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Paul Weller: Im Zweifel einer der besten der Welt

Paul Weller: Musiker Paul Weller
© KENZO TRIBOUILLARD/AFP / Getty Images
Musiker Paul Weller flucht gern über die Selbstdarsteller in seiner Branche. Aber er darf das.

James Callaghan war von März 1976 bis Mai 1979 Premierminister des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland. Nicht schlimm, wenn du das jetzt nicht wusstest, daran erinnert sich auch auf der Insel kaum noch jemand. Callaghan aber war der erste Regierungschef, den Paul Weller vor 43 Jahren in seiner Funktion als Kopf und Stimme von The Jam in einem Song beleidigte (viele weitere sollten folgen), und daran sieht man zweierlei: Paul John Weller, geboren 1958 in der Londoner Vorstadt Woking, ist schon verdammt lang im Musikgeschäft tätig. Und er macht aus seinem Herzen definitiv keine Mördergrube, im Gegenteil: Der Mann liebt und hasst leidenschaftlich und öffentlich. Und er macht grundsätzlich, was er will.

Kultische Verehrung - Einer der größten Musiker aller Zeiten

Zum Beispiel löste er die ikonische Punk/Wave/Mod-Band The Jam zum Verdruss seiner Bandkollegen 1982 im Alleingang auf, "weil ich wissen wollte, was sonst noch so in mir steckt". Nur um im Jahr darauf mit Mick Talbot The Style Council zu gründen, das, nomen est omen, tatsächlich in Sachen Soul stilbildend war für ganze Generationen. Aber auch darauf hatte er irgendwann keinen Bock mehr. Seit 1992 ist Weller Solo-Künstler, knapp 20 Platten hat er seitdem gemacht. Keine klingt wie die andere, seine Neugierde auf neue Sounds, auf immer wieder andere Partner ist riesig. Nicht alles, was er angefasst hat, ist zu Gold geworden. Aber er wird fast kultisch verehrt – in seiner Heimat England von allen, die Musik lieben, im Rest der Welt zumindest von jenen, die Musik machen. Ohne Weller hätte es Blur, Oasis, Pulp, ja: den Brit-Pop, wie wir ihn heute kennen, nicht gegeben.

Weller, der in England auch modisch als Stilikone gilt, sagt, ein "interplanetarischer Super-Megastar" könne er schon deshalb nicht sein, weil man dazu zu hundert Prozent von sich überzeugt sein müsse. "Aber bei mir ist der Selbstzweifel eingebaut", sagt er. Er findet das gut, der Zweifel hält ihn wach und produktiv und schürt seinen Hass auf das Musikbusiness. Dem er aber – mit diesem Widerspruch muss er leben – am 19. Juni sein neues Album "On Sunset" zufügt. Das ist wieder einmal so großartig wie seine Stimme einzigartig. Kein Wunder: Paul Weller ist einer der größten Musiker aller Zeiten. Ob er das nun hören will oder nicht. 

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BRIGITTE 14/2020

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