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Warum Konsumgutscheine sinnlos sind

500-Euro-Konsumgutscheine für alle: Nachhaltiger Rettungsanker in der Krise oder nur ein kurzes Strohfeuer? BRIGITTE-Finanzexpertin Helma Sick hält nichts von der Idee einiger SPD-Politiker, die Wirtschaft mit staatlichen Einkaufs-Vouchern anzukurbeln:

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Ich halte von so einer Aktion gar nichts. Es ist doch völlig verrückt, allen mal eben 500 Euro zu geben. Warum soll die ein Herr Ackermann bekommen? Oder ich als Unternehmerin? Ich brauch die nicht, ich will die nicht. Aber Empfängerinnen und Empfänger nach Gehaltsliste zu selektieren - das wäre dann wohl ein noch größerer bürokratischer Aufwand...

Unabhängig davon: Ich kann nur hoffen, dass es nicht dazu kommt, denn ich finde diese Idee absolut unprofessionell. Der Effekt der Gutscheine würde eine solche Maßnahme meiner Meinung nach nicht rechtfertigen. Wenn das das einzige Rezept ist, was der Politik in dieser Krise einfällt, dann bekomme ich richtig Angst. Wenn ich allein an die Wahnsinns-Zinsen denke, die die zusätzlichen Staatsschulden mit sich bringen würden.

Von einer Bundesregierung erwarte ich andere Vorschläge. Zum Beispiel eine Verringerung der Mehrwertsteuer. Der Staat hätte dann zwar weniger Einnahmen, aber die Leute haben effektiv bei jedem Einkauf was davon, und der bürokratische Aufwand wäre wahrscheinlich auch noch geringer.

Konsumgutscheine können nur ein Strohfeuer sein: 500 Euro sind so schnell ausgegeben - und was ist in einem halben Jahr? Statt dessen sollte die Regierung lieber Pläne für nachhaltige Lösungen ausarbeiten und auf öffentliche Investitionen setzen, zum Beispiel Schulen renovieren, Kindergärten ausbauen, mehr Lehrer und Erzieherinnen einstellen und vor allem die Entwicklung alternativer Energien vorantreiben. Das schafft Arbeitsplätze und bringt Geld in die Kassen.

Text: Helma Sick Foto: Quirin Leppert

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