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Little Women: Die Neuverfilmung des Klassikers überzeugt auf ganzer Linie

Greta Gerwig nahm die Herausforderung an, das beliebte Kinderbuch "Little Women" neu zu inszenieren. Mit Erfolg, wie sich herausstellt.

Für Verfilmungen von Literaturklassikern gilt das Gleiche wie für Blockbuster-Adaptionen von Comicbüchern: Die Gefahr des Scheiterns ist überdimensional groß. Zu oft existieren bereits Adaptionen, die teils erfolgreich, teils weniger erfolgreich waren. Zu hoch sind meistens die Erwartungen der Zuschauer, die eine regelrechte Leidenschaft für ihre literarischen Helden hegen, ob nun Elizabeth Bennet aus "Stolz und Vorurteil" oder der Spinnenmann "Spider-Man". Regie-Wunderkind Greta Gerwig (36, "Lady Bird") nahm die Herausforderung dennoch an, den Kinderbuchklassiker "Little Women" neu zu inszenieren - mit Erfolg, wie sich herausstellt.

Beliebte Roman-Vorlage

Bevor Gerwig sich Louisa May Alcotts (1832-1888) literarischem Stoff annahm, versuchten sich bereits mehrere andere Filmemacher daran, das Werk eindrucksvoll auf die Leinwand zu bringen. Sein Kino-Debüt feierte "Little Women" angeblich bereits 1917 in Großbritannien. Der Stoff ist allerdings verschollen. 1933 entstand dann unter dem deutschen Titel "Vier Schwestern" mit Katharine Hepburn (1907-2003) und Joan Bennett (1910-1990) in den Hauptrollen die erste bekannte Version. 1949 folgte "Kleine tapfere Jo", ein zweiter Versuch mit Hollywood-Ikone Elizabeth Taylor (1932-2011) und Janet Leigh (1927-2004).

Zum bisher letzten Mal inszenierte Regisseurin Gillian Armstrong (69) das Material vor 26 Jahren unter dem Titel "Betty und ihre Schwestern". In den Hauptrollen 1994: Winona Ryder (48, "Beetlejuice"), Kirsten Dunst (37, "Spider-Man") und Claire Danes (40, "William Shakespeares Romeo + Julia"). Des Weiteren entstand 1978 eine zweiteilige amerikanische Version fürs Fernsehen.

Darum geht es in "Little Women"

Im Amerika Mitte des 19. Jahrhunderts leben vier junge Frauen ihr Leben selbstbestimmt nach ihren eigenen Vorstellungen. Dabei müssen sie große gesellschaftliche Hindernisse überwinden und mit Schicksalsschlägen zurechtkommen. "Little Women" folgt den unterschiedlichen Lebenswegen der March-Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen) zu einer Zeit, in der die Möglichkeiten für Frauen begrenzt waren. Erzählt aus der Perspektive von Jo March basiert der Film sowohl auf dem Literatur-Klassiker als auch auf den persönlichen Schriften der Autorin Louisa May Alcott (1832-1888) selbst.

Ronan, Pugh und Chalamet in Höchstform

Meryl Streep (70, "Kramer gegen Kramer") und Laura Dern (52, "Marriage Story") kommen gemeinsam auf viele Jahre Hollywood-Erfahrung, weshalb das hohe darstellerische Niveau in "Little Women" nicht überrascht. In ihren Nebenrollen der urteilenden, bevormundenden Tante und der liebevollen, fürsorglichen Mutter überzeugen die beiden einmal mehr auf ganzer Linie. Getragen wird Greta Gerwigs Inszenierung allerdings nicht von Hollywoods Altstars, sondern vom Nachwuchs - allen voran Saoirse Ronan (25, "Maria Stuart - Königin von Schottland") und Florence Pugh (24, "Fighting with My Family").

Die Irin Ronan blickt trotz ihres jungen Alters bereits auf drei Oscar-Nominierungen zurück. Zuletzt war sie 2018 für ihre Darstellung im Film "Lady Bird", der ebenfalls von Greta Gerwig inszeniert wurde, im Rennen. Für die Rolle der progressiven Jo March in "Little Women" erhielt die gebürtige New Yorkerin gerade ihre vierte Oscar-Nominierung - und das zu Recht. Brillant stellt sie das rebellische Mädchen dar, das entgegen der üblichen Konventionen seiner Zeit eine Karriere als Autorin anstrebt. Jos inneren Zwiespalt zwischen der gewollten Unabhängigkeit und der gefühlten Einsamkeit kann der Zuschauer dabei absolut nachfühlen.

Ebenso überzeugend kommt Jos jüngere Schwester Amy daher. Newcomerin Florence Pugh sorgte gerade für einen ordentlichen Paukenschlag, als sie für die Rolle der neidvollen, aber dennoch liebenden Amy March ihre erste Oscar-Nominierung in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" erhielt. Die 24-jährige Britin aus Oxford zeigt mit ihrer Leistung in "Little Women", dass man sie zukünftig im Auge behalten sollte.

Und dann wäre da noch Timothée Chalamet (24), der den Kino-Gängern bereits mit seinen gefühlvollen Darstellungen in "Call Me By Your Name" (2017) und "Beautiful Boy" (2018) feuchte Augen bescherte. Als wohlhabender, liebenswerter, aber zielloser Nachbarsjunge Laurie gewinnt der US-amerikanisch-französische Schauspieler nach und nach das Herz mehrerer March-Schwestern - und das der Zuschauer. Wer bisher noch keinen Platz in seinem Herzen für Chalamet reserviert hatte, der tut es mit ziemlicher Sicherheit, nachdem er "Little Women" gesehen hat.

Fazit

Dem Dreiergespann Gerwig, Ronan und Chalamet gelang 2017 mit "Lady Bird" ein Überraschungserfolg. Die Tragikomödie, die lose auf dem eigenen Leben der Regisseurin basiert, erhielt zwei Golden Globes und fünf Oscar-Nominierungen. In der Folge erhielt Gerwig, die ursprünglich nur das Drehbuch zu "Little Women" adaptieren sollte, auch den Job im Regiestuhl. Bereuen dürfte ihre Verpflichtung niemand, insbesondere, da Gerwig die bekannte Handlung mithilfe von eingebauten Zeitsprüngen erfolgreich in einer anderen Abfolge erzählt und ihr damit neues Leben einhaucht.

"Little Women" überzeugt mit einer durchweg brillanten Besetzung, einer interessanten Erzählweise und der grandiosen musikalischen Untermalung von Alexandre Desplat (58), der zuletzt 2018 einen Academy Award für "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" erhielt. Filmemacherin Greta Gerwig schafft es entgegen der Erwartungen vieler, den Literatur-Klassiker gekonnt neu zu inszenieren, ohne dass die rührende, teils tragische, aber durchweg herzerwärmende Geschichte der vier March-Schwestern etwas von ihrem alten Zauber verliert. Belohnt wurden die Macher des Films bereits mit insgesamt sechs Oscar-Nominierungen.

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