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"Was haben Brüste damit zu tun?" Marie Nasemann wehrt sich gegen Busen-Kritik

Marie Nasemann
© Joshua Sammer / Freier Fotograf / Getty Images
Sie wollte auf ein Umweltproblem aufmerksam machen, stattdessen kassiert Marie Nasemann Kritik für ein Foto mit Brustansatz. Doch ihre Antwort ist genial!

Marie Nasemann sitzt auf einem Stuhl, schaut provokativ in die Kamera. Sie trägt eine blaue Jeans und dazu ein locker geknotetes Jeanshemd. Eigentlich will Marie Nasemann mit diesem Foto darauf aufmerksam machen, wie viel Wasser für die Produktion einer Jeans nötig ist. Sie schreibt: "Alle 60 Sekunden wird eine neue Jeans gekauft. Das macht 2 Milliarden neue Jeans pro Jahr. Jede/r Deutsche hat im Schnitt 7 Jeans im Schrank. Kaum ein Kleidungsstück ist allgegenwärtiger und braucht mehr Ressourcen als Denim. Zum Vergleich: Der Wasserverbrauch einer Jeans entspricht ungefähr der Menge an Wasser, die ein Mensch in 7 Jahren trinkt!" Anschließend wirbt sie für ein Wasserspende-Projekt.

Bei den meisten ihrer Fans kommen Bild und Botschaft gut, ihre Follower schätzen es sehr, dass Marie Nasemann sich so stark für Nachhaltigkeitsthemen engagiert. Doch einige Instagram-User finden auch Anlass zur Kritik. Was sie stört: dass Marie Nasemann mit ihrem sehr lockere geknöpften Jeanshemd einen Ansatz ihrer Brüste erkennen lässt. Ein User schreibt:

Ok, nur für mich zum Verständnis; was genau haben deine Brüste jetzt genau mit der Wasserspende zu tun? 

Marie Nasemann reagiert direkt auf die Kritik und antwortet: "Mach lieber mal n Vorschlag für ein Projekt oder eine NGO!" Diese schlagfertige Antwort kommt gut, ihr Kommentar wurde 170 Mal mit einem Herzen versehen.

"Bin erstaunt über die Brüste-Diskussion"

Doch offenbar ließ Marie das Thema nicht los. Einige Tage später postet sie das Bild mit dem lockeren Jeanshemd erneut und zoomte dieses Mal extra noch an ihren Ausschnitt heran. Dazu macht sie ihren Kritikern eine klare Ansage, die viel Beifall findet: "Ich war ziemlich erstaunt, als ich neulich festgestellt habe, dass unter einem Posting zum Thema Wasserverbrauch in der Jeansproduktion eine Diskussion losging, ob es nun angebracht sei, dass man meinen Brustansatz („meine Brüste/Glocken/Boobs/Hupen“) auf dem Foto sieht oder nicht." 

Sie hat keinerlei Verständnis für die Kritik: "Nicht eine Sekunde habe ich bei der Produktion des Fotos darüber nachgedacht. Ich habe mir eine Jeans meines Freundes angezogen, mein Jeanshemd und habe es lässig aufgeknöpft, weil ich der Meinung bin, das sieht cool aus. So Cowboy-like eben. Ja klar, ich fand mich auch sexy und schön auf dem Bild. Ich fühle mich gerade und generell sehr wohl in meinem Körper." 

Für Marie Nasemann ist die Verbindung von Weiblichkeit mit wichtigen Themen absolut kein Widerspruch: "Weshalb es nun fehl am Platz sei, sich bei 'so einem Thema' sexy zu zeigen, verstehe ich nicht. Nach dem Motto: Ernster Inhalt und weibliche, sekundäre Geschlechtsmerkmale gehen nicht unter einen Hut. Warum eigentlich? Weil sexy Frauen nicht schlau sein dürfen? Weil sexy Frauen nicht zu einer Spendenaktion aufrufen dürfen? Entweder sexy gekleidet und dumm oder seriös gekleidet und klug? Was anderes geht nicht! Wieso darf unsere Bundeskanzlerin nicht Ausschnitt tragen, ohne dass die ganze Nation darüber spricht? Darf eine Bundeskanzlerin nicht seriös, klug und trotzdem auch mal sexy sein? Ist das einfach ein Attribut zu viel?"

"Wir Frauen stehen uns selbst im Weg"

Zum Abschluss appelliert Marie Nasemann an alle Frauen: "In erster Linie haben FRAUEN dem männlichen Kommentator zugestimmt. Leider stehen wir Frauen uns und unserer Emanzipation von alten Rollenbildern damit komplett selber im Weg. Solange wir unsere eigene Weiblichkeit als etwas 'unseriöses' deklarieren, werden wir nie die volle Gleichberechtigung erhalten, die uns zusteht."

Für ihre deutlichen Worte zum Thema Gleichberechtigung erhält Marie Nasemann viel Zuspruch, das Bild hat schon mehr als 7000 positive Reaktionen bekommen. Eine Frau schreibt: "Wir sollen schön sein, es aber bitte nicht selbst wissen. Wir sollen was zu sagen haben, aber bitte nicht zu laut. Wir sollen sexy sein, aber bitte nur für den eigenen Mann. Brüste? Immer her damit, aber bitte nicht zum Stillen und schon gar nicht in der Politik. Ich bin es leid. Du siehst toll aus und ich würde dir auch dann zuhören, wenn du nackt oder ein Alien oder was auch immer wärest".

Fallback-Bild

Allerdings gibt es auch eher nachdenkliche Stimmen. Eine Frau schreibt beispielsweise: "Ich denke, die Kritik richtet sich an die 'sex sells' Mentalität, die einfach problematische Bilder von Frauen kreiert und Konsum auf Kosten weiblicher Körper schafft. Insofern stellt sich die Frage: wie selbstbestimmt ist es, Aufmerksamkeit zu erzeugen oder Werbung zu machen - unabhängig von Zweck und Thema - wenn wir in einer Gesellschaft immer sehen und damit gelernt haben, mit Sexappeal funktioniert das besonders gut. Denn das Thema ist ja grundsätzlich, dass vor allem weibliche Körper nicht ständig für Marketingzwecke eingesetzt werden sollten. Andererseits bin ich sehr dafür, Frauen (oder auch Männern) nicht vorzuschreiben, wie sie sich zeigen sollen. Vielleicht ist das ein Anknüpfungspunkt, warum manche kritisch auf das Bild reagiert haben." 

Die Darstellung von Frauen in den Medien und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern bleibt also ein Spannungsfeld, das sicherlich noch lange Zeit immer wieder für Diskussionen sorgen wird. Ein offener Austausch dazu bleibt zwingend notwendig, denn nur wenn Frauen immer wieder ihre Position zu diesem Thema verdeutlichen und für ihr Recht auf Selbstbestimmung eintreten, kann sich langfristig etwas in Sachen Gleichberechtigung tun. 

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