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Lex Barker: Das tragische Leben von Winnetous Blutsbruder

Er hatte einfach kein Glück in der Liebe und die Todesumstände waren dramatisch: Lex Barker wäre am 8. Mai 2019 100 Jahre alt geworden.

Er war zusammen mit seinem Filmpartner Pierre Brice (1929-2015) der große Star und Frauenschwarm des deutschen Kinos der 1960er-Jahre: Lex Barker (1919-1973). Am 8. Mai 2019 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Die frühen Jahre und der Zweite Weltkrieg

Alexander Crichlow Barker Jr. erblickt am 8. Mai 1919 in Rye, New York, das Licht der Welt. Sein Vater hatte im Baugeschäft ein Vermögen gemacht und der sportliche "Lex" sollte nach einem Studium an der Universität von Princeton seinen Platz einnehmen. Der begeisterte Footballspieler und Leichtathlet entschied sich aber anders: Zum Leidwesen des Vaters brach er das Studium zum Bauingenieur ab und begann eine Ausbildung zum Schauspieler. Seine erste größere Rolle hatte er im Broadway-Stück "Fünf Könige" (1940) unter der Regie von Orson Welles (1915-1985).

Doch schon 1941 meldete sich der junge Schauspieler freiwillig zum Kriegsdienst. Er schrieb sich in die Armee ein und kämpfte sowohl in Nordafrika als auch in Italien. Auf Sizilien wurde er zwei Mal verwundet, neben einer Beinverletzung erlitt der großgewachsene Blondschopf auch eine schwere Kopfverletzung. Die Folge: Er musste fortan eine Silberplatte im Kopf tragen. Die Beinverletzung zog zudem einen mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt nach sich, danach wurde er im Sommer 1945 aus dem Militärdienst entlassen.

Karrierebeginn und der Durchbruch mit "Tarzan"

Schon im Herbst desselben Jahres ergatterte der US-Amerikaner dann seine erste Filmrolle in "Doll Face" (1945), doch im Abspann wurde er nicht erwähnt. Dies gelang ihm erst 1947 in der Komödie "Die Farmerstochter". Seine Karriere kam ins Rollen: Im Jahr darauf spielte er an der Seite von Hollywood-Superstar Cary Grant (1908-1986) in "Nur meiner Frau zuliebe".

1949 gelang Barker dann der große Coup, er wurde Nachfolger des berühmten Johnny Weissmuller (1904-1984) in der Rolle des "Tarzan". "Tarzan macht Fortschritte. Ich habe mehr Dialoge als meine Vorgänger, sogar zweisilbige Wörter", soll Barker über seine neue Rolle gewitzelt haben. Insgesamt verkörperte er den Dschungelhelden in fünf Filmen (1949-1953) und stieg damit in Hollywood zum Star auf.

Vom Apachenhäuptling zum Star in Italien

In der Zeit nach "Tarzan" spielte er in vielen Abenteuer- und Westernverfilmungen mit, die damals Hochkonjunktur hatten. Nennenswerte Erfolge wie "Rebell der roten Berge" (1957), in dem er einen Apachenhäuptling verkörperte, und "Lederstrumpf: Der Wildtöter" (1957) waren aber insgesamt eher selten.

Die Filmangebote in Hollywood waren für den ehrgeizigen Barker nur noch wenig überzeugend und er sehnte sich nach Veränderung. Nachdem er sich schon davor in einigen italienischen Produktionen versucht hatte, ging er aufs Ganze und zog nach Europa. Er war einer der ersten US-Schauspieler, die diesen Schritt wagten, und leistete Pionierarbeit für die spätere Welle der Italo-Western.

Der passionierte Raucher und Whisky-Liebhaber wirkte zwar eher in Billigproduktionen wie "Die Rache des roten Ritters" (1960) mit, wurde aber schnell zum Star. Sein einziger Erfolg im gehobenen Filmgeschäft war eine Nebenrolle im Klassiker "Das süße Leben" von Federico Fellini (1920-1993), weitere Rollen in diesem Sektor blieben ihm aber zeitlebens verwehrt.

Bei diesem Dreh knüpfte er erste Kontakte nach Deutschland und spielte daraufhin in "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" sowie "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" mit, der in dieser Zeit ein beliebter Verbrecher des deutschen Kriminalfilms war. Regisseur dieser Filme war Harald Reinl (1908-1986).

Zweifel an Old Shatterhand und Aufstieg zum Superstar

Als Lex Barker schließlich die Rolle des Karl-May-Helden Old Shatterhand in Reinls "Der Schatz im Silbersee" angeboten wurde, war er zunächst nicht sehr begeistert davon, da der deutsche Film international eher unbedeutend war. Seine dritte Frau, Irene Labhart, erkannte aber das Potenzial und überzeugte den Zweifler. Auf diese Weise trug sie ihren Teil zur folgenden Hysterie bei, die ihn in Deutschland zum Superstar machte.

Der Hype spiegelte sich unter anderem in langen Warteschlangen vor den Kinos und "Bravo"-Starschnitten in den Kinderzimmern der Nation wider. "Winnetou 1" (1963) lockte in Deutschland 10 Millionen Zuschauer ins Kino, die Worte "Mein Bruder" in Winnetous Todesszene aus Teil 3 sind bis heute legendär.

Insgesamt sieben Mal stand er neben "Winnetou"-Darsteller Pierre Brice vor der Kamera, zudem spielte "sexy Lexy", wie er von vielen weiblichen Fans genannt wurde, auch noch in fünf weiteren Karl-May-Filmen die Rollen des Kara Ben Nemsi sowie des Dr. Karl Sternau. Der letzte und abschließende Teil der Reihe war "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" (1968), dessen Kritiken eher mau ausfielen. Erheblichen Anteil am Erfolg hatte auch sein Synchronsprecher Gert Günther Hoffmann (1929-1997), der ihm seine markante Stimme lieh.

Das frühe Karriereende und ein letzter Besuch

In den Hochzeiten der "Winnetou"-Ära gewann Lex Barker auch drei Preise in Deutschland: 1965 bekam er den "Bravo Otto" in Bronze, in den beiden Jahren darauf den "Bambi" als beliebtester ausländischer Schauspieler und einen "Silbernen Bambi". Nach den Karl-May-Filmen flaute sein Ruhm jedoch schnell ab, in Deutschland folgten lediglich einige Komödien an der Seite von Schlagerstar Roy Black (1943-1991). Seinen letzten Auftritt hatte Lex Barker 1972 in einer Folge der US-Anthologie-Serie "Night Gallery", die in Deutschland den Titel "Wo alle Wege enden" trägt.

Einen Monat vor seinem Tod besuchte er nochmals seinen Freund Pierre Brice in Cannes, wie dieser in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erzählte. Brice bot ihm demnach eine Rolle in einem Film über den Beginn des Indochina-Krieges an, doch "kurz darauf starb der japanische Co-Produzent. Und dann auch noch Lex. Damit war das Projekt tot".

Fünf Ehen und drei Kinder

Barkers glücklose, tragische und turbulente Ehejahre begannen 1942. Er heiratete Constance Thurlow (1918-1975). Aus der Beziehung gehen die Kinder Lynne (1943-2010) und Alexander III. (1947-2002) hervor. Seine Ehe mit Constance überdauerte die erfolgreiche "Tarzan"-Zeit allerdings nicht, sie wurde 1950 geschieden. Auch die im Folgejahr geschlossene Ehe mit Schauspielerin Arlene Dahl (93) war noch vor dem Ende von Barkers "Tarzan"-Ära vorbei - nach nur anderthalb Jahren gingen die beiden wieder getrennte Wege, da er eine andere Frau kennengelernt hatte.

Skandalehe mit Lana Turner und Verlust seiner einzig wahren Liebe

Kurz nach seinem letzten Auftritt im Urwald heiratete der nun weltbekannte Lex Barker jene Frau, die er im Sommer 1952 auf einer Party traf: Hollywood-Star Lana Turner (1921-1995). Allerdings wurde die Ehe von Skandalen überschattet und zu einem Lieblingsthema der Klatschpresse; sie wurde 1957 aufgelöst. Zudem behauptete Turners Tochter Cheryl Crane (75) später in einem Buch, ihr Stiefvater habe sie in dieser Zeit sexuell misshandelt. Im Jahr nach der Trennung erstach die 14-jährige Crane den nächsten Freund ihrer Mutter, nachdem dieser die beiden bedroht haben soll.

Vierte Ehefrau wurde 1959 die Schweizerin Irene Labhart. Sie gab ihm den entscheidenden Schubser, um seine Karriere als Old Shatterhand zu starten. Sie starb jedoch schon 1962, nachdem bei ihr Leukämie diagnostiziert worden war. Mit ihr hatte Barker einen gemeinsamen Sohn, Schauspieler und Schlagersänger Christopher Barker (59).

Pierre Brice sagte in einem Interview mit dem Sender "Tele 5" über Barker und seine Beziehung zu Labhart: "Wir haben zwar viel Spaß miteinander gehabt, doch er hatte auch eine traurige Seite. Er war nicht sehr glücklich in seinen Beziehungen mit Frauen. Irene Labhart, die hat er wirklich geliebt. Als sie starb, ist für Lex eine Welt zusammengebrochen."

Die letzte Ehe und sein dramatischer Tod

Die letzte Ehe ging Barker 1965 mit Carmen Cervera (76) ein, sie war damals 22 Jahre alt, doch auch mit ihr wurde er nicht glücklich. Mit der ehemaligen spanischen Schönheitskönigin war er zwar bis zu seinem Tod verheiratet, allerdings hatte sich aus der Ehe ein langwieriger Scheidungskrieg entwickelt, der über seinen Tod hinaus reichte. Zuletzt war er mit der Schauspielerin Karen Kondazian (69) liiert.

Am 11. Mai 1973, also nur drei Tage nach seinem 54. Geburtstag, erlitt Lex Barker in Manhattan auf der Straße plötzlich einen Herzinfarkt. Er war auf dem Weg zu seiner Freundin, als er an der Ecke Lexington Avenue/61. Straße zusammenbrach und vor den Augen von Passanten starb. Diesen war zunächst nicht klar, wer da vor ihnen liegt, da Barker keine Papiere bei sich hatte und inzwischen auch ein wenig in Vergessenheit geraten war - erst der Blick auf eine Gravur auf seiner Uhr brachte Licht ins Dunkel. So endete das Leben des einstigen Stars abrupt, doch sein Old Shatterhand hallt bis heute nach - vor allem in Deutschland.

SpotOnNews

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