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Avicii (†): Sein Vater kann die Todesursache lange nicht aussprechen

Avicii (†)
Avicii (†)
© Getty Images
Star-DJ Avicii ist seit über einem Jahr tot. In einem bewegenden Interview spricht sein Vater jetzt darüber, wie schwer es für ihn war, den Suizid seines Sohnes auszusprechen.

In einem bewegenden Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CBS spricht Klas Bergling, 73, Vater von Avicii (†28), über den Verlust seines Sohnes. Anlässlich einer Aktion zur mentalen Gesundheit will er im Sinne seines Sohnes gegen die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen ankämpfen. 

Avicii hat mutig über Abhängigkeit und Depressionen gesprochen

Avicii, der auf der ganzen Welt als Star-DJ bekannt war, hatte schon lange vor seinem Tod mit Angstzuständen, Depressionen und Suchtproblemen zu kämpfen. In der über ihn veröffentlichten Dokumentation "Avicii: True Stories", sprach der "Wake Me Up"-Star darüber ganz offen. Damit beeindruckte er auch seinen Vater: "Ich finde, es war sehr mutig von ihm, sich auf diese Weise zu öffnen", sagte dieser im InterviewDer Schock über den Verlust seines Sohnes sitzt noch tief. Immer wieder senkt Klas Bergling während des Interviews mit CBS seinen Blick, spricht davon, wie stolz er auf seinen talentierten Sohn gewesen und was er für ein toller Mensch und Produzent mit einem guten Herzen dieser gewesen sei.

Probleme begannen im Teenageralter

Bergling und seine Frau hätten schon im Teenageralter gemerkt, dass ihr Sohn mit Angstzuständen zu kämpfen hatte. "Wenn du ein Kind hast, dem es nicht gut geht, versuchst du alles, damit es ihm wieder besser geht. Und du versuchst, das Problem zu verstehen." Daher wären sie mit Tim zu einem Psychiater gegangen, als dieser 14 oder 15 Jahre alt gewesen sei. Das habe ihren Sohn ruhiger gemacht, erinnert sich Klas Bergling. Er habe immer einen guten Draht zu seinem Sohn gehabt und ihn in seiner Karriere unterstützt. "Ich hatte den Überblick über seine Finanzen, ich habe sogar seine Rechnungen gebügelt, weil er sie immer einfach so in seine Tasche gesteckt hat", lacht er.

"Alles entwickelte sich in eine gute Richtung"

"Wir haben oft telefoniert und uns über tiefgründige Dinge unterhalten", so der 73-Jährige. Auch über seine Ängste habe sein Sohn mit ihm gesprochen. Die Pause, die Avicii 2016 vom Touralltag machte, um sich wieder mehr auf das Produzieren zu konzentrieren, habe ihm sehr gutgetan. "Er war viel gesünder und hat angefangen, Sport zu machen. Alles entwickelte sich in eine wirklich sehr gute Richtung." Keine zwei Jahre später, nahm Avicii sich im Oman das Leben.

Klas Bergling kann Todesursache lange nicht aussprechen

"Der Selbstmord war ein Schock für uns alle, wir dachten, er wäre auf einem sehr guten Weg und es würde ihm besser gehen", erklärt Klas Bergling im Interview. Das Wort "Selbstmord" habe ihm lange Probleme bereitet. "Das Wort zu benutzen bedeutet zuzugeben, dass man auch ein Teil von diesem Schicksal ist." Auf die Frage, wie es ihm geht, antwortet der Schwede, es gebe Höhen und Tiefen, und es gebe jetzt ein Leben vor und ein Leben nach dem Selbstmord. Gemeinsam mit seiner Frau habe er die "Tim Bergling Foundation" gegründet, um dafür zu kämpfen, dass es wichtig sei, über mentale Krankheiten und auch Selbstmord zu sprechen. "Wir hoffen, durch Tim Menschen zu erreichen, er hat so viele Millionen Fans."

Für diese und um auf das Thema mentale Gesundheit aufmerksam zu machen, wird es im Dezember ein Avicii-Tributkonzert in Stockholm geben.

Informationen zu Hilfsangeboten

Leidest du unter Depressionen, hast du Selbstmordgedanken oder kennst du jemanden, der solche schon einmal geäußert hat? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe an. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 erreichbar. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Zum GALA-Artikel hier entlang.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Gala.de erschienen.

Nina Blumenrath

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