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Mutterschafft: Eine Jobbörse nur für Mütter

Mutterschafft: Eine Jobbörse nur für Mütter
© Jan Schultchen
In klassischen Jobbörsen haben Mütter oft schlechte Karten. Eine neue Plattform will den Frauen die Jobs vermitteln, die sie brauchen und mit Vorurteilen aufräumen. Wir stellen Ihnen Mutterschafft vor und verlosen

Die berufstätige Mutter in Deutschland hat ein Imageproblem. Sobald ein Kind in ihrem Leben ist, ziehen dunkle Wolken über ihren beruflichen Weg. Sie heißen "Karriereknick", "Teilzeitfalle", "Kinderkranktage" oder "Wissenslücken" und überschatten auch perfekte Lebensläufe. Sie führen dazu, dass sich topqualifizierte Frauen bei der Jobsuche fragen, ob sie ihr Kind lieber verheimlichen sollten. Ob sie ihre Wunsch-Teilzeit überhaupt vorbringen können. Oder ob sie nach einem Jahr Pause den Anforderungen noch gewachsen sind.

Der Arbeitsmarkt ist voll von hochmotivierten Müttern, die arbeiten wollen

Und auch Unternehmen sind unsicher. Kann Jobsharing funktionieren? Leistet man im Homeoffice genauso viel wie im Büro? All diese Zweifel führen zu einer paradoxen Situation: Der Arbeitsmarkt ist voll von hochmotivierten Müttern, die arbeiten wollen und trotzdem finden sie oft nicht zu den Firmen, die diese Mitarbeiter suchen.


Seit August 2013 gibt es mit Mutterschafft eine Plattform, die dieses Problem lösen will. "Wir unterstützen Mütter beim Ein-, Um- und Wiedereinstieg und vermitteln Unternehmen qualifiziertes Personal", so Isabel Möller, 37, und Kirsten Lenz, 33, die Geschäftsführerinnen von Mutterschafft. Der Vorteil einer solchen Online-Jobbörse liegt für sie auf der Hand: "Bei den Stellenangeboten auf unserer Seite ist von Anfang an klar, dass es sich um familienfreundliche Jobs handelt", sagt Lenz. Gleichzeitig könnten die Mütter in ihren Profilen offen ihr gewünschtes Arbeitsmodell angeben. Verstecken muss hier keiner spielen.

Während sich viele Frauennetzwerke auf Topjobs in der Wirtschaft beschränken, soll Mutterschafft alle Branchen bedienen. "Wichtig ist uns, dass sich keine Mutter ausgegrenzt fühlt", sagt Isabel Möller. Von der jungen Buchhalterin, die nur 15 Stunden arbeiten kann, bis zur Projektmanagerin, die aus der Teilzeitfalle raus will, sollen sich hier alle gleichwertig präsentieren können und vermittelt werden.

So funktioniert das Jobportal "Mutterschafft"

Auf www.mutterschafft.de können sich Jobsuchende kostenlos registrieren. Die Profile sind nicht öffentlich, sondern nur für das Mutterschafft-Team sichtbar, das diese an Unternehmen weitergibt. Ausgewählte Mitglieder werden im Magazin-Bereich als "Mom-Cases" oder "Boss-Cases" vorgestellt. Zusätzlich können die Mütter auch ein Premiumangebot buchen: Für fünf Euro im Monat bekommen sie auf Wunsch Coachings, Bewerbungstipps oder eine Vorbereitung aufs Vorstellungsgespräch. "Bei vielen Müttern schrumpft während der Elternzeit das Selbstbewusstsein", erklärt Isabell Möller. "Sie trauen sich nicht mehr so viel zu und sind unsicher, was sie fordern können." Diese Zweifel sollen den Müttern in Vorgesprächen genommen werden. Koordiniert werden die Premium-Angebote von den Regionalmanagern bei Mutterschafft. Auch sie sind in der Regel Mütter und arbeiten - vorbildlich unkonventionell - im Homeoffice.

Die Unternehmen wiederum können auf www.mutterschafft.de Anzeigen schalten (für 100 bis 400 Euro), die auf der Seite öffentlich sichtbar sind. Mutterschafft bietet aber auch klassische Personalvermittlung an. "Die Bewerbung auf einen Job läuft dann über uns, wir machen die Vorauswahl, führen das erste Bewerbungsgespräch und stellen passende Kandidatinnen beim Kunden vor", sagt Isabel Möller.

Mutterschafft sieht sich als Vermittler zwischen Firmen und Bewerberinnen. "Wir wollen zum einen die Arbeitgeber dazu bewegen, neue Modelle auszuprobieren, wie zum Beispiel Jobsharing. Gleichzeitig müssen natürlich auch die Mütter mit ihren Vorstellungen realistisch bleiben und Flexibilität beweisen."

Unternehmen können auf Mütter nicht mehr verzichten

Wie aber überzeugt man Firmen, die mit Müttern bislang vor allem Probleme verbinden, ihre Stellen bei Mutterschafft auszuschreiben? Eine Mutter zu beschäftigen habe so viele Vorteile, die müsse man eben herausstreichen, sagt Kirsten Lenz. "Mütter arbeiten auch als Teilzeitkräfte sehr effizient. Sie sind oft hochqualifiziert, verzichten aber für flexible Arbeitszeiten schon mal auf andere Privilegien." Und sie seien treue Mitarbeiter. Wer Familie habe, wechsle nicht ständig den Arbeitsplatz. "Aus eigener Erfahrung weiß ich auch: Mütter sind abgeklärter. Man regt sich nicht mehr über jede Kleinigkeit auf und konzentriert sich auf die wichtigen Dinge." Viele Unternehmen hätten aber längst begriffen, dass sie auf das Know-how der Mütter nicht mehr verzichten könnten. Und Familienfreundlichkeit oder Frauenförderung seien heute Begriffe, mit denen man gern sein Image aufpoliert.

Offensichtlich haben Lenz und Möller schon gut für ihre Klientel geworben. Neben mittelständischen Firmen konnten sie auch große Konzerne wie Panasonic, Johnson & Johnson oder Marriott Hotels gewinnen. Aktuell gibt es bei Mutterschafft Jobanzeigen aus den Bereichen Vertrieb, Mediengestaltung, Gesundheit, Service, Projektmanagement, Buchhaltung oder Sachbearbeitung. "Wir bieten Arbeitgebern aber auch an, Projekte auszuschreiben, weil wir gemerkt haben, dass in vielen Unternehmen der Trend zu Projektarbeit geht, vor allem im Kreativbereich", sagt Isabel Möller. "Und viele Mütter wagen den Schritt in die Selbständigkeit in der Elternzeit."

Das Baby wächst

Noch kommen die Angebote vor allem aus dem Raum Hamburg und Berlin, aber im Lauf des Jahres sollen weitere Großstädte in Deutschland dazukommen. Eine starke Community aus Müttern und Arbeitgebern in ganz Deutschland will Mutterschafft auf lange Sicht werden. Demnächst soll auch ein Forum online gehen, in dem es um berufliche Themen geht. "Über Liebeskummer oder Babybreirezepte soll dort aber nicht diskutiert werden, das würde potenzielle Arbeitgeber nur vergraulen."

Dass Kirsten Lenz und Isabel Möller sich die Leitung von Mutterschafft teilen, war übrigens gar nicht so geplant. "Eigentlich wollten die Gründungspartner nur eine Person, aber dann stellte man fest, dass sich unsere Qualifikationen perfekt ergänzen." Seitdem leben sie das Jobsharing-Modell selbst vor: "Wir können es nur jedem empfehlen."

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