Anzeige

Kopfnuss-Kino: Bei diesen Filmen ist messerscharfer Verstand gefragt

Wer seinen Verstand in der Corona-Krise kurzzeitig zu 100 Prozent auf etwas anderes lenken will, für den kommen diese Filme gerade recht.

Sich berieseln lassen, nebenbei am Handy chatten oder im Netz surfen - bei den folgenden Filmen ist das unmöglich. Zumindest, wenn einem am Ende des Streifens nicht ein gigantisches Fragezeichen ins Gesicht geschrieben sein soll. Doch auch, wer wie ein cineastischer Schießhund die folgenden Werke betrachtet und auf jedes Detail zu achten versucht, wird bei dem einen oder anderen davon mit verwirrtem Stirnrunzeln dasitzen, während der Abspann über den Bildschirm kriecht.

Cleverer Mainstream dank Christopher Nolan

Ein Großteil der Werke von Christopher Nolan (49) darf in dieser Auflistung natürlich nicht fehlen. Kritiker werfen dem Regisseur zuweilen zwar (nicht ganz zu Unrecht) vor, sich hin und wieder etwas zu verkünsteln. Dennoch ist ihm das Husarenstück gelungen, anspruchsvolle Plots mit Mainstream zu verknüpfen und dem Publikum trotz Bombast etwas zuzutrauen beziehungsweise geistig abzuverlangen. Die beiden besten Beispiele hierfür sind "Inception" und "Interstellar".

Im erstgenannten Film muss sich Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio (45) durch eine Vielzahl von Traumebenen kämpfen, die zwar allesamt miteinander verbunden sind, jeweils aber eine gänzlich andere Optik aufweisen. Die Handlung des Films macht es möglich, die Grenzen der Realität elegant auszuhebeln und unglaubliche Schauwerte zu liefern. Selbes Spiel bei "Interstellar", nur dass in dem Weltraum-Sci-Fi-Streifen die vierte Dimension durchbrochen und Schabernack mit unserem Verständnis von Raum und Zeit getrieben wird - ein Motto, das sich in vielen Kopfnuss-Filmen wiederfindet.

Die beiden vielleicht besten Filme von Nolan verlangen ebenfalls reichlich Hirnschmalz: Etwa sein zweiter Film "Memento", der auf einer Kurzgeschichte seines Bruders Jonathan basiert. Dieser erzählt weite Teile der Geschichte in chronologisch umgedrehter Richtung und versetzt den Zuschauer so in die missliche Lage der Hauptfigur Leonard Shelby (Guy Pearce, 52), der die Fähigkeit verloren hat, neue Erinnerungen abzuspeichern. In seinem verzweifelten Versuch, den Mörder seiner Frau zu finden, lässt er sich daher neue Hinweise zu der Tat auf den Körper tätowieren.

Zudem sei Nolans Film "The Prestige" wärmstens empfohlen. Zwei rivalisierende Magier, dargestellt von Christian Bale (46) und Hugh Jackman (51), bekriegen sich darin bis an den Rand des physikalisch Machbaren - und darüber hinaus. Der Film ist deswegen so bemerkenswert, weil er zwar Ende des 19. Jahrhunderts spielt, nach etwa der Hälfte der Laufzeit aber kurzerhand das Genre zu wechseln scheint und zu Science-Fiction wird. Oder ist das alles am Ende doch nur ein narrativer Taschenspielertrick des Regisseurs?

Knoten im Hirn - das Zeitreise-Paradoxon

Wenn es um Zeitreisen geht, stößt die menschliche Vorstellungskraft schnell an ihre Grenzen. Diverse Filme reizen dies mal mehr, mal weniger aus. Im Film "Arrival" von Denis Villeneuve (52) geht es vorrangig zwar um die Kommunikation mit einer dem Menschen extrem andersartigen Alien-Rasse, die eines Tages unvermittelt auf der Erde landet. Dennoch stellt der ruhige, wunderschöne Film mit Amy Adams (45) und Jeremy Renner (49) die Frage, inwiefern Kommunikation die Grenzen von Raum und Zeit durchbrechen kann.

Ein ebenso guter wie derzeit traurig relevanter Film ist Terry Gilliams (79) Zeitreise-Streifen "12 Monkeys". Darin reist Bruce Willis (65) in die Vergangenheit, um den Ausbruch eines tödlichen Virus zu verhindern, das die Menschheit beinahe komplett ausgelöscht und die wenigen Überlebenden zu einem Leben unter der Erdoberfläche verdammt hat. Gekonnt lässt der Film die Zuschauer über weite Teile rätseln, ob James Cole (Willis) nun wirklich aus der Zukunft kommt, oder ob er einfach nur gehörig einen an der Waffel hat.

