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Moritz Bleibtreu Hinter der Kamera

Moritz Bleibtreu: Moritz Bleibtreu
© Andreas Rentz / Getty Images
Moritz Bleibtreu ist ein Kinomensch durch und durch. Jetzt zum ersten Mal auch hinter der Kamera.
von Stephan Bartels

Was muss Moritz Bleibtreu gelitten haben in diesem verdammten Jahr 2020. Lange Monate hatten sämtliche Lichtspielhäuser dicht. Keine Vorfreude für ihn auf einen selbst ausgesuchten Film. Kein Popcorngeruch, kein langsam verlöschendes Saallicht – so ziemlich nichts auf der Welt mag der 49-Jährige so sehr wie das Kino. Er macht ja auch selbst sein ganzes Leben lang nichts anderes, als die große Leinwand zu befüllen.

Schauspielerei als einzige Berufsoption

In um und bei 50 Filmen hat er mitgespielt bisher, war ein brüllend komischer Kleinkrimineller, ein philosophischer Kiffer, ein spießiger Lehrer auf der Suche nach der großen Liebe. Das musste so kommen. Die Schauspielerdynastie Bleibtreu geht zurück auf seinen Ururgroßvater Sigmund, der im mittleren 19. Jahrhundert in Wien gewirkt hat. Moritz’ Eltern: Monica Bleibtreu und Hans Brenner, beides Charaktermimen von sehr hohen Graden. "Ich kann mich wirklich nicht an andere Berufsoptionen erinnern", sagt Bleibtreu.

Er ist einer von diesen beneidenswerten Typen, die konsequent ihrem Gefühl folgen. In der elften Klasse ist er von seiner Schule geflogen, weil er einfach nicht mehr aufgetaucht ist. Hat sich stattdessen nach Paris verpieselt, um dort eineinhalb Jahre als Au-pair zu leben. Hat sich ein Jahr in Italien herumgetrieben, in New York seine genetischen Anlagen mit Schauspielunterricht unterfüttert – um dann zu Hause zum Star zu werden. Vielleicht ist Bleibtreu nicht der begabteste Schauspieler der Nation, aber er, sorry für das schlechte Wortspiel: bleibt sich immer treu. Und das ist eine nicht zu unterschätzende Qualität. Wer an der Kinokasse einen Bleibtreu bucht, bekommt ihn auch.

Und das jetzt auch in doppelter Funktion. "Cortex" (Start: 22. Oktober) heißt sein Regiedebüt, in dem er auch die Hauptrolle spielt. Es geht um einen Mann, dessen lebhafte Träume in Visionen umschlagen und ihn und seine Familie in den Wahnsinn treiben, oder so ähnlich – das Ganze ist Christopher-Nolan-mäßig von Zeitebenen befreit und je nach Lesart ein cooler Noir-Thriller oder komplett kruder Quatsch. Auf jeden Fall aber ist es mutig in einer Zeit, wo aus Angst eigentlich nur noch produziert wird, was sicher funktioniert. Nicht mit ihm. Moritz Bleibtreu kann nicht anders.

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BRIGITTE 23/2020

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