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Wenn jemand eine Sprachreise macht,...

...dann kann er was erzählen. So auch die 25-jährige Joëlle. Sie war vier Wochen in Nizza, um ihr Französisch aufzubessern. Im Interview erzählt sie, welche Erfahrungen sie im Sprachurlaub gemacht hat und gibt Tipps für Sprachbegeisterte
In so einer schönen Stadt wie Nizza lernt es sich gleich viel leichter
In so einer schönen Stadt wie Nizza lernt es sich gleich viel leichter
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BYM.de: Joëlle, du kannst schon sehr gut Französisch. Warum hast du dich für eine Sprachreise entschieden?

Joëlle: Ich wollte mein Französisch verbessern, aber mir war vor allem wichtig, meine Hemmungen zu verlieren und die Sprache aktiv zu sprechen. Ich denke, das kann man nur, wenn man vor Ort ist. Außerdem liebe ich Frankreich, ich war schon oft dort im Urlaub, und so konnte ich beides miteinander verbinden.

BYM.de: Ist das der entscheidende Vorteil gegenüber dem Lernen aus Büchern?

Joëlle: Auf jeden Fall, denn wenn man eine fremde Kultur und ihre Menschen kennen lernt, kann man sich besser auf die Sprache einlassen und lernt viel leichter. Abgesehen davon, hätte ich mich zu Hause nie hingesetzt und gelernt.

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BYM.de: Was genau hast du von deiner Sprachreise erwartet?

Joëlle: Ich wollte danach einen größeren Wortschatz besitzen, mich fließend in Alltagsgesprächen verständigen und das Französisch der Einheimischen verstehen können. Zum anderen wollte ich in Frankreich studieren und dafür braucht man ein Sprachzertifikat. Auch wenn das mit dem Studium leider nicht geklappt hat, ist es immer noch mein Traum, mal für eine Weile dort zu leben.

BYM.de: Wie war der Unterricht in deiner Sprachschule organisiert?

Joëlle: Wir waren ungefähr 15 Personen in einer bunt gemischten Gruppe aus Spaniern, Brasilianern, Japanern und Russen. Wir hatten vier Tage Unterricht und einen Tag frei. Insgesamt waren das ungefähr 20 Unterrichtsstunden pro Woche. In den Stunden haben wir verschiedene Themengebiete durchgenommen: Grammatik, Landeskunde, Musik, Mentalität und Sehenswürdigkeiten. Zum anderen gab es Diskussionen und Rollenspiele, in denen wir viel sprechen mussten. Als I-Tüpfelchen besuchten wir ein Mal pro Woche einen Kochkurs, in dem wir zusammen mit einem Lehrer etwas typisch Französisches gekocht haben. Am Ende jeder Woche mussten wir einen Test schreiben, damit unsere Lehrer sehen konnten, wie wir uns entwickeln und wo wir eventuell Nachholbedarf hatten. Am Schluss gab es dann schließlich noch eine Prüfung über alle Lerneinheiten mit einem Zeugnis und einer Bewertung. Zusätzlich konnte man auch noch ein Sprachzertifikat machen.

BYM.de: Bist du mit den anderen aus deinem Kurs und den Einheimischen schnell in Kontakt gekommen?

Joëlle: Ja, ich habe mich schnell mit den Leuten aus meiner Gruppe angefreundet. Wir haben an unserem freien Tag und am Wochenende viele Ausflüge gemacht und sind auch abends zusammen weggegangen. Dabei sind wir auch schnell mit Franzosen in Kontakt gekommen. Die waren total offen und haben sich immer sehr gefreut, wenn man sich bemüht hat, ihre Sprache zu sprechen.

BYM.de: War es schwer, Sprachhemmungen abzubauen?

Joëlle: Die ersten Tage war es schon schwierig, aber irgendwann muss man gezwungenermaßen mit den Leuten sprechen. Sei es beim Einkaufen oder wenn man nach dem Weg fragen muss. Und häufig ergeben sich daraus längere Gespräche. Man wird gefragt, woher man kommt, wie einem das Land gefällt usw. Nach einer Woche fiel es mir dann gar nicht mehr schwer, auf die Leute zuzugehen.

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BYM.de: Du hast in Nizza gar kein Deutsch gesprochen?

Joëlle: Es gab ja niemanden. In meinem Kurs war ich die einzige Deutsche. Mit den anderen konnte ich mich also nur auf Französisch oder Englisch unterhalten. Außerdem konnten unsere Lehrer kein Deutsch. Da gab es strikte Regeln: Wir durften uns während des Unterrichts und in den Pausen nur auf Französisch unterhalten.

BYM.de: Was hast du von der Reise für dich mitgenommen?

Joëlle: Ich habe in dem Zeitraum sehr viel gelernt und am Ende richtig fließend Französisch gesprochen. Es hat mich auch keine Überwindung mehr gekostet. Außerdem habe ich mich auch persönlich weiterentwickelt. Ich bin durch diese Zeit selbstständiger geworden, da ich alles selbst regeln musste und das auch noch in einer fremden Sprache. Zudem habe ich dort viele nette Leute kennen gelernt und Freunde gefunden, mit denen ich auch heute noch Kontakt habe.

BYM.de: Welche Tipps kannst du unseren Userinnen und Usern geben, die auch eine Sprachreise machen wollen?

Joëlle: Sie sollten sich vorher sehr gut über die Organisation oder Sprachschule informieren und andere Leute fragen, die damit schon Erfahrungen gemacht haben. Vor allem sollte man genau klären, wie die Lehrveranstaltungen organisiert sind und wie man untergebracht ist. Das ist wichtig, denn in anderen Ländern hat man vielleicht andere Vorstellung von Komfort. Außerdem sollte man den Ort und das Land sorgfältig aussuchen. Die Umgebung muss einem ja schließlich gefallen und man muss dort auch etwas unternehmen können. Mein Tipp: Ich würde nicht mit einer Freundin oder einem Freund zusammen eine Sprachreise machen. Man ist dann zu fixiert auf diese Person, unterhält sich nur auf Deutsch und kommt so nicht mit anderen in Kontakt. Vor Ort sollte man das, was man im Unterricht gelernt hat, abends noch einmal wiederholen und die Einheimischen ohne Angst ansprechen. Wenn man zurück ist, muss man unbedingt versuchen, die Fremdsprache lebendig zu halten. Ich habe zum Beispiel nach meiner Sprachreise viel auf Französisch gelesen, Filme geschaut oder Radio gehört. Oder man hält den Kontakt mit jemandem, den man im Land kennengelernt hat. Wenn man die Fremdsprache nicht übt, verlernt man sie schnell wieder.

BYM.de: Ist deiner Meinung nach ein Sprachurlaub ohne Vorkenntnisse sinnvoll?

Joëlle: Wenn man noch gar keine Fremdsprachenkenntnisse hat, sollte man die Grundlagen lieber zu Hause lernen, denn ohne jeglichen Wortschatz wird es im Alltag problematisch. Man kann sich dann nur schwer zurechtfinden und nicht einmal den Lehrer oder seine Gastfamilie etwas fragen.

BYM.de: Wie lange sollte eine Sprachreise dauern, damit man wirklich was lernt?

Joëlle: Meine Sprachreise dauerte vier Wochen und das ist wirklich das Minimum. Nach ein bis zwei Wochen war ich erst richtig drin. Drei Monate wären noch besser gewesen.

Interview: Leonie Stelzner

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