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Studieren im Ausland

Ihr habt den Uni-Alltag satt und wollt endlich etwas Neues sehen? Hier erfahrt ihr, wie ihr zum Studium ins Ausland kommt, worauf ihr achten müsst und wann ihr mit der Planung beginnen solltet
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Die schlechte Nachricht vorweg: Wenn ihr schon jetzt quasi auf gepackten Koffern sitzt und am liebsten gleich losfahren würdet, dann müssen wir euch leider enttäuschen: Die Vorbereitungen für ein Auslandssemester dauern ewig! Wer alles gut durchorganisieren will, der sollte mindestens ein Jahr Vorbereitungszeit einplanen - besser noch 18 Monate.

Die gute Nachricht: Wenn ihr noch so viel Zeit habt, dann könnt ihr eigentlich überall hin, bekommt eure Scheine angerechnet und erhaltet finanzielle Unterstützung.

Der erste Schritt

Egal, wann ihr wo hin wollt: Macht euch als erstes auf den Weg zum Akademischen Auslandsamt (AAA) eurer Uni. Hier sitzen die Experten, die euch genau sagen können, wie ihr am besten ins Ausland kommt. Sie wissen, welche Programme es gibt, mit welchen ausländischen Unis schon feste Partnerabkommen bestehen, welche Fristen ihr für die Bewerbung einhalten müsst und ob ihr einen Sprachtest, ein Visum oder sonst noch irgendetwas braucht.

Ihr wollt nach Europa?

Ihr müsst entscheiden, wo die Reise hingeht. Wenn ihr innerhalb Europas ein Auslandssemester machen wollt, dann ist der einfachste Weg das Erasmus-Programm . Damit könnt ihr euch auf einen Studienplatz innerhalb Europas bewerben. Voraussetzung: Eure Fakultät nimmt am Erasmus-Programm teil - aber das tun die meisten. Vorteil des Programms: Ihr müsst im Ausland keine Studiengebühren bezahlen. Außerdem können eure Scheine problemlos anerkannt werden, da alle Unis die Credit Points vergeben, die ihr auch in Deutschland für viele Studiengänge braucht. Dazu bekommt ihr eine kleine monatliche Unterstützung. Die fällt bei Erasmus nicht besonders hoch aus - etwa 50 bis 300 Euro im Monat - aber damit ist wenigstens ein Teil der Miete schon bezahlt.

Ihr wollt weiter weg?

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Dann bewerbt euch beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst, kurz DAAD. Das ist die weltweit größte Austauschorganisation mit einem breitgefächerten Angebot. Vom Grundstudium über Master bis zum Forschungsaufenthalt könnt ihr alles machen - und das fast auf der ganzen Welt. Die DAAD-Programme haben ein anspruchsvolleres Auswahlverfahren - dafür werden aber auch mehr Kosten übernommen. Meistens zahlt der DAAD den Flug, einen Teil der Studiengebühren und ein monatliches Taschengeld.

Wer kann sich das denn leisten?

Auch wenn weder du noch deine Eltern im Geld schwimmen: Kein Grund um jetzt schon zu verzweifeln. Mit den Stipendien des DAAD und dem Erasmus-Zuschuss habt ihr schon das Gröbste abgedeckt. Und es gibt jede Menge weitere Geldquellen, die ihr anzapfen könnt. Allen voran: das Auslandsbafög mit einem Höchstsatz von 585 Euro monatlich. Auch wer derzeit nicht gefördert wird, hat eine gute Chance im Ausland finanziell unterstützt zu werden. Ob ihr zu den Glücklichen gehört, könnt ihr schnell beim Bafög-Rechner rausbekommen. Das große Plus am Auslandsbafög: Ihr müsst den Betrag, der über dem Inlandsbafög liegt, nicht wieder zurückzahlen. Außerdem kann das Auslandsbafög mit weiteren Stipendien kombiniert werden – und davon gibt es mehr, als man denkt. Ihr solltet vor allem einen Blick auf die regionalen (z. B. geboren in Baden-Württemberg), fächerspezifischen (z. B. nur für Lehrer) und ganz speziellen Stipendien (für Wissenschaftler aus Niedersachsen) werfen. Eine Übersicht findet ihr auf E-fellows.net. Und wenn auch da nichts für euch dabei ist, und ihr wirklich weg wollt, dann lohnt sich ein Bildungskredit – schließlich ist ein Auslandsaufenthalt immer eine gute Investition in die eigene Zukunft.

