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Tagesgeld: Was sich lohnt!

Beim Tagesgeld dem besten Zinsangebot hinterher zu hecheln, kann ganz schön anstrengend sein. Warum sich diese Mühe nicht lohnt.

Driver & Bengsch? Klingt nach amerikanischem Immobilien-Desaster. Allerdings nur, wenn man es falsch ausspricht. So wie ich am Anfang: "Dreiwa und Bängsch." Falsch! "Driewer und Bengsch", meldet sich die sympathische Mitarbeiterstimme des sympathischen Wertpapierhandelshauses aus Itzehoe bei Hamburg: "Was kann ich für Sie tun?" - "Ihr Tagesgeldangebot!" befehle ich in die Telefonleitung.

Ich bin auf der Jagd nach Zinsen. Seit ich Ende der 90er Jahre die Ersparnisse eines kompletten Ferienjobs in T-Aktien gesteckt und das Verkaufen vergessen habe, bin ich bei Geldanlagen ein Konservativer. Ich brauche Sicherheit. Ein Sparbuch wirft nicht genug ab, Gold ist mir suspekt und bei Festgeld und Bundesschatzbriefen ist das Geld für Monate - gar Jahre - blockiert und bringt auch nicht mehr als Tagesgeld.

Darauf schwöre ich nämlich: 100 Prozent Sicherheit, täglich verfügbar. Und die Banken überbieten sich derzeit mit Angeboten, und ich bin immer auf der Suche nach dem Bruchteil von Zinsprozenten, der meine Rendite steigert. Aber wo finde ich den ganz seriös?

Seriös ist öffentlich-rechtlich, und öffentlich-rechtlicher ist ZDF. Als Kind habe ich immer lachend vor dem Fernseher gelegen, wenn mein Vater im ZDF "WiSo - Wirtschaft und Soziales" schaute und dort Hans-Ulrich Spree - "Und jetft: Der Wifo-Tip!" - in die Kamera lispelte. Ich war noch ein Kind und verstand nicht, warum man über Sprachfehler nicht lachen soll.

Wegen der Gewissensbisse - und natürlich der Seriosität - besuche ich mehrmals täglich wiso.de. Schwachsinn eigentlich, denn WISO verlinkt in seinen Servicetools bei "Zinskonditionen" einfach zu www.fmh.de, einem privaten Finanzberater. Beim Tagesgeld liegt in der FMH-Statistik Driver & Bengsch oft ganz vorne.

Der Driver & Bengsch-Ausflug meines Geldes ist etwas umständlich: Driver & Bengsch ist keine Bank sondern ein Wertpapierhandelshaus. Deshalb legen sie mein Geld bei der DAB-Bank an. Von denen bekomme ich meine Kontounterlagen - und die nerven: Bei den meisten Banken muss ich mir die PIN merken, Kontonummer und TAN-Liste griffbereit haben.

Die DAB-Bank hat, warum auch immer, ein anderes System entwickelt, eines für Savants (das sind die, die Telefonbücher auswendig kennen). Man muss sich nicht nur die PIN merken, sondern auch Identifier und Traderpasswort - und die müssen alle mindestens eine Ziffer, einen Großbuchstaben und ein Sonderzeichen enthalten. Ich nehme also Kombinationen aus Geburtsdaten, Dollarzeichen und Haustiernamen, verdrehe dabei Buchstaben und beende meine Kreation mit den Initialen meines Urgroßvaters mütterlicherseits. Dann lasse ich mir nach vier Wochen Ersatzpasswörter schicken, weil ich meinen kryptischen Code nicht mehr zusammen bekomme.

Das zweite Problem bei Driver & Bengsch: Wenn ich die drei Passwörter doch irgendwann auswendig kann, sind sie schon wieder wertlos, denn Driver & Bengsch gewährt den Superzinssatz normalerweise nur für ein viertel Jahr. Danach wollen sie mir irgendeine Anleihe andrehen. Obwohl es sicher ein sehr seriöses Angebot ist, erscheinen mir 8 Prozent unseriös. Zumal ich im Angebot etwas von Immobilien lese. Mein Erspartes muss umziehen; für ein Jahr. Danach gelte ich bei Driver & Bengsch als Neukunde und bekomme wieder den Superzins.

Also wechselt mein Geld zur nächsten Bank. Zur Deniz-Bank vielleicht? Ich mag Türken. Aber, wie gesagt, in Geldfragen bin ich ein Konservativer. Ein Stockkonservativer. Und Stockkonservative haben nicht nur ein Problem mit dem EU-Beitritt der Türkei, sondern - wenn Sie Laienbänker sind wie ich - vor allem eines mit türkischen Banken. Mit holländischen übrigens auch. Stichwort: "Einlagensicherungsfonds". Das ist eine Art Versicherung der Banken untereinander, dass sie sich im Falle einer Bankenpleite gegenseitig unter die Arme greifen.

In Deutschland ist durch den Einlagensicherungsfonds ein eingezahltes Vermögen von bis zu 30 Millionen Euro pro Kunde abgesichert. Beruhigend. Wenn Banken mit Immobilienkrediten in den USA zocken, greift das System irgendwie nicht (warum habe ich nicht verstanden), aber den Deutschen Banken hilft dann notfalls eben Peer Steinbrück.

Die Niederlande haben zwar einen Wouter Bos und die Türken einen Kemal Unakitan, aber die kenne ich nicht persönlich, und wer weiß, ob die im Notfall den Steinbrück machen. Bei türkischen und holländischen Banken jedenfalls ist mein Kapital nur bis 20.000 Euro versichert. So viel habe ich gar nicht, aber ich brauche psychologisch einen großen Puffer. Also bekommt die Deniz-Bank mein Geld nicht.

Und was bringt die Rechnerei mit den Zinsen? Nun: Ich habe 5.000 Euro zur Seite gelegt. Wenn ich sie auf meinem Postbank-Tagesgeldkonto zu 3 Prozent lasse, bringt mir das in den kommenden drei Monaten 37,50 Euro. Wenn ich zum Beispiel zur comdirect wechsle, bekomme ich derzeit als Neukunde 4,75 Prozent pro Jahr. Macht in drei Monaten 59,375 Euro, also fast 22 Euro mehr. Richtig reich werde ich so sicher nicht. Aber weil ich in diesem Text zehnmal das sympathische Wertpapierhandelshaus Driver & Bengsch genannt habe, bekomme ich von denen Sonderkonditionen: 4,76 Prozent p.a. für sechs Monate. Für 12,5 Cent Renditeplus mach' ich alles!

Text: Matthias Thiele Foto: Getty Images

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