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"Curvy is Sexy - Eine Hommage an Plus Size Mädels"

In der Kolumnen-Reihe "60 Stimmen" schreiben unsere Leserinnen. In diesem Artikel: Britta Kawretzke, wie sie ein Selbstwertgefühl fand und das alte verabschiedete.

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Einst war Bridget Jones meine Life-Style-Ikone und meine Mentorin. Lange bevor Carrie stets auf der Suche nach Sex in der City war und stilprägend in Mode und Lebensweisheiten für die ewig suchende Frau. Beides Frauen, die sich ständig mit Kalorienzählen und ihrer eigenen Libido beschäftigten. Bridget ist zurück und - wer glaubt’s - tatsächlich gemeinsam mit mir gealtert und – wie ich – irgendwie in der Schule des Lebens ein wenig weiser geworden. Vorbildfunktion hat sie allerdings keine mehr für mich. Da gibt es inzwischen andere.

Bis zu meiner Krebserkrankung hatte ich mit "Plus Size" nie was am Hut. Ganz einfach, weil ich selbst immer schlank war und mir keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte. Nach überstandener Therapie hatte ich nicht nur zehn Kilo mehr und trug plötzlich Kleidergröße 40/42, sondern hatte auch einen neuen Job. Texten für einen Onlineshop, der auf Damenmode für große Größen spezialisiert ist. Selbst nicht wirklich dick, aber mit einem neuen, noch ungewohntem Körpergefühl versehen, wollte ich mich in das Thema "Mode für Dicke" einfühlen. In den einschlägigen Frauenzeitschriften wurde ich so gut wie nicht fündig. Spezielle Plus-Size-Magazine gibt es kaum. Erst das Internet zeigte mir den Weg in die Plus-Size- und Blogger-Welt.

Ich wurde mit Problemen konfrontiert, die ich selbst (noch) nicht kannte, und lernte, wie offen und mutig meist junge Frauen über ihren nicht schlanken Körper sprechen und sich öffentlich präsentieren, um damit auch anderen zu helfen und sie zu inspirieren. Fehlendes Selbstbewusstsein? Keine Spur. Allerdings haben sie oft einen weiten Leidensweg mit vielen Vorurteilen hinter sich, den sie manchmal auch beschreiben und dabei kein Blatt vor den Mund nehmen. Denn was ist eigentlich eine Problemzone? Das ist die Körpergegend einer schlanken Frau, die sie aus irgendwelchen Gründen an sich nicht leiden mag. Denn nur dünne Frauen machen sich Probleme mit einzelnen Zonen. Dicke Frauen SIND eine Problemzone. Nicht nur, dass sie mit dem modernen Schönheitsideal zu kämpfen haben. Nein, vielmehr überträgt sich dieser Druck von außen nach innen und kann Selbstbewusstsein und Eigenliebe schrumpfen lassen.

Es hat immer schon Frauen gegeben, die für mehr Akzeptanz und Freiheit gekämpft haben. Sonst würden wir heute noch im Korsett stecken und das nicht nur in modischer Hinsicht. Für mich gehören die jungen Plus-Size-Bloggerinnen zu den Jeanne D’Arcs unserer Zeit. Sie geben nicht nur Mode- und Beauty-Tipps. Sie kämpfen gegen Fat-Shaming und für die Liebe zum eigenen Körper. "Style Has No Size" und "Love Your Body" gehören zu ihren Parolen.

Auch in der Modewelt ist das Thema angekommen. Endlich gibt es spezielle Modeschauen und Plus-Size-Messen, wie "Curvy Is Sexy" in Berlin. Aber wäre es nicht noch schöner, wenn wir jenseits jeglicher Kurvendiskussion auf Plus Size, Size Zero oder sonstige Sizes und all das Kategorisieren verzichten könnten? Wenn dünne und kurvige Frauen gemeinsam über den Catwalk laufen würden? Dass es die eine Klamotte eben in Größe 36 gibt oder die andere in Größe 54, ohne kennzeichnende Größenschublade. Auf vielen Blogs habe ich diesen Wunsch gelesen. Oder soll Plus Size einfach nur "mehr Größe zeigen" bedeuten und alles andere dann eben das Gegenteil?

Da ich bei einem Modehersteller arbeite, der von Größe 36 bis Größe 54 alles bedient, weiß ich, dass es von dieser Seite aus gar nicht so einfach ist, dem Wunsch nach "Mode für alle" ohne Schublade nachzukommen. Zum einen verlangen verschiedene Körperformen verschiedene Schnitte und Passformen. Zum anderen sind nicht alle Frauen modemutig und leben noch immer nach der Formel "Kaschieren oder (Blicke) Kassieren". Zudem müssen auch die Händler mitspielen und Mode nicht nach Größen gestaffelt in verschiedenen Abteilungen – und die großen Größen am liebsten im hintersten Eck – präsentieren. Trotzdem ist der friedliche Kampf der Plus-Size-Bloggerinnen ein Zeichen für emanzipierten Fortschritt, der wichtig ist und auch gehört wird.

Durch meine Arbeit hatte ich das große Glück, einige der jungen Blogger-Frauen persönlich kennen und lieben zu lernen. Jede einzelne hat etwas Besonderes. Zusammen sind sie umwerfend. Wie liebevoll sie miteinander umgehen, sich gegenseitig unterstützen und zusammenhalten hat mich sehr beeindruckt. Sie scheuen keinen Weg und nehmen sich viel Zeit, Modeherstellern zu zeigen, was sie sich wünschen. Für sie war Verstecken und Kaschieren gestern. Heute wünschen sich starke Frauen stylische Mode, ganz unabhängig von der Konfektionsgröße. Sie sprechen offen über Tabu-Themen wie wund gelaufene Oberschenkel im Sommer. Sie stehen für eine neue Generation von dicken Frauen, die nach außen und nach innen tolerant sind, die sich so akzeptieren, wie sie sind und das beispielhaft nach außen tragen. Ich habe viel von ihnen gelernt und mag mich mit meinen neuen Rundungen. Nachdem ich anfangs mit meinem neuen Körper gehadert hatte, haben sie mir den Weg gezeigt. Ich lebe gesund, und definiere mich über meine ganz eigene Persönlichkeit und keineswegs über meine Kleidergröße oder mein Alter. Auf Wiedersehen Kalorientabelle, Bridget und Carrie. Danke und immer herzlich willkommen, Charlotte, Katrin, Steffi, Mia, Lu, Jenny, Cécile, Amélie, Melanie, Yvonne, Theresa, Tanja... Hut ab.

Meine Plus-Size-Mädels

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Charlotte (Frau Schlotti) von Nimmersatt Frau Schlotti ist mein ganz besonderer Liebling. Ganz einfach, weil ich sie am besten kenne. Hat mich schon zu Hause besucht und ein paar Tage Urlaub bei mir gemacht. Süß, lieb, hochintelligent und schreibt ganz wunderbar!

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Katrin von Reizende Rundungen Katrin ist wohl die rebellischste friedliche Kämpferin mit einem Herz wie ein Bergwerk (würde Fendrich jetzt sagen). Nimmt kein Blatt vor den Mund, ist dabei achtsam, niemanden zu verletzen.

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Steffi von Conservatory Girl Steffi ist im “wirklichen Leben” Fotografin und macht wohl die schönsten Bilder, die ich kenne von meinen Plus-Size-Mädels, zu finden hier. Ein sanfter und unglaublich lieber Mensch.

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Mia von Infatstyle Die wunderschöne Mia gibt nicht nur Mode- und Beautytipps. Sie sitzt zeitweise im Rollstuhl, da sie eine ganz seltene Krankheit hat, wegen der sie nicht weit laufen kann. Indem sie ab und zu auch offen über ihr Handikap spricht, verdient sie großen Respekt und hat große Vorbildfunktion.

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Amélie von Beauté Die hübsche Amélie liebt Streifen über alles und hat das schönste Lächeln der Welt. Sie würde sich nie verbiegen, um jemandem zu gefallen und sagt den Modeherstellern ganz genau, was sie mag und was nicht.

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Jenny von Curvy Life Jenny ist die Herzlichkeit in Person. Lebt zusammen mit Mr. Curvy und hat sich selbst schon mal kategorisch einen “Inbetweener“ genannt, da sie mit Kleidergröße 42/44 gar nicht wirklich in die Plus Size Schublade gehört. Mit dem Herzen ist sie voll dabei und ein echter „Plus Sizer“ ganz ohne Schubladendenken.

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Cécile von Theodora Flipper Die liebe Cécile alias Theodora Flipper ist mit Herz und Seele Bloggerin und hat 2013 den Navabi Curvy Blog Award gewonnen. Sie ist herzerfrischend natürlich und sympathisch, was man auch auf ihren bewundernswerten Filmchen auf Youtube verfolgen kann.

Und hier kommen die Profis:

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Tanja von Kurvenrausch

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Melanie von Schön & Umfangreich

Theresa von Curvy & Confident

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