Wann ist eigentlich der beste Zeitpunkt?

Wer noch in einem Diplom- oder Magisterstudiengang ist, der sollte das 5. oder 6. Semester für die Reise einplanen. Dann ist das Grundstudium oder die Zwischenprüfung abgeschlossen - und ihr habt mehr Freiräume. Für alle Bachelor-Studenten wird es etwas knapper. Am besten eignen sich das 4. oder das 5. Semester. Oder ihr macht den Bachelor noch in der Heimat und sucht euch ein Master-Programm mit bereits integriertem Auslandsaufenthalt oder gleich ganz im Ausland.

Auf der nächsten Seite lest ihr, wann ihr was planen und organisieren solltet

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18 Monate vorher: das Ziel

Die Frage der Fragen: Wo soll die Reise hingehen? 18 Monate vor Startschuss, solltet ihr euch Gedanken machen, Kommilitonen befragen und an eurer Uni nachhaken, ob und wohin es Austauschprogramme gibt - und welche davon zu eurem Studiengang passen. Wenn es schon Programme für euren Studiengang gibt, seid ihr auf der sicheren Seite, was die Organisation und die spätere Anrechnung eurer Leistungen im Ausland betrifft. Helfen kann euch auf jeden Fall das Akademische Auslandsamt. Aber häufig wissen auch Professoren Bescheid - und natürlich auch die Fachschaft.

Für die eigene Recherche hilft die Übersicht von Yahoo. Hier könnt ihr herausfinden, welche Uni in welchem Land euer Studienfach anbietet. Aber Achtung: Jedes Land hat natürlich ein anderes Hochschulsystem, das häufig nicht mit dem deutschen vergleichbar ist. Mehr Infos dazu findet ihr auf der Länderübersichtsseite des DAAD.

16 Monate vorher: die Voraussetzungen

Ihr habt eine Uni gefunden? Euch ein Land ausgesucht? Dann geht jetzt der bürokratische Teil los. Ihr müsst genau prüfen, welche Voraussetzungen ihr erfüllen müsst. Meistens wird eine Sprachprüfung (z. B. der TOEFL = Test of English as a foreign language) verlangt, häufig müsst ihr auch schon bestimmte Scheine und Prüfungen abgelegt haben. Und manchmal braucht ihr auch ein Empfehlungsschreiben eines Profs. Das sollte möglichst auf Englisch verfasst sein. Auch hier gilt: am besten geht ihr ins Akademische Auslandsamt und lasst euch beraten oder ihr sprecht direkt die zuständigen Länderkoordinatoren eurer Uni an.

14 Monate vorher: die Scheine

Noch mehr Bürokratie! Ihr könntet natürlich ein Spaßsemester einlegen und euren Schwerpunkt aufs Feiern, Land und Leute legen. Wenn ihr aber eure Scheine angerechnet bekommen wollt, dann solltet ihr vorab genau klären, welche Studienleistungen ihr im Ausland erbringen müsst. Leider ist das von Fall zu Fall unterschiedlich. Am besten, ihr sprecht mit euren Professoren im Einzelnen ab, was sie von euch erwarten -und lasst euch alles schriftlich bestätigen. Damit habt ihr hinterher etwas in der Hand und müsst keine leidigen "So war das aber nicht abgemacht"-Diskussionen führen. Bei Medizinern, Juristen und Lehrern sieht es etwas anders aus. Sie müssen beim zuständigen Landesprüfungsamt nachfragen

13 Monate vorher: die Termine

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Bevor es daran scheitert: klärt rechtzeitig, bis wann ihr euch an der Uni einschreiben müsst. Teilweise müsst ihr schon ein Jahr vor Abreise eure Unterlagen auf den Weg bringen. Jedes Land, manchmal auch jede Uni, hat unterschiedliche Einschreibe-Daten. Manchmal müsst ihr euch direkt bei der Uni melden, manchmal geht es auch über die Zentralstelle für alle Hochschulen des Landes (vergleichbar mit der ZVS). Für eure Einschreibung braucht ihr auf jeden Fall euer Abitur- oder Fachabitur-Zeugnis. Manche Hochschulen verlangen eine Übersetzung davon und eine Beglaubigung. Klärt außerdem, ob ihr schon vorab einen Nachweis über die Finanzierung eures Auslandsaufenthaltes beilegen müsst.

