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Joaquin Phoenix im Star-Porträt

Joaquin Phoenix: Mann im Anzug
© Neilson Barnard / Getty Images
Joaquin Phoenix‘ Eltern stellten ihre Kinder erst in den Dienst einer Sekte, dann in den der Filmindustrie.

Wer hätte gedacht, dass man Jesus einmal als wettergegerbten Fusselbart sehen würde: mit tiefen Lachfalten und zerfurchter Stirn, gezeichnet vom Leben - und vielleicht auch davon, etwas zu viel Wasser in Wein verwandelt zu haben. So sieht der Mann aus Nazareth aus, wenn Joaquin Phoenix ihn im Film "Maria Magdalena" darstellt. Nun ist Phoenix nicht unbedingt der Erste, der einem als Jesus-Besetzung in den Sinn kommt. Zum einen, weil der 43-Jährige schon mal zehn Jahre länger auf Erden wandelt, als es der Messias der Überlieferung nach tat. Zum anderen, weil er es nicht mit der Religion hat.

Von der Hippie-Sekte zum Atheisten

"Ich mag das Wort ‚Gott‘ nicht, weil es von den Religionen missbraucht wurde, aber mir gefällt die Idee eines Bewusstseins im Universum", sagte er mal, befand aber auch, dass unsere Welt durchaus "das Videospiel eines Alien" sein könnte. Den Glauben an Heilsverkünder hat Joaquin Phoenix früh verloren. Er wuchs in einer Hippie-Familie auf; dass seine Eltern es ernst meinten mit dem Blumenkinderdasein, erkennt man schon an den Namen der Kinder: Liberty, River, Summer und Rainbow. Joaquin, der von sich selbst sagt, er habe "autistische Züge", wollte sich den anderen annähern und nannte sich lange Leaf, also Blatt.

In seiner Kindheit zog die Familie durch Mittelamerika, um für die Sekte "Children of God" zu missionieren.

Als diese zunehmend faschistische Züge annahm, stiegen seine Eltern aus, änderten den Familiennamen Bottom in Phoenix, ein Fabeltier aus seiner Asche, und gingen nach Kalifornien. Wo sie ihre Kinder fortan einem anderen seltsamen Kult andienten, nämlich der Filmindustrie. 

In Hollywood ein Mann für die ganz besonderen Rollen

Dort machten vor allem die beiden Brüder schnell Karriere: River, der blonde Beau, starb mit 23 an Drogen. Übrig blieb Joaquin, der "gegen die Trauer anspielte". Vor allem in Rollen von Typen, die sich bedingungslos hingeben: der Musik wie Johnny Cash in "Walk the Line", der Macht wie Kaiser Commodus in "Gladiator". Ein Mann, der für die Erlösung der Welt gar sein Leben gibt, passt so gesehen genau ins Schema. Ein ganz irdisches Glück hat ihm die Rolle übrigens auch gebracht: Seit den Dreharbeiten ist er mit Hauptdarstellerin Rooney Mara zusammen.

Brigitte 07/2018

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