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Tipps für kreative Chaoten

Chaos muss nichts Schlimmes sein! Sie sollten nur nicht all zu krampfhaft versuchen, Ordnung hinein zu bringen - sondern sich kreativ zu organisieren.

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BRIGITTE.de: Ein Hurra auf Chaoten? Warum?

Cordula Nussbaum: Chaoten haben Stärken, die in unserer Welt extrem wichtig sind. Oft mangelt es an kreativen Köpfen, dabei hat man direkt vor der Nase ausreichend Potential. Das Problem ist nur, dass wir Deutschen uns als strukturierte Nation sehen. Wenn da jemand vor Ideen nur so übersprudelt und immer wieder Neues entwickelt, aber womöglich nie zu Ende produziert, dann eckt diese Person an, statt für diesen Input honoriert zu werden.

Als Chaot denkt man sich dann, dass man scheinbar einen Makel haben muss

, weil man eben nicht so tickt wie ein logisch denkender Mensch.

BRIGITTE.de: Was sind denn die Stärken eines Chaoten?

Cordula Nussbaum: Sie stecken meist voller Ideen. Überlegen sich ständig, wie man Dinge anders anpacken kann, Abläufe optimiert, Strukturen verändert. Zudem sind kreative Chaoten meist sehr mitfühlend. Sie haben eine hohe Begabung, sich in andere Menschen hineinzudenken, dadurch sind sie gerade in Teams gefragt, weil sie Spannungen sofort erspüren.

Meist handelt es sich auch um besonders hilfsbereite, nette Menschen.

Bittet beispielsweise ein Kollege um Hilfe, sagen sie ohne nachzudenken zu. Einfach weil sie gerne helfen wollen, und weil sie die Aufgabe womöglich spannend finden. Denn Chaoten sind begeisterungsfähig. Und ein weiteres Plus: Sie können andere damit anstecken.

BRIGITTE.de: Sicherlich gibt es auch negative Seiten?

Cordula Nussbaum: Gerade der Hang niemals Nein sagen zu können, wird oft zum Problem. Meist haben kreative Chaoten gerade 137 000 Projekte nebenher laufen, viele, weil sie sie für super spannend halten, und einige, weil sie einfach nicht nein sagen konnten. Oft haben diese Menschen eine hohe Lebensfreude und -tempo und können schwer Prioritäten setzen. Sie neigen dazu, sich zu verzetteln. Außerdem sind sie

extrem flexibel und schnell in ihren Gedankengängen

, das kann für Mitmenschen oder Kollegen anstrengend sein. Der „Linkshirner“, also der eher logisch-denkende Typ braucht oft für Entscheidungen länger. Da prallen dann zwei „Systeme“ aufeinander. Ein weiteres Problem: Unpünktlichkeit. Dem kreativen Chaoten fällt oft in letzter Sekunde noch etwas ein oder er checkt auf die Schnelle die Emails, führt flott ein wichtiges Telefonat – und vergisst darüber die Zeit.

BRIGITTE.de: Was sollten Chaoten aus Ihrem Buch mitnehmen?

Cordula Nussbaum: In erster Linie sollten sie aufhören zu denken, schlechter zu sein als der logisch denkende Rest.

Sondern, sie sollten sich annehmen, wie sie sind

und vor allem erkennen, welche Stärken ihre chaotische Art hat. Zu sehen, dass man weder doof ist, noch falsch tickt, sondern einfach nur anders an Dinge herangeht, bringt emotionale Entlastung. Im Buch zeige ich zudem Hilfsmittel auf, wie der Alltag leichter zu gestalten ist. Beispielsweise Tipps zum Aufräumen. Denn – Hand aufs Herz – wie viel Zeit verliert man oft mit der Suche nach einem Dokument, einer Email, einem Beleg und so weiter. Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Inzwischen habe ich ein Ordnungssystem für mich gefunden: bunte Ordner. Wenn schon sortieren muss, dann soll es wenigstens Spaß machen und abwechslungsreich sein.

BRIGITTE.de: Gibt es mehr chaotische Männer oder Frauen?

Cordula Nussbaum: Man sagt zwar immer, dass Frauen tendenziell die chaotischeren Menschen wären, Männer die sachlichen. Aus meiner Erfahrung und den Seminaren, die ich zum Thema gebe, kann ich das aber nicht bestätigen.

Das hält sich die Waage.

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Cordula Nussbaum ist Autorin des Buches Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten Campus-Verlag 17,90 Euro

Interview: Bianca Gerlach Foto: privat

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