12 Monate vorher: die Sprache

Vokabeln lernen hat schon in der Schule keinen Spaß gemacht. Aber spätestens jetzt wird es Zeit, die alten Hefte wieder rauszuholen. Viele ausländische Unis verlangen ein Sprachzertifikat, bevor sie euch einen Studienplatz anbieten. Der Standard-Test für englischsprachige Länder ist der der TOEFL. Wer nach Frankreich will, muss das DALF (Diplôme approfondi de langue française) vorweisen. Für Spanien braucht ihr das DELE (Diploma Oficiales de Español como Lengua Extranjera). Und wenn ihr vorhaben solltet, einen MBA im Ausland zu machen, dann solltet ihr rechtzeitig anfangen, für den GMAT (Graduate Management Admission Test) zu lernen. Bei diesem Test müsst ihr Aufsätze schreiben, Matheaufgaben lösen und eure Sprachkenntnisse unter Beweis stellen.

10 Monate vorher: das Geld

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Jetzt wird es Zeit, sich um die Finanzen zu kümmern: Reisekosten, Lebensunterhalt im Ausland und Studiengebühren wollen bezahlt werden. Wenn ihr euch für eine Uni in Europa entschieden habt, dann kümmert euch um die Förderung durch das ERASMUS/SOKRATES-Programm. Damit werden euch die Studiengebühren erlassen und ihr bekommt einen monatlichen Zuschuss um die 200 Euro. Bewerben könnt ihr euch bei den zuständigen Koordinatoren eurer Hochschule, die Bewerbungsfristen solltet ihr beim Akademischen Auslandsamt erfragen können.

Wenn ihr weiter weg wollt, dann bietet der DAAD zahlreiche Stipendien an. Welche Möglichkeiten ihr habt, seht ihr in der Datenbank.

Wenn ihr nach Amerika wollt, dann lohnt es sich außerdem, sich bei der Fulbright Commissionzu bewerben. Wenn ihr es durch’s Auswahlverfahren schafft, wird ein großer Batzen der Kosten übernommen. Nettes Plus: Die Fulbright Commission hat einen ausgezeichneten Ruf und ein großes Ehemaligen-Netzwerk - beides könnte euch später im Beruf weiterhelfen.

Euch zieht es nach Neuseeland oder Australien? Dann probiert euer Glück beim Ranke-Heinemann-Institut. Das Institut vergibt Teil- und Vollstipendien für Studenten aller Fachrichtungen.

Ansonsten gilt: Es gibt hunderte kleine Stiftungen, die Geld vergeben. Sie sind meist sehr speziell und ihre Kriterien passen nur auf einen kleinen Personenkreis. Aber die Recherche lohnt sich! Gerade diese Stiftungen sind vielen unbekannt und werden nicht von Bewerbern überrannt. Deswegen sind eure Chancen umso besser. Eine Übersicht findet ihr auf E-fellows.net in der Stipendiendatenbank.

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6 Monate vorher: das Auslandsbafög

Egal ob es mit einem Stipendium geklappt hat oder nicht: Es bleibt immer noch das Auslandsbafög. Auch wenn ihr derzeit keines bekommt, weil eure Eltern zu viel verdienen: lasst es euch noch einmal durchrechnen! Die Chancen stehen deutlich besser. Denn wegen der Reisekosten, der Studiengebühren und des Lebensunterhaltes im Ausland wird eine andere Berechnungsgrundlage verwendet. Den Antrag müsst ihr mindestens ein halbes Jahr vor Abreise stellen - und zwar beim zuständigen Auslandsbafög-Amt. Hier findet ihr eine Liste aller Ämter und einen Bafög-Rechner.

3 Monate vorher: die Versicherung

Wir wollen es nicht beschwören: Aber passieren kann einem auch im Ausland immer etwas. Damit ihr für den Fall der Fälle abgesichert seid, lohnt sich eine Zusatzversicherung. Ihr seid zwar auch im Ausland über eure deutsche Krankenversicherung abgesichert, aber in vielen Ländern gilt nicht der volle Versicherungsschutz. Informiert euch bei eurer Krankenkasse oder der Botschaft des Gastlandes. Eine Zusatzversicherung könnt ihr immer noch kurzfristig abschließen.

Tag der Abreise

Ihr habt alles hinter euch gebracht und steht mit gepackten Koffern am Flughafen? Dann wartet jetzt die beste Zeit eures Lebens!

Text Nele Justus

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