Wesentlich komplizierter wird es beim Film "Predestination" mit Ethan Hawke (49). Hier reist die Hauptfigur durch die Zeit, um Terroranschläge des "Fizzle Bomber" zu verhindern, bevor sie geschehen sind. Viel mehr darf gar nicht verraten werden, nur noch so viel: Am Ende schüttelt man angesichts der unfassbaren Handlung, die trotz allem in sich stimmig ist, ungläubig den Kopf und befindet: "Wer zeitreist, darf keinen Sex haben!"

Der Indie-Streifen "Primer" gilt dagegen als der Heilige Gral der Zeitreise-Filme. Soll heißen, wer behauptet, diesen Film verstanden zu haben, lügt in aller Regel. Darin baut eine Gruppe junger Männer aus Versehen eine Zeitmaschine und sieht darin ihre große Chance auf Reichtum. Der Film, bei dem Shane Carruth (48) neben der Hauptrolle auch Regie, Drehbuch, Produktion, Musik und Schnitt übernommen hat, kostete dem Vernehmen nach nur 7.000 US-Dollar. Ihn zu verstehen ist hingegen unbezahlbar.

Der Meister des Fachs ist... Jake Gyllenhaal!?

Wer an komplizierte Filme denkt, dem wird nicht unbedingt sogleich der Name Jake Gyllenhaal (39) einfallen. Doch wer die Vita des Schauspielers betrachtet, dem fällt auf, dass Herr Gyllenhaal durchaus ein Faible dafür zu haben scheint. Das beweist etwa der Film "Donnie Darko" von 2001, der Gyllenhaals Karriere startete. Als psychisch labile Titelfigur wird ihm offenbar von einem seltsamen Hasen namens Frank das Leben gerettet. Selbiger Frank prophezeit gegenüber Donnie aber auch das Ende der Welt - in 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden.

In "Nocturnal Animals" schlüpft Gyllenhaal hingegen in die Rolle eines geschassten und erfolglosen Autors. Um es seiner einstigen Liebe (Amy Adams) heimzuzahlen, hat er einen Roman geschrieben, der symbolisch das Leid schildert, das sie ihm zugefügt hat. Der Film von Tom Ford ist nicht nur optisch eine Wucht. Er visualisiert außerdem sowohl die Rahmenhandlung (Realität) als auch die Geschehnisse des fiktiven Romans und verwebt sie miteinander. Herausgekommen ist dabei (komplizierte) Kunst.

Die Frage nach Realität und Fiktion stellt auch Gyllenhaals Film "Source Code". Darin wird das Bewusstsein von Colter Stevens (Gyllenhaal) dank modernster Technik in die Opfer eines terroristischen Attentats auf einen Zug transferiert. Auf diese Weise soll er in den finalen Minuten kurz vor dem Anschlag Hinweise sammeln, die eine Identifizierung des Täters möglich machen. Wer sich auf die Prämisse des Films einlassen kann, bekommt spannende Sci-Fi-Kost und ein befriedigendes Ende geboten.

Gyllenhaal Nummer vier gibt es in Villeneuves Film "Enemy" zu sehen - und das auch noch doppelt! Darin entdeckt ein Uni-Professor durch Zufall einen Schauspieler, der sein exaktes Ebenbild ist. Obsessiv beginnt er daraufhin, Nachforschungen anzustellen und nimmt schließlich Kontakt zu seinem Doppelgänger auf. Auch bei "Enemy" ist es umso besser, je weniger man im Vorfeld weiß. Die letzte Einstellung des Films kommt einem Tritt gegen das Schienbein gleich - vor allem für Menschen, die mit einer ganz bestimmten Tierart nichts anfangen können.

Die "Was zum Henker!?"-Klassiker

Keine Aufzählung schwer nachvollziehbarer Filme ist komplett, solange nicht der Name David Lynch (74) fällt. Mit wenigen Ausnahmen sorgen quasi all seine Filme für Fragezeichen und/oder Kopfschütteln. Fans lieben seine surrealen, vermeintlich bedeutungsschwangeren Werke, Kritiker werfen ihnen Willkür vor und bemängeln, dass ihnen zuweilen gar kein versteckter Sinn zugrunde liegt. Wer sich selbst eine Meinung bilden will, sollte es zum Start mit "Mulholland Drive", "Lost Highway" oder "Eraserhead" probieren.

Stanley Kubricks (1928-1999) "2001: Odyssee im Weltraum" ist ein Film, der den Beinamen Odyssee wahrlich verdient. Der Sci-Fi-Streifen von 1968 erzählt immerhin mal eben die Evolution des Vormenschen (Prolog: "The Dawn of Man") über eine Weltraumreise zum Jupiter bis hin zur Wiedergeburt als "Space Baby". Und das alles schafft Kubrick nicht nur mit eindringlichen Bildern, sondern in einer vergleichsweise kurzen Laufzeit von 143 Minuten. Zum Vergleich: "Sex and the City - Der Film" dauert genauso lange...

SpotOnNews

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel