Anzeige

Weiterbildung: Neu durchstarten in der Elternzeit

Mutter und Kind lernen zusammen
© Rawpixel.com / Shutterstock
Angebote gibt's reichlich für Mütter, die erfolgreich wieder einsteigen wollen.

Sie finden Ihr Kind hinreißend, möchten aber auch beruflich am Ball bleiben? Da sind Sie nicht allein: Drei von vier Frauen wollen ihre Elternzeit auch für Fortbildungen nutzen. Und fast alle Wiedereinsteigerinnen, die solche Pläne in die Tat umsetzen, sind sich später einig, dass ihnen gerade das bei ihrem Comeback maßgeblich geholfen hat. Doch tatsächlich nutzt nur jede dritte junge Mutter solche Kurse und Seminare. Woran liegt das?

Offenbar lassen sich viele von einer fehlenden Kinderbetreuung abschrecken. Klar ist: Was immer Sie für Ihre Weiterbildung tun wollen - Sie brauchen ungestörte Zeit zum Lernen. Zwischen Windelwechseln und Füttern geht das nicht. Aber die Erfahrung zeigt, dass es oft einfacher ist, eine passende Betreuung zu finden, wenn man vorher genau weiß, was man will und was man braucht.

Der Fortbildungsmarkt ist groß und nicht eben übersichtlich. Viele Frauen wissen deshalb auch nicht, welche Angebote es gibt und was für sie in Frage kommen könnte. Keine guten Voraussetzungen, gerade heutzutage. "Die Elternzeit in Deutschland ist mit drei Jahren so lang wie in keinem anderen Land", sagt Hans-Georg Nelles vom Institut für Maßnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Eingliederung (IMBSE e.V.). "Der Wert der früher erworbenen beruflichen Qualifikation nimmt in dieser Zeit kontinuierlich ab." Damit erhöht sich nach dem Wiedereinstieg das Risiko, im Job nicht mehr alles auf die Reihe zu bekommen - oder gleich auf einem anderen, weniger attraktiven Arbeitsplatz zu landen.

Also weiterbilden. Aber wie? "Die beste Art drinzubleiben ist eine Teilzeitbeschäftigung im Betrieb, etwa Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen. Bis zu 30 Wochenstunden sind in der Elternzeit erlaubt", sagt Nelles. Und wenn Sie sich zusätzlich weiterentwickeln oder neu orientieren wollen? Im Prinzip auch kein Problem. Aber dann nichts überstürzen, sondern systematisch rangehen.

Wer berät?

Bevor Sie loslegen: Machen Sie zunächst selbst eine realistische Bestandsaufnahme. Fragen Sie nicht "Wer will mich?", sondern "Was will ich?". Prüfen Sie Ihre Möglichkeiten. Wie mobil sind Sie? Können Sie möglicherweise auch einen weiteren Weg in Kauf nehmen, um ein Seminar zu besuchen, oder ist Fernunterricht die bessere Methode für Sie? Für diese Art von Lernen brauchen Sie allerdings eine gehörige Portion Eigenmotivation. Also nichts für Undisziplinierte!

Eine gute Anlaufstelle für den ersten Überblick ist eine der regionalen Frauenberatungsstellen (www.frauundberuf.de). Falls es die in Ihrer Nähe nicht gibt: Frauenbeauftragte und Personalentwicklung in Ihrem Betrieb oder Arbeitsagenturen wissen auch Bescheid.

Auf eigene Faust informieren? Das geht am besten online: Die Zentralstelle für Fernunterricht bietet zum Beispiel eine Übersicht aller zugelassenen Kurse (www.zfu.de). Im "Kursnet" der Bundesagentur für Arbeit (www.kursnet.arbeitsagentur.de) oder dem "InfoWeb Weiterbildung" (www.iwwb.de) sind die Angebote nach Art des Abschlusses und nach Regionen sortiert. Auch die Industrie- und Handelskammern (www.ihk-weiterbildung.de) listen ihre Kurse und Veranstaltungen mit IHK-Zertifikat im Internet auf. Prüfen Sie jeden Kurs, der eventuell in Frage kommt, kritisch auf Inhalt, Kosten, Lernhilfen und Abschlussmöglichkeiten.

Wer bildet weiter?

Oft bieten Betriebe für Mitarbeiterinnen in der Elternzeit interne Schulungen an. Die sollten Sie, wenn irgend möglich, nutzen, denn so bleiben Sie auch gleich mit Ihrem Arbeitgeber in Verbindung.

Darüber hinaus bieten aber auch Volkshochschulen, Akademien und andere anerkannte Weiterbildungsträger Seminare und Lehrgänge an, die den Wiedereinstieg erleichtern.

Nach längerer Familienpause könnte ein Kurs für Wiedereinsteigerinnen der Fernakademie Klett (www.fernakademie-klett.de) das Richtige sein. Er vermittelt neben so genannten Soft Skills wie Kommunikation oder Organisation auch EDV- und Fremdsprachenkenntnisse (120 Euro pro Monat). Beratung unter der gebührenfreien Telefonnummer 08 00/140 11 40.

Wenn Sie sich ganz gezielt für den bisherigen Job weiterbilden möchten, hier einige Möglichkeiten:

  • Fürs Büro: u. a. Officemanagerin (Fernschule; Dauer z. B. 21 Monate, Kosten ab ca. 1600 Euro)
  • Gesundheitswesen: u. a. Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen (z. B. 18 Monate; IHK-Prüfung, Meister-Bafög möglich)
  • Banken/Versicherungen: u. a. Fachberaterin für Finanzdienstleistungen (z. B. 15 Monate; IHK-Prüfung, Meister-Bafög möglich)
  • Handel: u. a. Handelsfachwirtin (z. B. 18 Monate; IHK-Prüfung, Kosten variieren, Meister-Bafög möglich)
  • Für Akademikerinnen: Management-Seminare von www.karrierezeit.de (etwa ab 500 Euro pro Kurs; Stipendien möglich); MBA (z. B. bei nicht-wirtschaftlichem Erststudium 24 Monate, 490 Euro/Monat; Betriebswirtinnen 14 Monate, 690 Euro/Monat) an der Europäischen Fernhochschule Hamburg (www.euro-fh.de)

Wer bezahlt?

In vielen Fällen übernimmt der Arbeitgeber die Kosten für die Weiterbildung - oder zumindest einen Teil davon. Für den Betrieb ist das eine lohnende Investition in die Zukunft - und von der Steuer absetzbar; ein Argument, das Sie durchaus erwähnen können. Auch die Arbeitsagenturen fördern eine anerkannte Weiterbildung, sofern Sie bestimmte Kriterien erfüllen. Wenn Sie beispielsweise akut von Arbeitslosigkeit bedroht sind, weil es mit Ihrer Firma wirtschaftlich nicht zum Besten steht, haben Sie besonders gute Chancen auf staatliche Unterstützung. Manche Berufsrückkehrerinnen melden sich schon während der Elternzeit als arbeitssuchend, weil ihnen der Arbeitgeber nach dem Wiedereinstieg keine Teilzeitstelle anbieten kann. Wer sich dann erst einmal weiterbilden will, hat unter anderem Anspruch auf einen Zuschuss zur Kinderbetreuung in Höhe von 130 Euro im Monat. Für Lehrgänge, die auf staatliche Prüfungen vorbereiten, können Sie außerdem das Meister-Bafög beantragen.

Ein Tipp: "Gendernet" (www.gendernet.de) - ein Weiterbildungsportal, das vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Euro- Sozialfonds gefördert wird - bietet kostenlose Kurse an, etwa im Umgang mit Office-Programmen oder Englisch.

Wer betreut die Kinder?

Klassische Lösungen wie die Kita (bis zu 500 Euro im Monat) oder eine Tagesmutter (bis zu 400 Euro) sind oft zu teuer. Alternativen sind Betriebskindergärten oder Elterninitiativen. Gibt's bei Ihnen nicht? Dann werden Sie selbst aktiv! Hören Sie sich in Ihrem Umkreis um, pinnen Sie eine Nachricht ans schwarze Brett Ihrer Firma - Sie werden überrascht sein, wie vielen es ähnlich geht. Vielleicht kann man sich gegenseitig entlasten. Unterstützung gibt es auch bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen e.V. (www.bage.de). ÜBRIGENS: Neben "normalen" Babysittern (www.babysitternet.de) finden Sie im Netz auch Patenomas und -opas (www.leihomasleihopas. de), die ehrenamtlich Kinder betreuen.

Wer schult die Väter?

Trotz der Diskussion um die "Vätermonate" haben die meisten Weiterbildungsträger Männer nicht wirklich als Interessenten auf der Rechnung. Auf Nachfrage versichern zwar viele Anbieter, die Kurse seien genauso für Väter geeignet, doch laut Experte Hans-Georg Nelles "interessieren sich Männer für andere Dinge und lernen auch ganz anders. Besser ist es, Angebote für Väter und Mütter in der Elternzeit getrennt voneinander zu organisieren".

Das Projekt von Hans-Georg Nelles, "Väter und Karriere" (www. vaeter-und-karriere.de), berät und bildet weiter und wendet sich darüber hinaus auch an Betriebsräte und Führungskräfte, um die Rahmenbedingungen für Väter zu verbessern. Denn die sollten in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie "nicht länger Praktikanten ihrer Frauen sein".

Weitere Infos

Bücher: Elke Homburg, Zurück in den Job. So meistern Frauen ihr berufliches Comeback (15,90 Euro, Redline).

Susanne Bohn, Karrierekick Kind. So erfüllt sich Ihr Wunsch nach Familie und Erfolg im Beruf (19,80 Euro, Bildung und Wissen)

Internet: www.frauenmachenkarriere.de, informatives Portal des Bundesfamilienministeriums; mit Infothek zum Thema "Wiedereinstieg".

www.imbse.de, u. a. mit Infos zu zwei Projekten von "Regionen Stärken Frauen", einem Kooperationsnetzwerk aus der Region Niederrhein.

www.unter-einem-hut.de, unterhaltsame Seite zum Wiedereinstieg

Text: Charlotte Wiedemann Foto: clipart.com BRIGITTE Heft 12/2007

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel