Eine Existenzgründung wird oft aus einem Traum geboren. Gut so, denn das ist die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg, sagt Britta Heegardt. Die Wirtschaftsexpertin arbeitet bei der Handelskammer Hamburg und ist dort Ansprechpartnerin für Existenzgründerinnen. Frauen, die sich selbstständig machen, haben das Risiko oft besser im Blick als Männer, sagt sie. Trotzdem trauen sich immer noch deutlich weniger, ein Unternehmen zu gründen. 2012 gingen laut Statistischem Bundesamt nur ein Drittel aller Existenzgründungen von Frauen aus. 2013 hat sich die Zahl erhöht. Im KfW-Gründungsmonitor wurden demnach 43 Prozent aller Grüdungsprojekte von Frauen initiiert. Um Frauen zu fördern und ihnen Mut zu machen, erklärt Britta Heegardt, wie man sich auf eine Existenzgründung vorbereitet und wie man typische Gründerfehler vermeidet.
Ihre Tipps sind erste Anregungen für Existenzgründerinnen im gesamten Bundesgebiet. Je nach Bundesland gibt es jedoch verschiedene Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten. Darüber informiert unter anderem die jeweilige Industrie- und Handelskammer.
Es klingt banal, ist aber trotzdem elementar wichtig, wenn Sie sich selbstständig machen wollen: Machen Sie nur das, was Sie interessiert und begeistert. "Gucken Sie nicht danach, was gerade Trend auf dem Markt ist. Schauen Sie lieber, wofür Sie brennen und was Sie können", sagt Britta Heegardt. Denn diesen Job machen Sie idealerweise jahrelang. Daher sollte er zu Ihnen passen.
"Wenn Sie eine Idee haben und sich selbstständig machen wollen, sollten Sie sich umfassend über eine Existenzgründung informieren", rät Britta Heegardt. Auch wenn Sie leidenschaftlich für Ihre Idee brennen – rennen Sie nicht sofort los und unterschreiben Sie einen Mietvertrag für einen Geschäftsraum. Vor der Gründung steht die Planung. "Die Handelskammern sind gute Ansprechpartner zur Erstinformation", sagt Heegardt. In der Handelskammer Hamburg werden beispielsweise jeden Monat Info-Vorträge für Gründer angeboten. Dort wird erklärt, welche Schritte bei einer Existenzgründung zu beachten sind, welche Rechtsfragen geklärt werden müssen und welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt. "Wenn man die falschen Schritte nacheinander macht, kriegt man möglicherweise am Ende keine Finanzierung mehr. Wenn ich erst einen Mietvertrag unterschreibe und Ware bestelle, kann ich das möglicherweise später nicht mehr mit Förderprogrammen finanzieren." Zudem müssen Sie sich über den Markt informieren, auf dem Sie sich selbstständig machen wollen und diesen realistisch einschätzen. "Wenn Sie zum Beispiel einen Online-Handel für Bücher aufmachen wollen, müssen Sie sich fragen, ob der Markt nicht schon zu besetzt ist."
Wenn Sie sich informiert haben, müssen Sie einen Businessplan erstellen. Dieser beschreibt Ihr Unternehmen und die Gewinnmöglichkeiten. Vorlagen finden Sie beispielsweise beim Bundeswirtschaftsministerium oder Sie nutzen die Informationen von der Gründerinnen-Zentrale. Ein Businessplan ist in jedem Fall wichtig, selbst wenn Sie keinen Kredit oder kein Fördergeld brauchen, denn er strukturiert Ihre Idee. Nur wenn Sie detailliert aufgeschrieben haben, wie Sie mit Ihrer Gründung am Markt überzeugen wollen, können Sie auch andere dafür begeistern. "Geben Sie Ihren Businessplan gern an Freunde. Von denen bekommen Sie ein erstes Feedback", rät Britta Heegardt. Danach sollten Sie allerdings Ihren Businessplan von einem Experten prüfen lassen. Viele Handelskammern bieten eine kostenlose Beratung an, um Pläne zu checken. Ein Branchenspezialist analysiert dabei, ob der Plan nachvollziehbar und vollständig ist. Er schätzt zudem ein, ob eine Bank auf dieser Basis einen Kredit gewähren würde. Außerdem schaut der Berater darauf, ob das Konzept in den Markt passt und ob der Gründer ausreichend qualifiziert ist. Tipp: Die Gründungswerkstatt ist eine überregionale Seite, die von den Industrie- und Handelskammern unterstützt wird. Sie begleitet Sie bei Ihrer Businessplanerstellung und gibt Ihnen Tutoren an die Seite, die Sie kostenlos online um Hilfe fragen können.
Wenn der Businessplan steht, muss meisten bei einer Bank ein Kredit beantragt werden. Zusätzlich sollte man sich erkundigen, ob es Fördergelder für Ihre Gründung gibt. Kalkulieren Sie auch die Kosten in der Anlaufphase ein. "Viele unterschätzen die erste Phase, in der noch wenig oder kein Geld reinkommt. Wenn Sie nach vier Monaten wieder bei der Bank stehen, weil Ihr Finanzpolster zu gering war, könnte es schwierig werden, einen neuen Kredit zu bekommen", sagt Britta Heegardt.
Einen Businessplan erstellen, auf Fördergelder warten, den Kredit von der Bank bekommen, Gewerbe anmelden, Genehmigungen bei einer Behörde einholen, eine Steuernummer beantragen, Personal finden und einstellen, Räume umbauen – Sie merken: Das kann alles lange dauern. Daher ist es wichtig, genug Zeit einzuplanen.
Ihr Geschäft soll gesehen, Ihr Online-Handel im Internet gefunden werden? Dann müssen Sie Marketing machen. Zum Beispiel Außenwerbung für Ihren Laden oder Marketing im Internet. "Wie lande ich auf der ersten Google-Seite? Was ist mit Google-Werbung? Was mache ich über Facebook, Xing, Twitter?" Fragen wie diese sollten Sie sich stellen, wenn Sie eine Selbstständigkeit im Internet planen, rät Britta Heegardt.
Tausendmal gesagt, weil es tausendfach wichtig ist. Wer erfolgreich sein will, braucht Netzwerke. Gerade Frauen sollten das nicht unterschätzen. "Wenn sich beispielsweise Mütter nach einer Elternzeit selbstständig machen wollen, sollten sie Zeit für die Netzwerkpflege einplanen. Fast keine Neugründung ist ein Selbstläufer", weiß Britta Heegardt. Inzwischen bieten viele Städte und Bundesländer Netzwerkveranstaltungen speziell für Frauen an. Einen ersten Überblick finden Sie beim Bundeswirtschaftsministerium.
Einen Kredit über 400.000 Euro aufnehmen, einen Mietvertrag über zehn Jahre unterschreiben und fünf Vollzeitkräfte einstellen – das könnte für den Anfang eine zu große Verpflichtung sein. Riskieren Sie deshalb nicht zu viel, sondern bauen Sie Ihr Unternehmen mit der Zeit auf. "So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich", findet Britta Heegardt.
Steht Ihre Familie hinter Ihnen? Tolerieren beispielsweise Ihr Mann und Ihre Kinder, dass Sie am Samstag auch mal arbeiten müssen? Diese Fragen sollten Sie sich stellen.
Mut sollte Ihr neuer Freund sein, den Sie gern täglich treffen dürfen. "Viele Frauen fangen zunächst im Nebenerwerb an. Das ist auch okay, wenn man sich nicht sofort zutraut, als Vollzeitunternehmer zu starten", sagt Britta Heegardt. Probieren Sie aus, was Ihnen guttut.