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Wiedereinstieg: Der Job nach der Babypause

Das Baby ist da. Familienpause. Doch wie geht's nach der Auszeit weiter? Und wann ist es Zeit, darüber nachzudenken? Tipps für den erfolgreichen Wiedereinstieg von Management-Trainerin Doris Hartmann.

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Brigitte.de: Ein Kind ist eine Aufgabe rund um die Uhr-schön, aber auch anstrengend. Und da sollen die Mütter noch während der Elternzeit wieder an ihren Job denken?

Doris Hartmann: Mutter werden, das ist die vielleicht größte Veränderung im Leben einer Frau. Deshalb sollte sie sich dafür wirklich erst einmal genügend Zeit lassen. Dann aber ist das Wichtigste zu klären: Was will ich wirklich? Manche Frauen stellen jetzt nämlich fest, dass sie gern zu Hause bleiben möchten, auch wenn der Beruf Hausfrau zu Unrecht negativ besetzt ist. Andere Frauen waren mit ihrem Job schon länger unzufrieden, einige hatten immer wieder Ärger mit dem Chef und möchten vielleicht innerhalb der Firma in eine andere Abteilung wechseln. All diese Themen können jetzt angegangen werden. Die Familienpause ist eine tolle Chance, die Karten neu zu mischen.

Brigitte.de: Aber manchmal bleibt den Frauen ja auch gar nichts anderes übrig. Ist ihr Job bei der jetzigen Misere auf dem Arbeitsmarkt denn überhaupt noch sicher?

Doris Hartmann: Kommt drauf an. Leider erleben viele Mütter, dass ihr Betrieb in der Zwischenzeit Konkurs angemeldet hat. Dann müssen sie sich nach der Elternzeit sowieso um eine neue Stelle kümmern. Aber auch für alle anderen gilt: Ihre Arbeitsplatzgarantie bedeutet nur, dass ihnen während der Elternzeit nicht gekündigt werden kann. Dagegen haben sie keinen Anspruch auf dieselbe Stelle wie früher. Möglicherweise müssen sie damit rechnen, in einem anderen Bereich des Unternehmens zu arbeiten.

Brigitte.de: Und wenn ich von mir aus die Abteilung wechseln möchte?

Doris Hartmann: Dann sollten Sie das offensiv angehen und zuallererst mit Ihrem Chef sprechen, nicht mit Kolleginnen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Chefs Frauen unterstützen, die wissen, was sie wollen.

Brigitte.de: Worauf sollten Mütter während der Elternzeit achten, wenn sie danach noch einmal richtig durchstarten wollen?

Doris Hartmann: Auch diese Frauen sollten sich erst mal für sich und das Baby Zeit nehmen. Aber dann müssen sie sich weiter qualifizieren, um später den Anschluss nicht zu verpassen. In der heutigen Situation dauert die Familienphase oft länger als geplant. Weil sich keine vernünftige Kinderbetreuung findet, weil die Jobsuche schwieriger geworden ist. Ich kenne Frauen, die haben in dieser Zeit sogar ihr Abitur nachgemacht oder ein Studium angefangen. Manchmal gibt es auch betriebsinterne Möglichkeiten. Ein großes Unternehmen bietet beispielsweise Müttern während der Familienpause Lernprojekte an. Die Frauen treffen sich alle paar Wochen zu einem bestimmten Thema und erarbeiten in der Zwischenzeit Vorlagen oder Strategiepapiere.

Brigitte.de: Aber wenn ich in meinem Job topfit bin und auch später gar nichts anderes machen will?

Doris Hartmann: In der heutigen Zeit verändert sich an ein und demselben Arbeitsplatz schon in kurzer Zeit so viel, dass jede längere Pause einen Qualifikationsverlust bedeuten kann. Das ist und bleibt das größte Risiko der Mütter. Was sich aber längst nicht alle klar machen. Deshalb empfehle ich immer, Kontakt zu den Kolleginnen zu halten, um zu hören, was in der Firma los ist, Urlaubs- oder Krankheits-Vertretungen anzubieten und Fortbildungen zu belegen. Am Computer zu arbeiten haben die meisten heutzutage ja schon drauf, aber mit Internet und Datenbank beispielsweise kennen sich längst noch nicht alle aus-und das gehört zum Know-how der Zukunft.

Brigitte.de: Mütter haben aber dafür keine Zeit.

Doris Hartmann: Das denken viele, stimmt aber nicht. In meinen Seminaren analysieren wir zum Beispiel, wie verschiedene Arbeiten im Laufe des Tages erledigt werden. Da sind viele Frauen ganz erstaunt, wie viel Zeit ihnen eigentlich doch bleibt. Oder zumindest bleiben könnte, wenn sie mehr Unterstützung von den Vätern hätten. Ihnen müssen die Frauen endlich in aller Deutlichkeit klar machen: Mit "Elternzeit" sind wir beide gemeint...Dann sollte gemeinsam überlegt werden, wer sich zu Hause um welche Aufgaben kümmert oder wie sich beispielsweise eine Teilzeitbeschäftigung organisieren ließe. Bis zu 30 Wochenstunden sind ja inzwischen während der dreijährigen Elternzeit erlaubt-und zwar jeweils für Mutter und Vater. Darauf haben übrigens auch diejenigen Eltern einen Rechtsanspruch, die in ihrem Job nor-malerweise vollzeit arbeiten.

Brigitte.de: Wie lang sollte die Babypause denn überhaupt sein, wenn Frauen beruflich noch weiterkommen wollen?

Doris Hartmann: Da gibt es keine generelle Empfehlung. Es kommt auf die persönlichen Prioritäten an. Denn zufriedene Mütter sind die besten Mütter. Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich: Frauen, die richtig gern gearbeitet haben, halten es zu Hause nicht lange aus. Und eine wunderbare Mutter kann eine grottenschlechte Hausfrau sein-genau wie andersherum, das muss man sich nur auch zugestehen können. Wichtiger als der Zeitraum ist deshalb die Idee, die Vorstellung vom eigenen Weg: Wo will ich hin?

Brigitte.de: Oft ist da doch nur das vage Gefühl: Beruf ja-aber anders als bisher. Wie finde ich denn heraus, was richtig für mich ist?

Doris Hartmann: Überlegen Sie, wo Ihre Stärken liegen, was Sie wem zu bieten hätten. Und denken Sie darüber nach, was Sie im Leben antreibt. Sie werden feststellen, dass Sie sich immer nach einem bestimmten Prinzip verhalten. Bei den einen ist es zum Beispiel die Lust am selbständigen Arbeiten, bei den anderen vielleicht der Spaß, immer wieder etwas Neues zu organisieren. Wenn Sie wissen, was Sie können und was Sie wirklich motiviert, können Sie darauf aufbauen. Ich kenne zum Beispiel eine Lehrerin, die auf keinen Fall an die Schule zurückwollte. Sie fing in einem Call-Center an und stieg innerhalb kurzer Zeit in die Personalentwicklung auf. Ihre beiden Wege haben sich wunderbar ergänzt.

Interview: Silke Baumgarten

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