Anzeige

Senta Berger verrät das Geheimnis ihrer langen Ehe

Senta Berger sagt: "Unser Glück ist geprüft. Uns ist nichts in den Schoß gefallen." Seit mehr als 50 Jahren ist sie verheiratet mit Regisseur Michael Verhoeven. Ihr Fazit: Man muss die Ehe wollen.

Es war gar nicht so leicht, einen Hochzeitstermin zu finden

Das war eine aufregende Zeit. Michael und ich wollten heiraten. Im September 1966. Michael hatte gerade sein erstes medizinisches Staatsexamen gemacht mit "magna cum laude" - er würde das nie erzählen, aber ich darf das - und ich drehte einen Film nach dem anderen.

Zwischen dem italienischen und dem französischen Film sollte unsere Hochzeit sein. Schon zwei Mal mussten wir sie verschieben. Jedes Mal, weil ein Filmdreh in Amerika später als geplant beendet wurde und der nächste früher als gedacht begann.

In Los Angeles wollten wir aber nicht heiraten, sondern gemeinsam mit unseren Eltern und Freunden feiern. Mein Vater wäre niemals so weit geflogen. Für seine Reise zu unserer Hochzeit nach München musste er sich einen Reisepass besorgen, denn er hatte Österreich, ja Wien, noch nie verlassen.

"Hollywood-Star und Student" - die Zeitungen rissen sich um diese Schlagzeile

In den 60er-Jahren begann das Medienzeitalter. Ein sehr bescheidener Anfang. Es gab noch nicht so viele Zeitungen, noch nicht so viele Illustrierte oder gar Fernsehmagazine, die wöchentlich, oder sogar täglich mit Tratsch und Klatsch gefüttert werden mussten.

In Deutschland war die Veröffentlichung des Privaten noch weitgehend freiwillig. Dennoch gab es drängende Anfragen von Presseagenturen, Journalisten und Fotografen, die gehört hatten, was man munkelte, und die unbedingt Bilder haben wollten für ihre Titel "Hollywoodstar heiratet Medizinstudenten" - eine Zeile, die in ihrer schlagkräftigen Verkürzung und auch in den griffigen Variationen "... liebt Medizinstudenten", "... betrügt Medizinstudenten", "... verlässt Medizinstudenten" sehr beliebt war.

Es war eine heimliche, bescheidene Hochzeit - dafür umso schöner

Die Vorbereitungen zu unserer Hochzeit am 26. September geschahen also unter äußerster Geheimhaltung. Wir wählten ein Standesamt am Münchner Schlachthof anstelle des Standesamtes für Prominente am Englischen Garten. Es gab keinen Aushang.

Den Polterabend verbrachten wir auf der Wies’n, auf dem Oktoberfest. Wir hatten einen langen Tisch auf der Empore des "Schottenhamel"-Festzelts. Unsere Familien, unsere Freunde - alle waren da.

Die allerwenigsten jedoch wussten, dass dieses ausgelassene Fest auf der Wies’n, zu dem wir geladen hatten, ein Polterabend für ein Brautpaar war. Damals gab es noch nicht diese gnadenlosen Verstärker. Die Musik spielte, aber man konnte sich dabei unterhalten, ohne zu brüllen, man konnte sogar noch tanzen, ohne dabei auf Bänke und Tische steigen zu müssen.

Wenn ich die Fotos von diesem Abend sehe - ein Freund hat sie gemacht - dann sehe ich meine rotglühenden Backen, sehe das Glück, die Erwartung in meinen Augen und den Spaß über den geglückten Streich der "heimlichen" Hochzeit.

Eine Achterbahnfahrt war der Auftakt zur Ehe

Nach dem Hendl sind wir dann alle hinaus, schnell, bevor die Wies’n schließt. Der Michael schießt mir ein großes, rotes Herz, wie sich das gehört, und die Besitzerin der Achterbahn lässt sich erweichen zu einer letzten, zu einer allerletzten Fahrt vor der Polizeistunde, und wir beide, Braut und Bräutigam, stürzen fest aneinander geklammert in die Tiefe und fliegen in die Höhe - wie das eben so ist im Leben.

Braut und Bräutigam stürzen fest aneinander geklammert in die Tiefe und fliegen in die Höhe - wie das eben so ist im Leben.

Es war schon späte Nacht, als wir heimkamen. Meine letzte Nacht als unverheiratetes Mädchen. Kalt war mir, seltsam war mir zumute, glücklich und ängstlich zugleich.

Ich wollte mich unter die Decke kuscheln - da sah ich das Herz auf meinem Kissen. Nein, nicht das große, rote, das Michael mir geschossen hatte, sondern ein kleines, schön geschwungen aus Holz geschnitzt, mit einer goldenen Flamme, ein Herz so groß wie meine Hand.

Auf der Unterseite des Herzens war ein kleines Schiebetürchen. Ich öffnete es und fand ein vielfach zusammengefaltetes Briefchen, geschrieben auf einer der Karteikarten, wie Michael sie für seine Doktorarbeit verwendete. Ich war damals schon verliebt in Michaels Handschrift.

Das geschnitzte Herz begleitet unsere Liebe seit 50 Jahren

Was er mir schrieb, war ein Versprechen. Ein Versprechen, das er mir gab für unser gemeinsames Leben. Es war ein Blick in die Zukunft, wie ihn junge starke Menschen wagen dürfen. Eine Ermutigung damals und auch viel später noch, als wir beide schon längst gewusst haben, dass man nicht unbeschädigt durchs Leben kommt. Niemand.

Das Herz begleitet mich. Immer. Ja, ich habe es auch schon - nach einem Streit - in Ecken gepfeffert, um dann, auf dem Bauch liegend danach zu suchen, zwei Zacken der Flamme sind schon gebrochen. Aber ich habe es noch. Michaels Herz. Ich habe sein Herz in meiner Hand.

Brigitte WIR 03/2018

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel