhirns. Daran denkt man doch nicht mit 18 Jahren. Diese Krebsart kommt normalerweise nur bei viel jüngeren Kindern vor. Warum passierte mir das?

Ich war also 18 Jahre alt, und meine Hobbys waren: Reiten, Singen, Schauspielern, Fotografieren und mit meinen Freunden ins Kino gehen. Das Leben sollte losgehen, ich wurde erwachsen – aber plötzlich blieb meine Zeit einfach stehen.

Viel zu schnell steckte ich in der Endlosschleife aus Chemotherapie, Erholungsphasen, Bestrahlung und Bluttransfusionen. 14 Monate lang lebte ich diametral zu allem, was Gleichaltrige machten. Mein Körper war am Ende. Mein Kopf aber noch lange nicht.

Hirntumor mit 18 - Bestrahlung
Marlene mit den Markierungen für die Bestrahlung
© Privat

Ich lernte, die Grenzen meiner Autonomie zu akzeptieren

Ich bin von Natur aus ein sturer Mensch. Ich will alles allein schaffen, bin sehr selbstständig. Ich wollte ausziehen und studieren. Und jetzt das: So extrem auf fremde Hilfe angewiesen zu sein!

Erst sträubte ich mich vehement dagegen. Doch irgendwann kam der Moment, als mir schlagartig klar wurde: Das kannst du nicht allein schaffen, wenn du überlebenwillst!

Ich lernte Stück für Stück, Hilfe anzunehmen, Ratschläge zu befolgen und das Gute in den Menschen zu sehen, die sich um mich scharten, um mir bei meinem Leidensweg beizustehen. Ich lernte auch, dankbar dafür zu sein und es sogar zu genießen.

Ich bin diesen harten Weg nicht allein gegangen

Ich hatte immer und zu jeder Zeit die beste Unterstützung, die ich mir hätte wünschen können. Zuallererst durch meine Familie und meine engsten Freunde. Ich habe aber auch über die sozialen Medien, über meinen Blog und Instagram so viel Zuspruch und Herzlichkeit erfahren. Da ist eine Nähe entstanden zu Menschen, die ich nie in meinem Leben „live“ treffen werde – verrückt ist das.

Manchmal kann ich sogar so weit gehen und dem Krebs Danke sagen: „Danke, dass ich durch dich so viele tolle Menschen kennenlernen durfte!“

Heute habe ich es geschafft, bin als „gesund“ entlassen worden mit einer guten Prognose, dass das auch so bleibt. Seit der Diagnose sind vier Jahre vergangen, aber es fühlt sich an, als wären es viel mehr.

Meine Hobbys sind immer noch: Reiten, Singen, Schauspielern, Fotografieren und mit meinen Freunden ins Kino gehen. Ich bin 22 Jahre alt, aber manchmal kommt es mir vor, als wäre ich viel, viel älter. Ich bin 22 Jahre alt und heute weiß ich: Das ist pures Glück.

Die Autorin: Nach über einem Jahr Chemotherapie und Bestrahlung ist Marlene heute tumorfrei. Ihre Ängste, Hoffnungen und Pläne teilt sie im Internet und macht damit vielen anderen Betroffenen und Angehörigen Mut. Über ihre Erfahrungen hat sie auch ein Buch geschrieben – als Dankeschön an ihre Weggefährten: "Meine Medizin seid ihr! Warum man den Krebs nicht alleine besiegt" (Eden Books, 14,95 Euro). Auf Instagram findet ihr sie unter www.instagram.com/marlene_biwt.

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